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Im Lauf der Jahre hat Zürich ein Gleichgewicht zwischen seiner kosmopolitischen Ausstrahlung und seinen historischen Wurzeln gefunden. Es ist eine Stadt der Kontraste. Was Zürich sonst noch so zu bieten hat, erzählt Olivia Chang, Redakteurin von Forbes DACH, hier noch genauer.
Eine der größten Attraktionen Zürichs ist, dass die Stadt nicht viele davon hat. Es gibt kein Äquivalent zum Louvre, Big Ben oder Trevi-Brunnen in der größten Stadt der Schweiz, in der rund 430.000 Einwohner leben. Daher leiten Reiseführer Touristen in die verwinkelten Kopfsteinpflastergassen, in denen man sich leicht verirrt – bis man irgendwann zufällig am See mit Blick auf die Alpenlandschaft im Hintergrund landet. Auf dem Weg dorthin lassen sich schöne Cafés, Bars und Restaurants entdecken, doch Vorsicht: Die Snacks und Mahlzeiten sind im Vergleich zu anderen Städten unverhältnismäßig teuer. So liegt der eigentliche Charme von Zürich darin, versteckte Geheimtipps in unerwarteten Winkeln zu finden, zu versuchen, alles auf Schweizerdeutsch zu verstehen, und immer
eine Tramfahrt vom Wasser entfernt zu sein.
Im Lauf der Jahre hat Zürich ein Gleichgewicht zwischen seiner kosmopolitischen Ausstrahlung und seinen historischen Wurzeln gefunden. Es ist eine Stadt der Kontraste: von Michelin-Sterne-Restaurants zu entspannten Pop-up-Ständen, renommierten Kunstinstitutionen bis hin zu hipper Straßenkunst. Das Beste daran ist, dass Touristen innerhalb von Zürich keine großen Strecken zurücklegen müssen, um all dies zu entdecken. Die Stadt ist in zwölf Kreise – oder insgesamt 34 Stadtquartiere – aufgeteilt, die alle ihre eigene Note haben. Man könnte seine Route im Stadtzentrum mit dessen Zunfthäusern, Aussichtspunkten und der luxuriösen Einkaufsmeile beginnen. Der irische Schriftsteller James Joyce, der die Schweiz auch sein Zuhause nannte, wird oft mit den Worten zitiert, dass die Bahnhofstraße so sauber sei, dass man Minestrone vom Pflaster trinken könne. Ein paar Haltestellen weiter liegt Zürich-West oder das Industriequartier. In dem aufstrebenden Gebiet befinden sich das trendige Viadukt-Areal und die Markthalle sowie der recycelte Freitag Tower. Im Sommer treffen sich Familien am Zürichhorn in Seefeld zu einem Picknick, während sich in Wiedikon ein jüngeres Publikum im Programmkino und den gemütlichen Restaurants einfindet.
KOSMOS
...Der ideale Ort für ein verregnetes Wochenende, sei es beim Lesen im Buchcafé oder bei einer der vielen kulturellen Veranstaltungen im Forum.
COLLAB ZÜRICH
...Ein kreatives Geschäft mit einer großen Auswahl an nachhaltigen Geschenkideen – von einzigartigen Karten bis hin zu Schmuck von lokalen Designern.
FRAU GEROLDS GARTEN
...Frau Gerolds Garten ist bei Touristen wie Einheimischen gleichermaßen beliebt. Je nach Jahreszeit verwandelt sich die Location in einen Biergarten, ein Fonduezelt oder einen Marktplatz.
FREITAG TOWER
...Der Turm ist eine 26 Meter hohe Konstruktion aus Schiffscontainern mit Blick über Zürich-West. Hinweis: Die Container wurden von Hamburg aus transportiert!
Mit Zürich sind keine großen Namen oder Berühmtheiten verbunden – deshalb setzt die Stadt auf andere Mittel, um sich auf der internationalen Bühne zu behaupten.
LES HALLES
...Die Location ist für diejenigen, die sich nach einem warmen, dampfenden Gericht mit Moules frites sehnen. Ein Restaurant, ein Lebensmittelgeschäft und eine Bar in einem – mit viel Charme und vielfältigem Dekor.
SAFTLADE
...Ein 20 Quadratmeter großer Laden mit dem Anspruch, die älteste Saftbar des Landes zu sein: Im „Saftlade“ dreht sich alles um Bioprodukte und lokal produzierte Snacks.
MONTMARTRE
...Ein verstecktes, französisch inspiriertes Café und Bistro in den Gassen der Altstadt. Am besten geeignet für ein schnelles Treffen in der Stadt!
SAMIGO AMUSEMENT
...Tagsüber ein Restaurant am Hafen, ist es abends ein Ort für Konzerte und Partys. Hier werden Viergängemenüs mit Unterhaltung gemischt.
Mit Zürich sind keine großen Namen oder Berühmtheiten verbunden – deshalb setzt die Stadt auf andere Mittel, um sich auf der internationalen Bühne zu behaupten. Nehmen Sie zum Beispiel das jährliche Zurich Film Festival: Hier zieren Stars wie Cate Blanchett, Kristen Stewart und Judi Dench den „grünen Teppich“ (zu Beginn war er noch rot), seit er 2005 erstmals ausgerollt wurde. Auch das Fifa-Weltfußballmuseum am Bahnhof Enge ist zu einem bedeutenden Aushängeschild geworden, es zieht kleine und große Fans der Sportart in den interaktiven Raum. Und vielleicht eines der besten Beispiele für die globale Anziehungskraft Zürichs ist die Street Parade – die größte Technoparade der Welt. Die Straßen sind kaum mehr wiederzuerkennen, wenn Hunderttausende von Musikliebhabern für ein Wochenende mit elektronischer Musik, Side-Partys und bunten Wagen in die Stadt strömen.
Und dann sind da noch die Bräuche und skurrilen Traditionen, die typisch für Zürich sind. Dazu braucht es ein Grundverständnis des Dialekts, „Züritüüütsch“. Das erste Wort, „Badi“, steht für Frei- und Seebäder, die im Sommer zum Leben erweckt werden, vom „Frauenbadi“ über „Utoquai“ bis hin zum „Badi Enge“. Dutzende dieser Freibäder sind über die ganze Stadt verstreut, einige verwandeln sich abends in Bars und Veranstaltungsorte für Livemusik. Und wer könnte das Sechseläuten bzw. „Sächsilüüte“ vergessen? Während des Frühlingsfests wird die Schneemannfigur „Böögg“ auf einem Lagerfeuer angezündet – je schneller sein Kopf explodiert, desto besser wird der Sommer. Der bisherige Rekord liegt bei fünf Minuten und 42 Sekunden, und ja, es war ein schwüler Sommer im Jahr 2003. Die Traditionen werden im Winter fortgeführt, wenn Hunderte von Menschen den Sprung wagen und in der eiskalten Limmat schwimmen, alles im Namen der Nächstenliebe: „Samichlausschwimmen“, wie die Schweizer es nennen, ist ein Zeichen dafür, dass Weihnachten, Glühwein und Apéros vor der Tür stehen. All dies zeigt, dass Zürich weit mehr ist als ein einfacher Platz in den Top Ten auf der Liste der lebenswertesten Städte der Welt – eine Boutique-Stadt mit einem großen pulsierenden Herzen.
Text: Olivia Chang
Fotos: Titelbild Claudio Schwarz (@purzlbaum via unsplash.com), Olivia Chang
Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 11/12–20 zum Thema „Security“.