Erfolgswelle

Ein kalter Wind weht den Weg zum Leuchtturm Forte de São Miguel an Portugals Westküste entlang, an dem der Nazaré-Canyon eine der bekanntesten Riesenwellen der Welt brechen lässt.

Die Sonne scheint, doch im Februar ist auch in Portugal noch Winter. Das Wetter lässt die Surfer – im wahrsten Sinne des Wortes – aber kalt, denn sie müssen sich darauf konzentrieren die größte Welle des Tages zu surfen. Nur so können sie die „Nazaré Challenge“ der internationalen „Big Wave Tour“ gewinnen. Eingepackt in Neoprenanzug und Sicherheitsweste wartet auch der Deutschportugiese Nic von Rupp darauf, sich den bis zu zwölf Meter hohen Wellen zu stellen. Warum tut er sich das an?

20 Meter hohe Wellen ent­wickeln eine Kraft von mehreren Hunderttausend Tonnen. Warum wollen Sie diese Wellen surfen?
Adrenalin macht glücklich. Ich möchte die gefährlichsten Wellen der Welt surfen. Für diese Leidenschaft nehme ich vieles in Kauf.

Das Big-Wave-Surfen war lange den Hawaiianern überlassen. Sie gehören zur ersten Generation europäischer Profisurfer …
Vor 15 Jahren war Surfen in Europa unbedeutend, das hat sich in den letzten Jahren geändert. Mit dem zunehmenden Tourismus und der steigenden Beliebtheit des Sports hat sich auch die Surfindustrie entwickelt. Heute zählt die portugiesische Surfindustrie mehr als 600 Unternehmen, portugiesische Surfer sind unter den Top 50 der Weltrang­liste zu finden und Portugal ist fixe Etappe der World Surf League.

2013 wäre die brasilianische Surferin Maya Gabeira vor laufender Kamera beinahe in den Wellen vor Nazaré ertrunken. Lohnt es sich, ein so großes Risiko für seine Karriere einzugehen?
Ich sehe mich als Surfer, nicht als Unternehmer. Wenn ich surfe, denke ich nicht darüber nach, wie viele T-Shirts ich verkaufe oder wie viele Likes ich auf Instagram sammle. Ich surfe aus Leidenschaft. Wenn jedoch eine 15 Meter hohe Welle über mir bricht, ist das eine Gefahrensituation, auf die ich mich bestmöglich vorbereiten muss.

Gabeira wurde kritisiert, nicht die körperlichen Voraussetzungen zu haben, Riesenwellen zu surfen. Die „Entdeckung“ von Nazaré und der Big-Wave-Surfing-Trend in Europa haben auch viele Laien motiviert. Haben Surfprofis ihre Vorbildwirkung verfehlt?
Als Surfer ist es unsere Aufgabe, zu zeigen, dass Big-Wave-Surfen nicht nur viel Training und Erfahrung erfordert, sondern vor allem ein starkes Team braucht, das hinter einem steht. Wir sehen die anderen Surfer nicht als Konkurrenten, sondern als Geschwister, die aufeinander aufpassen. Anstatt aufs Gewinnen, konzentrieren wir uns in erster Linie darauf, dass jeder gesund an Land kommt.

Wie hoch war die höchste Welle, die Sie jemals gesurft sind?
Nazaré ist die größte Welle der Welt. Als Portugiese bin besonders stolz, dass ich hier eine 15 bis 20 Meter hohe Welle surfen konnte.

Nic von Rupp ist ein 30 Under 30 Alumni 2018. Mehr über Nic von Rupp lesen.

Dieser Artikel ist in unserer Juni-Ausgabe 2018 „30 Unter 30“ erschienen.

Pia-Maria Hauschild

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