Fünf Jahre nach Covid: Wandel der Arbeitswelt und sinkendes Vertrauen

Es ist kaum zu fassen, aber mittlerweile sind fünf Jahre vergangen, seit die Weltgesundheitsorganisation am 11. März 2020 die Covid-19-Pandemie ausrief. Binnen weniger Tage standen Unternehmen still, Büros wurden geschlossen, und Millionen von Arbeitnehmern saßen plötzlich zu Hause. Was folgte, war eine tiefgreifende Veränderung der Arbeitswelt.

Der Arbeitsmarkt, der zu Beginn der Pandemie noch von einem Überschuss an Arbeitsplätzen geprägt war – eine Zeit, die als „Die Große Kündigung“ bekannt wurde – hat sich längst gewandelt. Heute sind es wieder die Arbeitgeber, die das Zepter in der Hand halten, während Arbeitnehmer zunehmend mit Unsicherheit und Demotivation kämpfen. Dieser Wandel hat zu einem neuen Phänomen geführt, das als „Die Große Entkopplung“ bezeichnet wird. In dieser Zeit sinken Engagement, Zufriedenheit und das Gefühl der Zugehörigkeit zu den Unternehmen.

Der Grund für diesen Rückgang? „Der Manager-Druck“, wie Jim Harter, Chef-Wissenschaftler für Arbeitsplatzmanagement und Wohlbefinden bei Gallup, erklärt. Laut Harter ist es die Art und Weise, wie Führungskräfte ihre Mitarbeiter führen, die den entscheidenden Unterschied ausmacht. Es geht nicht nur darum, hybride Arbeitsmodelle zu etablieren oder Bürozeiten festzulegen. Vielmehr kommt es darauf an, eine klare und nachvollziehbare Unternehmenskultur zu vermitteln, die von den Führungskräften konsequent umgesetzt wird.

Für viele Manager war es ein schwerer Balanceakt: Sie sollten mehr Effizienz erzielen und gleichzeitig die Mitarbeiter gut betreuen. Doch gerade diese Ungewissheit – wo und wie gearbeitet wird und ob der Arbeitsplatz sicher ist – hat die Bindung der Mitarbeiter schwinden lassen und die Produktivität gemindert.

Zwar erlebte die Produktivität gegen Ende des Jahres 2024 einen leichten Anstieg, doch die Unsicherheit bleibt, und viele Unternehmen stehen vor einer schwierigen Aufgabe, das Engagement ihrer Mitarbeiter zu sichern.

Amerikanische Arbeitnehmer verlieren Vertrauen
Die Situation hat auch das Vertrauen der Arbeitnehmer in ihre Arbeit erschüttert. Neue Berichte von Glassdoor, LinkedIn und Gallup belegen, dass das Vertrauen in die eigene berufliche Zukunft so niedrig wie nie zuvor ist. Gründe dafür sind die Angst vor Entlassungen und das Gefühl, dass die eigene Arbeit nicht genügend wertgeschätzt wird.

Laut LinkedIn dauert es mittlerweile im Schnitt über sechs Monate, bis Arbeitssuchende eine neue Stelle finden. Der Arbeitsmarkt ist hart umkämpft, die wirtschaftliche Unsicherheit und immer wieder wechselnde Vorschriften verstärken die Ängste vieler Arbeitnehmer. Besonders die Angst vor Entlassungen ist allgegenwärtig: Der Glassdoor-Index zur Mitarbeiterzufriedenheit erreichte im Februar 2025 ein historisches Tief. Dies ist der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2016.

Jim Harter von Gallup führt diesen Vertrauensverlust auf eine Veränderung im Change Management zurück. Während die Kommunikation der Arbeitgeber in der Pandemie noch klar und transparent war, hat sich dies während der „Großen Kündigung“ 2021 geändert. Führungskräfte verloren den Fokus auf eine kohärente Unternehmenskultur und versuchten plötzlich, die Rückkehr ins Büro als einzige Lösung zu präsentieren. Doch die Autonomie der Arbeitnehmer, insbesondere in Bezug auf Homeoffice, wurde zunehmend infrage gestellt. Diese Entmündigung führte dazu, dass sich viele Arbeitnehmer von ihren Unternehmen entfremdeten.

Harter betont, dass es für Unternehmen entscheidend ist, auch in unsicheren Zeiten eine klare Kommunikation zu gewährleisten, warum bestimmte Entscheidungen getroffen werden. Fehlt diese Transparenz, fühlen sich die Mitarbeiter vom Unternehmen entfremdet, was zu einem Rückgang des Engagements führt. Das ist ein langfristiger Prozess: Arbeitnehmer werden zwar derzeit oft durch die wirtschaftliche Unsicherheit gebunden, aber sobald sich bessere Alternativen bieten, könnten sie ihren Arbeitsplatz verlassen.

Neuigkeiten aus der Arbeitswelt

  • Fehlerbehebung bei KI wird zu einem neuen Nebenjob für amerikanische Hochschulabsolventen. Die Plattform Scale AI stellt verstärkt Absolventen ein, um Fehler in KI-Modellen zu korrigieren. Diese Arbeitsweise wird derzeit vom Arbeitsministerium überprüft.
  • Darwinbox, eine HR-Tech-Plattform, die von Microsoft unterstützt wird, hat kürzlich 150 Mio. US-$ in einer Finanzierungsrunde erhalten, um ihre mobile und KI-gestützte Produktlinie weiter auszubauen.
  • Der US-Arbeitsmarkt stagnierte im Februar 2025 mit lediglich 151.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen – die schwächste Zuwachsrate im Februar seit 2019. Die Arbeitslosigkeit stieg auf 4,1 %, was auch durch die Kürzungen im öffentlichen Sektor aufgrund von DOGE-Maßnahmen bedingt ist.
  • Harvard und MIT pausieren ihre Einstellungsprogramme aufgrund der Unsicherheit im Hinblick auf die Politik von Präsident Trump und den Bundeshilfen. Diese Entscheidung betrifft auch andere Universitäten, die von Kürzungen betroffen sind.
  • Die Einzelhandelsbranche verzeichnet aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit einen massiven Jobabbau. Allein im Januar wurden 6.300 Stellen abgebaut, und es werden noch über 45.000 Entlassungen erwartet.
  • Sean „Diddy“ Combs wird in einer neuen Anklage wegen Zwangsarbeit beschuldigt. Ihm wird vorgeworfen, mit physischen und psychologischen Drohungen Kontrolle über seine Mitarbeiter auszuüben.

Zahl des Monats:
Die Zahl der Entlassungen in den letzten 12 Monaten ist um 5 % gestiegen – der höchste Wert seit dem Sommer 2020.

Text: Maria Gracia Santillana Linares und Careers
Fotos: engin akyurt und kate.sade

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