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Tara Shirvani lebt seit über zehn Jahren im Ausland. Nach ihrem Studium in Cambridge ist die „Forbes 30 Under 30“ von 2016 für die Weltbank tätig. Doch die Wienerin liebäugelt mit einer Rückkehr.
Würden Sie sich als ehrgeizig bezeichnen?
Ja. Friedrich Nietzsche hat einmal gesagt: „Große Ideen kommen auf Taubenfüßen daher.“ Für mich war immer klar, dass eine Ansammlung von kleinen Erfolgen am Ende ein großes Ganzes ergibt. Erfolg hat aber auch viel mit Disziplin und Ausdauer zu tun. Es braucht außerdem einen authentischen Enthusiasmus für das, woran man arbeitet und glaubt.
Geht dieser Ehrgeiz so weit, dass Sie schnell unruhig werden?
Das ist eine positive Unruhe, und zwar, dass ich weiß, welche Themen mir sehr wichtig sind. Bei mir ist das etwa der Klimawandel – und daraus entstehende Migrationsfragen. Dafür will ich Lösungsansätze finden. Diese Themen halten mich nachts wach, aber sie spornen mich wiederum auch an.
In Kürze fahren Sie für die Weltbank geschäftlich nach Ruanda. Worum geht es da?
Da geht es um ein Straßenbauprojekt. Dabei werden Straßen durch den Einsatz von Pflastersteinen mithilfe von Mikrounternehmern saniert. Diese Kleinstunternehmen werden ausschließlich von Frauen geleitet. Sie werden dadurch nicht nur sozial integriert, sondern auch ausgebildet. Diese Methode der sozialen Integration lässt sich auch auf andere Bevölkerungsgruppen ausweiten, etwa Flüchtlinge.
Drei unserer „Forbes 30 Unter 30“ (Jahrgang 2016) am Cover der April-Ausgabe 2016 (v. li. nach re.): Laura Karasinski, Martin Ho, Tara Shirvani
Welche Maßnahmen sind essenziell, um den Klimawandel noch zu stoppen?
Ich glaube, es braucht einen fixen Preis für den CO2-Ausstoß. Wenn die Preise so niedrig sind wie jetzt, wird sich im Verhalten der Regierungen nichts ändern. Das wird nur funktionieren, wenn es eine globale, verbindliche Vereinbarung gibt. Außerdem müssen wir akzeptieren, dass wir nicht mehr alle Auswirkungen des Klimawandels verhindern können. Die Frage ist also: Wie bereiten wir die Länder, die am stärksten betroffen sind, also die ärmsten Staaten, vor? Große Infrastrukturprojekte sollten mit dem Gedanken gebaut werden, dass es in Zukunft viel Unsicherheit und Volatilität in Sachen Klima geben wird. Da braucht es ein Umdenken.
Wie sehen Sie die Entwicklung des Ölpreises?
Ich denke, der Ölpreis wird in den nächsten Jahren niedrig bleiben. Das globale Wachstum ist schwach, besonders auch durch die Verlangsamung in China. Diese schwache Nachfrage steht einem riesigen Angebot gegenüber. Nicht nur durch die erhöhte Förderung von Schiefergas in den USA, sondern auch durch die Aufhebung von Sanktionen im Iran. Die Preisschwäche ist aber eine Möglichkeit für erneuerbare und alternative Energien, Momentum zu finden und die Marktanteile zu erhöhen.
Sehen Sie Ihre Zukunft bei der Weltbank – oder zieht es Sie nach Wien zurück?
Ich bin jetzt schon drei Jahre bei der Weltbank tätig und kann dort an globalen Fragestellungen in einem lokalen Kontext arbeiten. Ich glaube aber, dass es mich in naher Zukunft wieder nach Wien zieht. Ich möchte in einer Führungsposition in der Politik oder Privatwirtschaft arbeiten, wo ich Entscheidungen treffe, die ein Umdenken in meinem Heimatland bewirken – bei Themen wie Klimawandel, Immigration oder alternative Energien.
Letzte Frage: Breaking Bad oder House of Cards?
House of Cards, ganz klar. Es ist beeindruckend, zu sehen, mit wie viel Teamwork die Underwoods ihre Ziele verfolgen. Sie gehen dabei aber ziemlich skrupellos vor – die angewandten Methoden sind natürlich äußerst bedenklich. Spannend ist die Serie aber trotzdem jede Minute.
Disclaimer: Dieses Gespräch spiegelt ausschließlich persönliche Ansichten der Interviewten wider. Der Text stellt nicht die Meinung der Weltbank, ihrer Führungskräfte oder von der Weltbank vertretenen Regierungen dar.
Dieser Artikel ist in unserer April-Ausgabe 2016 „30 Unter 30“ erschienen.