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Um in Krisen kritische Strukturen aufrechterhalten zu können, bedarf es kluger Ideen. Rotes-Kreuz-Geschäftsführer Andreas Birnbauer und Wicon-CEO Peter Ramharter haben ein Konzept entwickelt, mit dem das Rote Kreuz auch unter erschwerten Bedingungen auf Vollbetrieb laufen kann.
Peter Ramharter hält das Rote Kreuz am Laufen – wenn auch eher indirekt und im Hintergrund. Denn 30 Minuten von Wien entfernt, im Dachgeschoss der Rote-Kreuz-Bezirksstelle Wiener Neustadt, befindet sich mit Wicon Engineering ein Unternehmen, das mittels einer eigens konstruierten Anlage den notdienstlichen Betrieb unter allen Umständen – also selbst wenn die elektrischen Zentralversorger ausfallen – gewährleisten kann. „Das Rote Kreuz wie auch die Polizei oder das Bundesheer gehören zum Kernteil der kritischen Infrastruktur. Das bedeutet, dass sie in Notfällen, in denen die Energieversorgung gekappt ist, dennoch funktionieren und Services wie Wasser, Strom und Kommunikation – oder wie beim Roten Kreuz Notfall- und Krankentransportdienste – garantieren müssen“, so Ramharter, Geschäftsführer von Wicon Engineering und seit 29 Jahren Mitglied beim Roten Kreuz.
Mit unserem System sind wir in der Lage, in der Krise auf Vollbetrieb weiterzulaufen.
Stefan Koppensteiner, Bezirksstellenleiter des Roten Kreuzes in Wiener Neustadt, führt vor Augen, wie wichtig eine funktionierende Infrastruktur ist: „Wir vom Roten Kreuz brauchen eine ausfallsichere Energieversorgung, um unsere Aufgaben auch in Ausnahmesituationen erfüllen zu können. Bei einem Blackout können wir in Wiener Neustadt mit unserem System den Rettungsdienst und die Versorgung der Bevölkerung weiterhin gewährleisten.“
2018 erwirtschaftete Wicon über 600.000 €, mit lediglich einer Handvoll Mitarbeiter. Bereits über 200 Projekte hat Ramharter mit Wicon umgesetzt, mit Windkraft- und Photovoltaikanlagen werden an entsprechenden Standorten autarke Energieleistungen generiert, die im Falle eines Blackouts dennoch funktionieren. Dass Stromausfälle eher selten und daher kaum Grund zur Sorge sind, mag in Industrieländern derzeit noch zutreffen, Experten wie der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge (GfKV), Herbert Saurugg, prognostizieren jedoch für die Zukunft einen Anstieg. Und auch das österreichische Bundesheer stuft in seiner sicherheitspolitischen Jahresvorschau 2020 die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Blackouts in den nächsten fünf Jahren als sehr hoch ein. Das liegt zum einen an der starken Diversifizierung der Energiequellen und zum anderen am immer größer werdenden Energieverbrauch pro Person: Österreichs energetischer Endverbrauch wuchs vom Jahr 2000 bis 2018 um 20 %. Die Stromnetze müssen mehr übertragen, und die Stromquellen sind im Gegensatz zu früher stark schwankend: Mehr Sonnenschein führt unmittelbar zu mehr Photovoltaikstrom, wodurch wieder andere Kraftwerke die Leistung reduzieren müssen. Diese Vorgänge nehmen mit dem Anteil erneuerbarer Energie zu und können zur Überlastung in Umspannwerken führen. Fällt ein Umspannwerk aus, reißt es andere mit. Ein großflächiger Stromausfall, also ein Blackout, kann entstehen – die Netze stehen dann nicht mehr zur Verfügung. Um dementsprechenden Ausfällen vorzubeugen, entkoppelt sich in diesem Fall die Wicon-Lösung in der Rote-Kreuz-Zentrale vollständig von der Zentralversorgung und wird selbst zum Energieversorger.
„Begonnen hat alles damit, dass durch das Rote Kreuz die Energiekosten hinterfragt wurden. Nach und nach haben wir gemerkt, dass man effizienter und zugleich effektiver Energie gewinnen und nutzen kann“, so Ramharter. Zu der Zeit war der promovierte Verfahrenstechniker für die OMV tätig, sah in effizienten und ausfallsicheren Energiesystemen jedoch eine Geschäftsidee und gründete kurz darauf, 2002, Wicon Engineering. Mit seinem Unternehmen installierte er auf dem Dach der Rote-Kreuz-Zentrale in Niederösterreich schließlich eine Photovoltaikanlage, die seither als Energiequelle dient. Gespeichert wird die Energie dann in mehreren Batterieblöcken in der Garage der Rettungswägen. Die Batterien sichern jederzeit die Stromversorgung der Bezirksstelle und werden vorrangig mit Solarstrom geladen.
Neben der Batterieanlage ist eine Grundwassernutzung installiert, mit der das Gebäude im Sommer gekühlt und im Winter vorgeheizt werden kann, ohne klassische Klimaanlagen zu nutzen. „Mithilfe dieses Systems können wir uns vollständig selbst versorgen. Wir haben an diesem Standort alles, was es zum Überleben braucht, weil wir die Energie, die Hauptvoraussetzung für einen funktionierenden Rettungseinsatz ist, selbst erzeugen.“ Das bedeutet: Im allerschlimmsten Notfall, wenn die öffentliche Infrastruktur zusammenbricht, ist für Wasser, Strom, Kommunikation, Wärme, Essen und medizinische Versorgung gesorgt. „Wir haben in der Coronakrise bei den Hamsterkäufen gesehen, was passiert, wenn die Menschen ihre Nerven verlieren. In solch kritischen Situationen ist die Versorgung meist gekappt, und so viel Diesel, um einen Notbetrieb über eine längere Zeit aufrechtzuerhalten, besitzt man ganz sicher nicht.“
Peter Ramharter
...ist studierter Betriebswissenschaftler und promovierter Verfahrenstechniker. Er leitete diverse Industrieprojekte zu den Themen Energieeffizienz, Produktionssteigerung und Anlagenerweiterungen bei Borealis, OMV Gas und der OMV AG. 2002 gründete er
Wicon Engineering.
Im System des Roten Kreuzes Wiener Neustadt kann eine angepasste Versorgung auch während eines Blackouts aufrechterhalten werden. Das Rote Kreuz ist damit ein Innovationsträger und mögliches Vorbild für viele kritische Infrastruktureinrichtungen. Die Anlage erwirtschaftet ihre Investitionskosten im täglichen Leben durch die Ersparnis beim Strombezug in etwa zehn Jahren. Gleichzeitig wird aber eine hohe Versorgungssicherheit der Bevölkerung in einer Krisensituation erreicht. „Für das Rote Kreuz müssen sich solche Investitionen auch im Normalbetrieb rechnen. Die Blackout-Sicherheit ist das Sahnehäubchen“, sagt auch Andreas Birnbauer, Geschäftsführer des Roten Kreuzes in Niederösterreich, zur Technologie.
Ramharter ist stolz darauf, dass er mit Wicon seinen Beitrag leistet, dass Rettungseinsätze jederzeit gewährleistet werden können – vor allem auch, weil er selbst um die Herausforderungen im Rettungswesen und die Notwendigkeit einer funktionierenden kritischen Infrastruktur weiß. Seine Arbeit enthält somit auch einen emotionalen Aspekt. „Aus der Liebe zum Menschen“, wie er selbst sagt. „Helfen. Immer und unter allen Umständen.“
Text: Muamer Bećirović
Fotos: Christian Wind, Rotes Kreuz Wiener Neustadt
Dieses Advertorial erschien in unserer Forbes Daily "Health & Wealth".