GAME OF COINS

Bei „Game of Thrones“ wird derzeit über die Zukunft von Westeros entschieden – dabei ist die erfolgreichste Serie in der Geschichte HBO’s nicht nur ein Quotenhit, sondern auch ein Milliardengeschäft.

Der Winter ist da – und mit ihm auch der Kampf um Leben und Tod: Werden die Weißen Wanderer besiegt und Westeros gerettet? Über­leben Daenerys und Jon die Schlacht? Wer wird am Ende auf dem Eisernen Thron sitzen? Und: Wer ist Azor Ahai, der prophezeite Lichtbringer, vor dem die Dunkelheit angeblich weichen wird?

Für all jene, die nun völlig verwirrt sind: Die Rede ist von der HBO-Fantasyserie „Game of Thrones“. Die erfolgreichste TV-Serie ­aller ­Zeiten hält den Rekord für die meisten Emmy-­Nominierungen für eine Dramaserie und ist laut Time Magazine die Serie mit den meisten Raubkopien. HBO freut sich zudem über ­steigende Quoten: Waren es bei der Erstausstrahlung 2011 noch 2,6 Millionen Zuschauer, verzeichnete ­allein die erste Episode der finalen achten Staffel 17,4 Millionen Zuschauer (TV und Streaming). Bis zum 19. Mai wird nun über das Schicksal von Westeros und seine sieben Königreiche entschieden.

Doch „Game of Thrones“ ist mehr als nur Fankult, die Serie ist vor allem eine wahre Goldgrube. Und das, obwohl die Kosten vollends ­ausuferten: Die finale Staffel kostete insgesamt 90 Millionen US-$, pro Folge lagen die Produktionskosten bei 15 Millionen US-$. Ein Großteil ging dabei für Gagen drauf: Stars wie Kit Harington und Emilia Clarke kassierten pro Folge rund 500.000 US-$.

Bild: Andrea Gläsemann, Forbes, Illustration

Dennoch geht die Rechnung auf. Sein Geld verdient HBO laut eigenen Angaben vor allem über Abos: Ende 2017 zählte der Sender alleine in den USA rund 54 Millionen Abonnenten. Das macht HBO zum am weitesten verbreiteten Premium-Pay-TV-Dienst in den Vereinigten Staaten. Weltweit waren es sogar 88 Millionen Abonnenten in 50 Ländern. Mittlerweile generieren die Abos einen Umsatz von 6,6 Milliarden US-$, rund 5 % mehr als 2017.

Inwieweit „Game of Thrones“ zur Profitabilität des Senders beiträgt, sagt HBO jedoch nicht. Doch neben den eigenen Abos lizenziert das Unternehmen die Serie auch im Ausland, etwa an Sky – bereits 2015 nahm HBO damit schon rund 2,5 Millionen US-$ pro Folge ein.

So eine Cashcow hat man nicht alle Tage, und sie will schließlich auch gemolken werden. Wie also bei der „Herr der Ringe“-Trilogie, die ­später die „Hobbit“-Trilogie nach sich zog und in naher Zukunft um eine ­eigene TV-Serie ergänzt werden soll, bekommt auch „Game of Thrones“ ein Prequel. Für Fans ist die Ausschlachtung ihrer Lieblingsgeschichten zwar nicht immer einfach – rein finanziell gesehen ist die Entscheidung von HBO jedoch mit Sicherheit sinnvoll.

Denn inwiefern eine neue, noch unbekannte Serie an die Dimensionen von „Game of Thrones“ heranreichen kann, ist äußerst ­unklar. Oftmals genannte Nachfolger – wie etwa die Science-­Fiction-Serie „Westworld“ oder „Vikings“ des Senders History – erlebten zwar viel positives Feedback, erreichten aber nie die globale Wirkung von Jon Snow und Co. Somit geht HBO den sicheren Weg und spielt das Game of Coins vorerst weiter – der HBO-Thronnachfolger lässt also zumindest für eine gewisse Zeit noch auf sich warten.

Hierbei handelt es sich um den Leitartikel unserer Redakteurin Andrea Gläsemann aus der April-Ausgabe 2019 „Geld“.

Andrea Gläsemann,
Leitende Redakteurin

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