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Die Partner Bank ist darauf spezialisiert, Menschen bei ihrer Finanzplanung und beim Aufbau ihrer Vorsorge zu beraten und zu begleiten. Seit letztem Jahr werden Workshops für Frauen angeboten, um ihre Finanzbildung zu erweitern. Wie das in der Praxis vonstattengeht, welche Rolle weibliche Vermögensberaterinnen spielen und warum sogar Kinder Finanzwissen lernen können, darüber spricht Vorständin Dr. Sarvenas Enayati im Interview.
In der Partner Bank Akademie in der Goethestraße 1a in Linz finden normalerweise Aus- und Weiterbildungen der Mitarbeiter statt. An ausgewählten Tagen im Jahr versammeln sich aber auch zwischen 20 und 30 Frauen in den Räumlichkeiten und erleben die vielen Möglichkeiten der Finanzwelt. Top-Speaker nehmen sich knapp vier Stunden Zeit, um praxisnahes Basiswissen und Anwendungshilfen zu vermitteln. Die Workshops, gemeinsam mit der Two Wings Privatstiftung ins Leben gerufen, sind Dr. Sarvenas Enayati eine Herzensangelegenheit.
Worum geht es in den Finanzbildungs-Workshops?
Dr. Sarvenas Enayati: Anlässlich unseres 30-jährigen Jubiläums im letzten Jahr haben wir die Finanzbildungs-Workshops für Frauen ins Leben gerufen. Wir haben gemerkt, dass es einen Raum für Frauen braucht: Zum einen leben Frauen im Durchschnitt bis zu acht Jahre länger als Männer, zum anderen ist es auch aufgrund von Care-Arbeit für Kinder und Pflegefälle so, dass viele Frauen in Teilzeit arbeiten, was dann in der Pensionsvorsorge deutlich wird. Es gibt viele Frauen, die sich auch einfach nicht die Zeit nehmen, über Finanzen nachzudenken.
Wir haben mit unseren Workshops einen Raum geschaffen – wir nennen ihn auch „Wealth and Health“ –, wo mehrere Experten auch über Frauengesundheit und Gendermedizin referieren. Die Themen der Workshops beziehen sich nicht auf Produkte der Bank, sondern es werden viele Fragestellungen bearbeitet, wie zum Beispiel: Warum sind Reserven wichtig? Wie sorge ich am besten vor? Was bedeutet eigentlich Inflation? Unser Motto ist: „Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen“ – ein Zitat von Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten.
Wer sind die Teilnehmerinnen?
Die Teilnehmerinnen der Workshops sind ziemlich vielfältig. Zum Teil melden sie sich selbst an, es kommen aber auch Magazinleserinnen über unsere Medienkooperationen zu uns. Die Altersspanne ist sehr breit gefächert: Sie geht über drei Jahrzehnte und beginnt bei Teilnehmerinnen im Alter von Mitte 20 und reicht bis Mitte 50. Oft leben junge Menschen im Moment, was auch Vorteile mit sich bringt; durch das Älterwerden merken sie aber, welche Herausforderungen auf sie zukommen. Beim Thema Vorsorge ist es gut, einen langfristigen Horizont zu haben. Durch die verschiedenen Frauen aus unterschiedlichen Lebensphasen können viele voneinander profitieren.
Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen‘ – ein Zitat von Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten.
Dr. Sarvenas Enayati, Vorständin Partner Bank
Warum wird die Bedeutung der Gemeinschaft so betont?
Wir versuchen auch, deutlich zu machen, dass Wohlstand aufzubauen eine Gemeinschaftsarbeit ist – es wird auch für Pensions- und Sozialsysteme eine Gemeinschaft benötigt, damit sie funktionieren. Früher hat man sich in Familien oder Dorfgemeinschaften gegenseitig beim Hausbau geholfen, heutzutage gibt es neue Konzepte – wie etwa Carsharing –, wie man Ressourcen effizient nutzen kann. In den Workshops wird klargemacht, dass die Unterstützung der Mitmenschen wichtig ist, wenn man Wohlstand aufbauen möchte.
Investieren Frauen eigentlich anders als Männer?
Fest steht, dass sich immer mehr Frauen für den Finanzbereich und die Zahlenwelt interessieren. Mein Eindruck ist aber, dass Frauen oft nicht die maximale Rendite anstreben, aber dafür umsichtiger investieren. Frauen sehen in der Regel Investitionen nicht als Gaming oder Spekulation, sondern als strategische Vorsorge.
Sie achten in Ihrem Unternehmen sehr auf Diversität in der Belegschaft. Bringen weibliche Vermögensberaterinnen Vorteile?
In der Partner Bank sind inzwischen mehr Frauen als Männer beschäftigt. Ich merke, dass Frauen tendenziell gut zuhören und auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen. Ich denke, dass die weibliche Eigenschaft des guten Zuhörens vor allem in der Vermögensberatung sehr wichtig ist. Letztendlich ist Vertrauenswürdigkeit entscheidend. Kunden stellen sich Fragen wie: Wie gut aufgehoben fühle ich mich bei der Person? Wie sehr nimmt sie meine Interessen wahr? Kann sie mich kompetent beraten? Hierbei spielt das Geschlecht keine Rolle, denn Frauen können das genauso wie Männer.
Welchen Mehrwert bringt Geschlechtervielfalt im Unternehmen?
Es gilt das Prinzip der Two Wings Privatstiftung: Mann und Frau werden sinnbildlich als die Flügel eines Vogels gesehen – beide Flügel sollten immer gleich entwickelt sein, damit er fliegen kann. Es gibt kein „Besser“ und kein „Schlechter“. Wir sind der Meinung, dass Diversity einen Mehrwert schafft, auch in kultureller Hinsicht. In der Partner Bank arbeiten Mitarbeiter aus verschiedenen Nationen, es werden bis zu zehn Sprachen gesprochen. Wir sind der Meinung, dass kulturelle Vielfalt und Diversität einen unheimlichen Mehrwert bringen und zum Fortschritt beitragen.
In den meisten Schulen wird die Finanzbildung vernachlässigt. Wie kann man Kindern das Thema schmackhaft machen?
Heutzutage wird an Schulen diesbezüglich schon mehr unternommen als in meiner Schulzeit. Meine Tochter ist im Gymnasium und hat den Unternehmerführerschein als Wahlpflichtfach machen können. Es könnte natürlich immer mehr angeboten werden, ich habe aber das Gefühl, dass ein Bemühen an den Schulen da ist, mehr Finanzbildung in den Lehrplan zu integrieren. Wir senden einen Newsletter rund um den Weltspartag (31. Oktober, Anm.) aus, in dem es um den Umgang mit Geld, insbesondere für Kinder, geht. Es wird dabei versucht, den Kindern das Thema Geld näherzubringen.
Was können Eltern zur Finanzbildung ihrer Kinder beitragen?
Wir empfehlen den Eltern, ihren Kindern bereits in jungen Jahren beizubringen, mit einem gewissen Budget umzugehen – zum Beispiel bei einem Supermarktbesuch, wo dem Kind ein kleines Budget zur Verfügung gestellt wird. Das Kind lernt, mit diesem Budget zurechtzukommen, und kann dann auf größere Ziele hinarbeiten. Bei Gesprächen in der Familie kann das Kind ebenfalls lernen, dass man sich etwa den Wunsch nach einem Fahrrad erst erfüllen kann, wenn dafür eine Summe angespart ist. Wir leben in einer Zeit, wo man alles auf Knopfdruck oder Raten bekommen kann – es ist wichtig, Kindern beizubringen, dass es auch ein anderes Modell gibt; dass Dinge auch etwas Zeit benötigen, bis man sie bekommt.
Verändern sich in Krisenzeiten auch die Themen in der Vermögensberatung?
Die Bedeutung von Sachwerten, dem Edelmetall Gold sowie von Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit ist gestiegen. Wir haben den Sachwert physisches Gold auch bei uns im Angebot. Viele Kunden sorgen bei uns auch in Form von monatlichen Beträgen mit physischem Gold vor, denn Gold ist schon seit 6.000 Jahren ein Vermögenswert. Zwar unterliegt es ebenso Schwankungen, es weist aber trotzdem den Aspekt des Inflationsschutzes auf.
Der nächste Workshop „Frauen und Finanzen“ findet am 9. November 2023 um 16 Uhr in der Partner Bank Akademie in Linz statt – Infos bei Karianne Gaßner unter kga@partnerbank.at.
Fotos: beigestellt