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Sie ist Europas Pionierin der veganen Donuts: Jessica Jeworutzki. Gemeinsam mit ihrem Partner Bram van Montfort besitzt und führt sie sechs Stores und eine riesige Produktion mitten in Berlin.
Von einer Elf-Quadratmeter-Küche zu einer 1.000 Quadratmeter großen Produktion: Genau diesen Traum hat sich Gründerin und Geschäftsführerin sowie „Under 30“-Listmakerin Jessica Jeworutzki von Brammibal’s Donuts selbst erfüllt. „One donut at a time“ – so lautet das Motto der ersten veganen Donutkette Europas.
Das eigene Business begann mit einer Idee für ein Geburtstagsgeschenk: Jeworutzki und ihr Geschäfts- und Lebenspartner Bram van Montfort backten zuerst Donuts für eine Freundin. Die anschließende Begeisterung in ihrem Freundeskreis brachte sie auf die Idee: „Wieso das Ganze nicht als Business aufbauen? Schließlich gibt es noch keine veganen Donuts in Europa.“ Aus diesem Gag wurde Mitte 2015 Brammibal’s Donuts.
Zu Beginn waren Jeworutzki und van Montfort auf Märkten in Berlin vertreten – und dort mit ihren Donuts immer ausverkauft. Jedoch hatte Jeworutzki damals noch einen Vollzeitjob, den sie bewältigen musste: Sie arbeitete in der Pflege und musste oftmals aus Nachtschichten kommend in die Küche, um die Donuts für den Markt am Morgen fertig gebacken zu haben. Aber wieso als Pflegerin arbeiten, wenn man so ein großes Marktpotenzial sieht?
Seit Jeworutzki 15 Jahre alt war, ist sie Veganerin, und auch ihre Liebe zum veganen Backen entwickelte sich immer weiter. Der Wunsch nach einer Konditorausbildung war groß, aber es gab ein Problem: Konditorausbildungen wurden damals nur mit tierischen Produkten durchgeführt. Aufgrund dieses Umstands entschied sich Jeworutzki für die Pflege – und arbeitete in einem Job, für den sie in Wahrheit nicht wirklich brannte.
Um sich ihren Traum zu erfüllen, brauchten Jeworutzki und van Montfort Geld und arbeiteten deshalb in ihren Jobs weiter. Außerdem versuchten sie, mit Crowdfunding Geld für ihr Business zu bekommen. Damit konnten sie immerhin 18.000 € generieren und mit zusätzlicher finanzieller Unterstützung von Familie und Freunden ihren ersten Laden finanzieren. Aus der kleinen privaten Küche wurde eine Gewerbeküche, die Mini-Fritteuse wurde durch eine Profi-Backfritteuse ersetzt.
Für die Eröffnung eines Gastronomieunternehmens müssen in Deutschland allerdings einige Hürden genommen werden: Man muss einen Meistertitel haben, um Backwaren verkaufen zu dürfen. Das heißt in der Praxis: Man absolviert eine Meisterprüfung oder stellt einen Konditormeister ein – bei Jessica Jeworutzki und ihrem Partner war es allerdings der Konditormeister, der sich erst in die vegane Backkunst einarbeiten musste. Brammibal’s Donuts ersetzt nämlich tierische Produkte durch pflanzliche Alternativen wie Hafermilch, Pflanzensahne oder auch Margarine. „Wir haben grundsätzlich viele Produkte in Bio- beziehungsweise in allerhöchster Qualität, was sie letztendlich so wohlschmeckend macht“, sagt Jeworutzki.
Der gute Absatz gibt der veganen Unternehmerin recht: Brammibal’s Donuts kann seit der Gründung auf ein jährliches Wachstum von 20 % zurückblicken. Die erwirtschafteten Gewinne wurden in die laufende Verbesserung der Produkte investiert. In sechs Läden in Berlin werden insgesamt 14 verschiedene Donutsorten angeboten; zum einen gibt es die Klassiker, zum anderen monatlich wechselnde saisonale Sorten.
2018 wurde der „Charity Donut“ eingeführt: Von jedem verkauften Donut spendet das Unternehmen einen Euro an eine gemeinnützige Organisation, die monatlich wechselt. Mittlerweile konnten die beiden Gründer dadurch 234.000 € spenden.
Seit mehreren Jahren gibt es in Deutschland eine ganz bestimmte Tradition zu Silvester: Berliner (Krapfen, Anm.) oder Donuts essen. Um Mitternacht bekommt jeder ein süßes Gebäckstück, gefüllt mit Marmelade. „Jedes Jahr an Silvester haben wir deshalb einen Donut-Peak“, so die Unternehmerin. Allein 2020 hat Brammibal’s Donuts 22.000 Donuts für den Silvesterabend produziert, dieses Jahr rechnen die Konditoren mit 35.000 Stück. An einem normalen Wochenende produzieren sie mit 15 Mitarbeitern 12.000 Donuts pro Tag. Zu Silvester benötigen sie nur für die Backstube 50 Mitarbeiter.
Wir haben grundsätzlich viele Produkte in Bio-respektive allerhöchster Qualität.
Jessica Jeworutzki
Wie es bei großen Produktionen so üblich ist, entstehen täglich Reste. Um die übrig gebliebenen Donuts nicht wegwerfen zu müssen, hat Brammibal’s Donuts eine Kooperation mit Foodsharing, einer deutschen Internetplattform für nicht verkaufte Lebensmittel. Foodsharing holt jeden Tag nach Ladenschluss die überschüssigen Donuts ab und verteilt diese an gemeinnützige Organisationen. „Wir müssen damit keine Donuts wegschmeißen und können gleichzeitig jemandem eine Freude bereiten“, sagt Jessica Jeworutzki. Die übrig gebliebenen Teigabschnitte werden kompostiert. Es wird aber nicht nur über Nachhaltigkeit nachgedacht, sondern auch über Wachstum: 2022 will das Unternehmerpaar nach Hamburg expandieren und plant Niederlassungen im Ruhrgebiet und in den Niederlanden. „In den Niederlanden besteht eine sehr große Nachfrage nach vegetarischen und veganen Produkten – somit gibt es ein sehr hohes Zukunftspotenzial für uns“, so die Geschäftsführerin.
Text: Zoë Stern
Fotos: Nadine Kunath
Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 10–21 zum Thema „30 Under 30“.