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Die Hotels von Gröller Hospitality sind im Salzkammergut neben den freundlichen Gastgebern und der traumhaften Lage vor allem für ihre Kulinarik bekannt. Ein umfangreiches Rebranding und der Umbau der Post am See, eines der Hotels, sollen nun neue Kundengruppen an die Ufer des Traunsees locken.
Im ersten Stock gelegen ist das neue Restaurant des Hotels Post am See ein überraschender Kontrast zum traditionellen Wirtshaus, über das die Gäste das Gebäude betreten: Eine bunte Dschungeltapete ziert die Wände, die Stoffbänke sind in sanften Pastellfarben gehalten. Das Einzige, was die beiden Restaurants gemeinsam haben – außer natürlich der Familie, die beide betreibt, und der Tatsache, dass in ihnen zu 100 % mit regionalen Produkten gekocht wird –, ist der Blick auf den Traunsee und die Berge dahinter. Belétage heißt das neue Restaurant. In einem gemütlichen Séparée empfangen uns Monika Gröller und ihre Tochter Marie.
Die Familie Gröller betreibt seit drei Generationen Hotels in Traunkirchen, einer kleinen Gemeinde rund 55 Kilometer östlich von Salzburg. Im Sommer, der Hochsaison, arbeiten zwischen 160 und 170 Mitarbeiter in den Gröller-Betrieben. Diese umfassen neben der Post am See, zu der die Belétage und das Wirtshaus Poststube 1327 gehören, das Hotel Das Traunsee mit dem Restaurant Bootshaus, die Greisslerei Traunkirchen (Concept-Store und Boutique), die Kranabethhütte Feuerkogel (Berghütte) und das Bauernhaus im Dörfl (genau das, wonach es klingt). Die Post am See und Das Traunsee sind mit 61 bzw. 39 Zimmern mit Abstand die größten Betriebe im Portfolio – wenn auch nicht unbedingt die umsatzstärksten. „Wir sind richtige Foodies“, sagt Marie Gröller. Die Zahlen spiegeln das wider: Zwischen 65 und 70 % des Umsatzes werden in den drei Restaurants eingefahren.
Die Gäste der Hotels sind fast ausschließlich Österreicher, über 80 % kommen aus dem Inland. Das soll sich nun ändern: Seit 2020 arbeitet die Familie Gröller an einem umfangreichen Rebranding der gesamten Gruppe. „Unser Zielpublikum für die Post am See ist überwiegend zwischen 25 und 40 Jahre alt und stammt größtenteils aus großen Metropolen im In- und Ausland“, sagt Marie Gröller. „Die meisten Gäste schätzen das urbane Flair, das unser Hotel mitten in der Natur bietet – eigentlich perfekt für die Menschen auf eurer Under 30-Liste.“ Die Post am See wurde dafür die letzten zwei Jahre renoviert, um- und ausgebaut und hat diesen Sommer im frischen Kleid ihre Türen wieder geöffnet. Vieles ist anders, aber Stammgäste werden einiges wiedererkennen.
„Der Großvater meines Mannes hat nach dem Krieg das Hotel gekauft, das heute die Post am See ist“, beginnt Monika Gröller die Geschichte von Gröller Hospitality. Das Traunsee, das keine 100 Meter entfernt direkt am gleichnamigen See liegt, wurde einige Jahre später von der Familie gekauft und renoviert. 2008 übernahmen Monika Gröller und ihr Mann Wolfgang das Unternehmen. Genau wie Wolfgang Gröller kommt Monika aus einem Familienunternehmen in der Gastronomie. „Es war von Anfang an klar, dass wir das Unternehmen gemeinsam führen würden. Ich habe das nie anders gekannt“, sagt sie.
Das Ehepaar war es auch, das das Unternehmen zu einem begehrten Reiseziel für Foodies machte: Sie holten Lukas Nagl, der 2023 als Gault-Millau-„Koch des Jahres“ ausgezeichnet wurde, als Chef für die beiden Restaurants der Hotels (und heute auch für die Belétage) an Bord. „In die Gastronomie brauchen wir uns heute gar nicht einmischen. Die Gestaltung der Küchenlinien passiert gemeinsam mit dem Team um Lukas Nagl“, sagt Monika Gröller über die Zusammenarbeit mit dem Koch. Sowohl Mutter als auch Tochter betonen, dass ausschließlich mit Zutaten aus der Region gekocht wird. „In der Belétage bieten wir zum Beispiel Sashimi an – der Fisch wird im See gefangen, die Sojasauce macht Lukas Nagl selbst, mit seiner Firma Luvi Fermente, und der Ingwer kommt aus Oberösterreich“, nennt Marie Gröller ein Beispiel.
Monika Gröller ergänzt: „Lukas Nagl macht das wirklich super. Er schafft mit denselben Zutaten drei völlig unterschiedliche Geschmackserlebnisse.“ Diese sind Gourmetküche im Bootshaus, „moderne Wirtshausküche“ in der Poststube und Casual Dining in der neuen Belétage, wo das Essen auf Basis eines Sharing-Konzepts serviert wird. Nagl und sein Team scheinen ihre Arbeit gut zu machen: Acht Hauben teilen sich die Restaurants mittlerweile untereinander auf: vier im Bootshaus, je zwei in der Poststube und der Belétage.
Das Jahr 2020 war für Hotels und Restaurants in ganz Österreich (und darüber hinaus) ein forderndes – und wie viele Menschen dürfte auch die Gastgeberfamilie die Zeit für Reflexion genutzt haben, denn 2020 beschlossen sie, ihre Marke zu schärfen. „Wir wollten die Betriebe in die Gegenwart führen“, so Marie Gröller, und ihre Mutter fügt hinzu: „Wir wollten die Post am See und Das Traunsee auch besser positionieren und klar differenzieren.“ Das Ziel war es, die Post am See zu verjüngen. Sie sollte das Haus für die neue Klientel werden: jung und international. Das Traunsee sollte „der Ort für Ruhesuchende“ bleiben, so Monika Gröller.
Vor allem aber wurde die Post am See umgebaut. „Es gibt in der Region wahnsinnig viele Traditionshäuser, die alle sehr ähnlich positioniert waren“, erklärt Monika Gröller die Entscheidung. 18 Mio. € investierte Gröller Hospitality in den Um- und Ausbau. Die Zimmeranzahl wurde von 40 auf 61 aufgestockt, das Hotel hat nun einen Infinitypool, zwei Saunen – zusätzlich zu den Saunen in manchen der Zimmer –, ein Dampfbad und großzügige Ruheräume mit direktem Blick auf den Traunsee und die umliegende Bergwelt. Um den Neubau (der von der Familie Freigeist genannt wird, der Altbau heißt Schöngeist) unterzubringen, wurden 5.500 Kubikmeter Fels hinter dem Haus abgetragen. Das hat nicht allen gefallen: „Es war denkbar schwierig“, so Monika Gröller. „Traunkirchen ist doch ein sehr historischer Ort. Die Nachbarn waren nicht erfreut und es hat einige Jahre gedauert, bis der Umbau genehmigt wurde. Aber wir haben es, glaube ich, recht gut gelöst.“
Von außen betrachtet fügt sich das Hotel jedenfalls nach wie vor gut in den Ort ein: Es wirkt wie ein traditionelles Salzkammergut-Hotel. Erst wenn die Gäste den ersten Stock und damit die Belétage betreten, fällt ihnen der Umbau auf – dafür ist er dann aber unübersehbar. „Wir wollten mit der Belétage für die Gäste einen Überraschungseffekt erzeugen“, sagt Marie Gröller über das farbenfrohe Interior, das sich auch durch die Zimmer der Post am See zieht. Das ist gelungen – die Belétage wirkt eher wie eine urbane Bar als wie das Restaurant eines fast 700 Jahre alten Hotels im Salzkammergut.
Hier und da schimmern noch Elemente des alten Hauses durch, wie etwa alte Türbögen oder der Weinkeller. „Wir wollten etwas Neues schaffen, aber auch das Alte bewahren“, sagt Marie Gröller vor einer Säule, in die „1327“ graviert ist – das Jahr, in dem der Grundstein für das Haus gelegt wurde.
Etwas über ein Drittel der Summe, die in den Umbau investiert wurde, ist in Bereiche geflossen, die der Gast gar nicht sieht: Die Lüftung wurde erneuert, die Wäscherei und die Küche ausgebaut. „Die Spüle ist jetzt eine richtige Spülstraße“, sagt Marie Gröller. Besonders teuer war eine neue Seewasser-Wärmepumpe, die mit Wasser aus dem Traunsee betrieben wird und somit den CO2-Abdruck des Hotels verringert, erklärt Marie Gröller im (sehr) großen Heizraum. „Da sieht man, wo ein großer Teil des Geldes hingeflossen ist“, sagt sie über das Rauschen der Pumpe hinweg.
Der Umbau der Post am See war der größte Schritt des Rebrandings der Marke Gröller – aber eben nur ein Schritt in dem Prozess. „Als Nächstes wollen wir für unsere Gäste einzigartige Erlebnisse schaffen“, schwärmt Marie Gröller. Bereits jetzt können Gäste an Veranstaltungen teilnehmen, in denen ihnen die – Überraschung! – Kulinarik des Betriebs nähergebracht wird. „Beim Fish Guiding zum Beispiel können unsere Gäste in der Früh mit unserem Fischer auf den See hinausfahren und dabei helfen, die Netze einzuholen“, so Monika Gröller. In einem anderen Workshop erklärt der Küchenchef, wie ein Fisch richtig filetiert wird, oder der Head Mixologist und Chef de Bar, wie der Lieblingsdrink gemixt wird. „Wir wollen auch ein Wellbeing-Angebot schaffen“, fügt Marie Gröller hinzu – Yoga und geführte Saunaaufgüsse gibt es bereits täglich, Breathwork- und Kunstkurse werden ab 2025 folgen.
Für Monika Gröller stand es nie außer Frage, dass sie mit ihrem Mann das Hotel seiner Eltern übernehmen würde, aber vielleicht ist es genau deswegen für ihre Töchter Marie und Josefine anders. „Wir wollten es unseren Kindern frei überlassen, ob sie ins Unternehmen einsteigen“, so die Mutter. Eine Deadline, bis zu der sich die Töchter entscheiden müssen, gibt es, doch sie sei nicht in Stein gemeißelt. Entscheiden sich Marie Gröller und ihre Schwester Josefine für eine Karriere außerhalb der Hotellerie, müsste zum ersten Mal in der Geschichte jemand von außerhalb der Familie das Geschäft übernehmen. „Das ist denkbar“, sagt Monika Gröller, stellt jedoch sofort klar: „Der Verkauf ist aber keine Option.“
Marie selbst hat an der ESCP Business School in Frankreich und London Management studiert und die letzten Jahre Erfahrung in den Bereichen Unternehmensberatung und Investmentbanking gesammelt. Letztes Jahr ist sie aber nach Traunkirchen zurückgekehrt. Auf die Frage, ob sie Gröller Hospitality von ihren Eltern übernehmen möchte, sagt sie nur: „Mal schauen. Früher habe ich immer gesagt: ‚Das mache ich sicher nicht.‘“ Und mit einem Grinser ergänzt sie: „Aber aktuell bin ich hier. Und es macht mir Spaß.“
Monika Gröller wuchs in einer Gastgeberfamilie auf und ging auf die Hotelfachschule Klessheim, wo sie auch ihren Mann Wolfgang kennenlernte. 2008 übernahmen Monika und Wolfgang Gröller die Betriebe von Gröller Hospitality, darunter die Hotels Post am See und Das Traunsee. Marie Gröller studierte Management in London und Paris. Sie absolvierte Praktika unter anderem bei Accenture und Berenberg. Seit 2023 ist sie als Project Manager im Familienbetrieb und hilft beim Rebranding der Marke Gröller mit. Ihre Schwester Josefine Gröller studiert Global Hospitality Management an der Universität Les Roches Marbella.
Mehr Infos zur Familie Gröller und zur Post am See finden Sie auf:hotel-post-traunkirchen.at
Fotos: Robert Maybach, Julia Nimke