Fernando De Leon: Vom Grenzgänger zum Selfmade-Milliardär

Fernando De Leon sprengt Grenzen als Milliardär mit Wurzeln in der Einwanderungsgeschichte – doch mit demografischen Etiketten kann er wenig anfangen. „Am meisten identifiziere ich mich mit dem Ethos eines ‚Texaners‘,“ sagt er.

Jahrzehnte bevor Fernando De Leon sein Unternehmen Leon Capital Group zu einem Konglomerat mit einem geschätzten Wert von knapp 3 Mrd. US-$ machte, lebte er als Kind in Armut in Mexiko und überquerte täglich die Grenze, um in den USA zur Schule zu gehen. Als einziges Kind seiner Familie, das in einem US-amerikanischen Krankenhaus geboren wurde, war ihm die US-Staatsbürgerschaft und der Zugang zu amerikanischen Schulen garantiert. Nach dem Unterricht in Brownsville, Texas, pendelte er zurück in seine Heimatstadt Matamoros, um dort erneut abends mit Kindern aus landwirtschaftlichen Familien zur Schule zu gehen. Diese Doppelbelastung erwies sich als Vorteil: Die mexikanischen Lehrer behandelten denselben Stoff oft früher, was De Leon half, seinen amerikanischen Mitschülern voraus zu sein. Als er später an der Harvard-Universität angenommen wurde, zeigte er den Zulassungsbrief zuerst dem US-Grenzbeamten, der ihn seit seinem fünften Lebensjahr täglich gesehen hatte.

Der Weg zur unternehmerischen Freiheit
De Leon, heute 46 Jahre alt, nutzte die Bildungschancen, die ihm seine Staatsbürgerschaft bot, und ging zunächst an die Wall Street. Doch schon bald zog es ihn zurück nach Texas, wo er sein eigenes Unternehmen gründete. „Reichtum entsteht durch Unternehmertum“, erklärt De Leon. „Das ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse des amerikanischen Kapitalismus.“ Er konzentrierte sich zunächst auf den Bau von Wohn- und Mehrfamilienhäusern sowie auf erschwinglichen Wohnraum, bevor er sein Portfolio auf essenzielle Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung ausweitete.

Heute umfasst Leon Capital 12 operative Unternehmen in 11 verschiedenen Branchen, von denen mehr als ein Drittel auf einen Wert im neunstelligen Bereich geschätzt werden. Etwa ein Viertel seines Vermögens von geschätzten 2,8 Mrd. US-$ steckt in Wohn- und Gewerbeimmobilien in aufstrebenden Sunbelt-Städten. Über ein Drittel entfällt auf Gesundheitsdienstleistungen, darunter Kardiologie, Zahnmedizin und Augenheilkunde. Der Rest verteilt sich auf ein diversifiziertes Portfolio – von Friseursalons über Versicherungen bis hin zu Therapiezentren.

„Ein Unternehmer mit der Mentalität eines armen Mannes“
De Leon hebt sich von traditionellen Private-Equity-Investoren ab, indem er Unternehmen von Grund auf aufbaut und langfristige Investitionshorizonte verfolgt. Er setzt gezielt auf schnell wachsende Regionen wie Dallas und Phoenix, insbesondere mit Blick auf die dort stark wachsende Latino-Bevölkerung. Sein Ziel: essenzielle Dienstleistungen für neue Bewohner bereitzustellen.

„Unsere Investitionsstrategie versteht diese Konsummuster besser als die klassischen Hedgefonds-Manager“, sagt er. Ein Freund habe ihm einmal geraten: „Konzentriere dich mehr auf dein Matamoros als auf dein Harvard.“

CEO: Fernando De Leon (Foto: leoncapitalgroup.com)

Der Weg aus der Armut
Als jüngstes von sechs Geschwistern wurde De Leon von seiner Mutter in einem US-Krankenhaus geboren. „Ich bin das, was Donald Trump einen ‚Anker-Baby‘ nennt“, sagt er. „Aber ein steuerzahlendes Anker-Baby.“

Der Verlust seines Vaters, eines Anwalts, der aufgrund gesundheitlicher Probleme kaum noch arbeiten konnte, verschärfte die finanzielle Not der Familie. Bereits als Teenager brachte De Leon Geld nach Hause, indem er für US-Immobilienentwickler in Mexiko dolmetschte. „Angst treibt dich dazu, Lösungen zu finden“, erinnert er sich.

Vom Startkapital zum Milliardenunternehmen
Nach seinem Studium arbeitete De Leon bei Goldman Sachs, fand sich dort aber nicht zurecht und kehrte mit Ersparnissen von 80.000 US-$ nach Texas zurück, um in Immobilien zu investieren. Sein Durchbruch kam, als er einen erfahrenen Entwickler davon überzeugte, ein schwieriges Grundstück gemeinsam zu bebauen. Der Erfolg dieses Projekts legte den Grundstein für die Gründung der Leon Capital Group im Jahr 2006.

Rechtzeitig vor der Finanzkrise 2007 verkaufte er den Großteil seines Portfolios für rund 20 Mio. US-$ und nutzte die Krise, um günstig Immobilien und Kredite aufzukaufen. Dieser antizyklische Ansatz verschaffte ihm den nötigen Spielraum, um weiter zu expandieren.

Diversifizierung und Langfristigkeit als Erfolgsrezept
Seit 2014 investiert De Leon verstärkt in Gesundheitsdienstleistungen, darunter mehr als 430 Zahnarztpraxen und 20 Augenkliniken. Auch in Beauty- und Wellnessdienstleistungen ist er eingestiegen – ein Schritt, der seinem pragmatischen Stil zunächst widersprach, sich jedoch als profitabel erwies.

Eines seiner erfolgreichsten Projekte ist Crexi, eine Datenplattform für Gewerbeimmobilien, die er 2015 mitgründete. Heute ist Crexi mit einem geschätzten Wert von 500 Mio. US-$ eine der führenden Plattformen in den USA und wird als „Zillow für Gewerbeimmobilien“ bezeichnet.

Visionen für die Zukunft
Leon Capital erzielt jährliche Renditen von etwa 35 % auf seine Exits und beschäftigt mittlerweile mehr als 4.000 Mitarbeitende. Mit neuen Immobilienfonds, die auf Healthcare, Industrie und Wohnimmobilien abzielen, möchte De Leon weitere 500 Mio. US-$ an Investitionen anziehen.

Für die Zukunft hat er ehrgeizige Ziele: „Ich will Warren Buffett schlagen – in den nächsten 30 oder 50 Jahren.“ Gleichzeitig sieht er sich als Vorbild für junge Latinos aus benachteiligten Verhältnissen. „Amerika sieht heute anders aus. Vielleicht kann ich ein Gesicht für diese neue Realität sein.“

Foto: Barbara Zandoval

Forbes Digital

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