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Binnen 20 Jahren machte Dieter Müller Motel One zu einer der am schnellsten wachsenden Hotelketten der Welt. Nach zwei Krisenjahren liefert das Münchner Unternehmen wieder Rekordzahlen ab. Geht es nach Müller, soll Motel One zu einer globalen Marke werden. Mit prolongiertem Wachstum könnte nicht nur ein Börsengang folgen – sondern Müller sogar zum Milliardär werden.
Wir sind zwar fast eine Stunde zu früh am One Campus in München, doch Dieter Müller sitzt bereits im Besprechungszimmer. Ob er arbeitet oder schon auf uns wartet, lässt sich nicht sagen; in jedem Fall lässt sich der Mann, wegen dem dieses Haus überhaupt hier steht, bei der Begrüßung nichts anmerken.
Fast 20 Jahre lang legte Müller mit Motel One einen fast einzigartigen Höhenflug hin. Er revolutionierte die Hotelbranche bis zu einem gewissen Grad, sein Unternehmen wuchs rasant – und verdiente dabei so viel Geld, dass dieses Wachstum fast ausschließlich aus sich selbst finanziert werden konnte. Doch 2020 war es vorbei damit: Die Covid-Pandemie traf Motel One, wie alle Hotels, knallhart. Zwei Jahre schrieb das Unternehmen tiefrote Zahlen, bevor sich der Markt 2022 wieder beruhigte. Als wir Müller treffen, stehen die Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 bereits fest – und sie können sich sehen lassen: 639 Mio. € Umsatz und ein Gewinn vor Steuern von 116 Mio. €, was eine Gewinnmarge von 18 % bedeutet. Das ist zwar nicht ganz so hoch wie vor der Pandemie, wo der Anteil über 20 % lag, doch für Motel One bedeutet es die Bestätigung, dass der Wachstumskurs weitergehen kann.
Und Müller, der sich 2021 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und die Geschäftsführung neben Stefan Lenze auch seinem Sohn Daniel Müller übergeben hat, hat große Pläne für die Zukunft: „Unser Anspruch ist es, eine globale Marke aufzubauen“, so Müller. Dazu will er die Präsenz in Europa weiter ausbauen, die kürzlich erfolgte Expansion in die USA gut managen – und irgendwann in der Zukunft auch den Schritt nach Asien wagen.
Seinem Konzept bleibt Motel One weitgehend treu: Standardisierung, Top-Lagen und Wiedererkennungswert. Mit der neuen Marke Cloud One, unter der etwa das Ende 2022 eröffnete Hotel in New York betrieben wird, eröffnet sich das Unternehmen mehr Flexibilität, was etwa auch Übernahmen von bestehenden Häusern betrifft.
Neben der geografischen Expansion könnten aber auch andere Meilensteine auf dem Programm stehen: Müller schließt zwar die Möglichkeit eines Kaufs eher aus, einen IPO kann sich der Unternehmer jedoch durchaus vorstellen – unter anderem auch, um seinen eigenen Ruhestand zu sichern. Doch wie konnte sich Motel One so schnell von der Krise erholen? Welche Schritte peilt Müller als nächste an? Und wie sieht er die Mitbewerber?
Neben der geografischen Expansion könnten aber auch andere Meilensteine auf dem Programm stehen: Müller schließt zwar die Möglichkeit eines Kaufs eher aus, einen IPO kann sich der Unternehmer jedoch durchaus vorstellen – unter anderem auch, um seinen eigenen Ruhestand zu sichern. Doch wie konnte sich Motel One so schnell von der Krise erholen? Welche Schritte peilt Müller als nächste an? Und wie sieht er die Mitbewerber?
Das Konzept von Motel One war von Anfang an klar: eine hohe Standardisierung in Sachen Zimmergröße, -ausstattung und beim gastronomischen Angebot sowie der Preispolitik – und keinerlei Kompromisse bei den Lagen. Auf der Buchungsplattform Booking.com erhält der Anbieter in der Kategorie „Lage“ eine Durchschnittsbewertung von 9,2 Punkten (zehn sind das Maximum). Egal ob neben der Wiener Staatsoper, am Berliner Alexanderplatz, in der Zürcher Innenstadt oder in Gehweite zum Strand in Barcelona – die Standorte entscheiden bei Motel One seit jeher über Erfolg oder Misserfolg. Müller: „Jene Entscheidungen, die nur schwer zu revidieren sind, sind Standortentscheidungen. Mietverträge laufen über 30 Jahre, die lassen sich – im Gegensatz zu operativen Entscheidungen – im Nachhinein nur schwer korrigieren.“
88 Hotels betreibt Motel One aktuell weltweit, weitere 28 davon befinden sich im Bau oder sind bereits fixiert. 31 Objekte stehen aktuell im Eigentum von Motel One, der Rest der Häuser wird gemietet. Dass das Unternehmen auch während der Pandemie 13 Hotels eröffnete, liege an der Zeitverzögerung solcher Prozesse, so Müller: „Von der Strategie bis zur Eröffnung dauert es bei einem Hotel fünf Jahre. Und wenn man mal unterschrieben hat, gibt es kein Zurück.“ Für 2023 stehen sieben neue Hotels auf dem Plan, darunter Eröffnungen in Rotterdam, Dublin und Hamburg.
Nachdem das Unternehmen 2022 nach vielen Jahren endlich ein Haus in New York eröffnete, rückt nach Europa nun auch der US-Markt in den Fokus. Aufgrund des in den USA bereits besetzten Begriffs „Motel“ setzt das Unternehmen dort aber auf die Marke Cloud One, die auch in Europa genutzt wird, wenn vom bewährten Konzept (etwa hinsichtlich Zimmergrößen) abgerückt werden muss. Denn Müller sieht Übernahmen von bestehenden Häusern für die Zukunft als spannende Wachstumsstrategie. Da deren Charakteristika aber nicht immer die Vorgaben von Motel One erfüllen, musste eine neue Marke her.
Und obwohl 2024 ein weiteres Haus in Chicago folgen soll, bleibt Europa der Kernmarkt. „In erster Linie wollen wir Europa verdichten, der zweite Schritt ist dann die Expansion in den USA. Danach ist es aber durchaus denkbar, dass wir auch mal den Schritt nach Asien wagen“, sagt Müller. Das Umsatzwachstum ist jedenfalls ambitioniert: Über 800 Mio. € Umsatz will Müller 2023 erzielen, das wäre ein Plus von mehr als 25 %. Bei einer ähnlichen Gewinnmarge wie 2022 würde das Unternehmen somit rund 200 Mio. € Gewinn schreiben – was absoluter Rekord wäre.
Dass die Erholung so schnell ging, hatte auch Müller nicht erwartet: „Nach Covid haben wir uns sehr schnell erholt, auch zu unserer Überraschung. Nach der Aufhebung der Reisebeschränkungen im April ging es eigentlich sofort los. Wir haben dann recht bald das Niveau von 2019 erreicht.“ Dass Motel One nicht unbedingt mit einem solchen Rebound gerechnet hatte, zeigte sich auch an einer anderen Front: bei den Mitarbeitern. „Ein halbes Jahr hat es gedauert, den Mitarbeiterstand zu erreichen, den wir brauchen“, so Müller. Rund 3.000 Menschen arbeiten heute für den Konzern – über die hauseigene One University, die sich wie der Firmensitz im Süden Münchens befindet, versucht das Unternehmen, Mitarbeiter aus- und weiterzubilden, denn gute Leute zu finden, so Müller, sei noch nie einfach gewesen. Die starke Marke helfe aber, Personal anzuziehen.
Dieter Müller wurde 1954 in Saarbrücken geboren. Er startete seine Karriere als Groß- und Außenhandelskaufmann bei BMW, bevor er mit 21 Jahren in die Hotellerie wechselte. Müller heuerte bei der französischen Accor-Gruppe an, die heute einen Umsatz von 4,2 Mrd. € erzielt und damit zu den größten Hotelketten Europas gehört. Er war unter anderem Vorstandsvorsitzender bei der Accor Gastronomie AG, bevor er sich unter der Marke Astron Hotels selbstständig machte. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner John F. Herminghaus baute Müller das Unternehmen auf und aus. 2000 gründete er parallel Motel One, bevor er Astron 2022 an die spanische Kette NH Hotels verkaufte; Kaufpreis: 95 Mio. €.
Dass die Erholung so schnell ging, hatte auch Müller nicht erwartet: „Nach Covid haben wir uns sehr schnell erholt, auch zu unserer Überraschung. Nach der Aufhebung der Reisebeschränkungen im April ging es eigentlich sofort los. Wir haben dann recht bald das Niveau von 2019 erreicht.“ Dass Motel One nicht unbedingt mit einem solchen Rebound gerechnet hatte, zeigte sich auch an einer anderen Front: bei den Mitarbeitern. „Ein halbes Jahr hat es gedauert, den Mitarbeiterstand zu erreichen, den wir brauchen“, so Müller. Rund 3.000 Menschen arbeiten heute für den Konzern – über die hauseigene One University, die sich wie der Firmensitz im Süden Münchens befindet, versucht das Unternehmen, Mitarbeiter aus- und weiterzubilden, denn gute Leute zu finden, so Müller, sei noch nie einfach gewesen. Die starke Marke helfe aber, Personal anzuziehen.
Dieter Müller wurde 1954 in Saarbrücken geboren. Er startete seine Karriere als Groß- und Außenhandelskaufmann bei BMW, bevor er mit 21 Jahren in die Hotellerie wechselte. Müller heuerte bei der französischen Accor-Gruppe an, die heute einen Umsatz von 4,2 Mrd. € erzielt und damit zu den größten Hotelketten Europas gehört. Er war unter anderem Vorstandsvorsitzender bei der Accor Gastronomie AG, bevor er sich unter der Marke Astron Hotels selbstständig machte. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner John F. Herminghaus baute Müller das Unternehmen auf und aus. 2000 gründete er parallel Motel One, bevor er Astron 2022 an die spanische Kette NH Hotels verkaufte; Kaufpreis: 95 Mio. €.
Mit Motel One und dem standardisierten Ansatz konnte Müller wachsen, auch wenn er zugibt, dass diese Art des organischen Wachstums einen langen Atem brauche. Doch die hohen Margen – rund 20 % bleiben unter dem Strich übrig – ermöglichten es Motel One, das eigene Wachstum nahezu ausschließlich selbst zu finanzieren. Die letzte Kapitalerhöhung (über 30 Mio. €) fand 2007 statt.
„Wir sind ein Perpetuum mobile“, so Müller über die Tatsache, dass der eigene Cashflow reichte, um Motel One richtig groß werden zu lassen. Das war aber nur möglich, weil die Aktionäre weitgehend auf Dividenden verzichteten. Neben Müller, der indirekt rund 25 % der Anteile und fast 60 % der Stimmrechte hält, sowie Daniel Hopp, dem Sohn von SAP-Gründer Dietmar Hopp, ist auch ein Private-Equity-Vehikel der US-Großbank Morgan Stanley mit 35 % an der Motel One GmbH beteiligt.
Einen Verkauf des Unternehmens kann sich Müller eher nicht vorstellen. „Das wäre nicht mein vordergründiges Ziel“, so der Gründer. Ein Börsengang ist da schon viel eher eine Option – aber nicht, wie Müller sagt, um schneller zu wachsen: „Das ist kein Grund für den Börsengang, das organische Wachstum können wir auch so finanzieren.“ Vielmehr würde ein IPO einen Exit für Morgan Stanley ermöglichen – und auch für Müller selbst. „Mit 68 Jahren muss man vielleicht mal daran denken, dass man regelt, was nach einem kommt.“
„Wir sind ein Perpetuum mobile“, so Müller über die Tatsache, dass der eigene Cashflow reichte, um Motel One richtig groß werden zu lassen. Das war aber nur möglich, weil die Aktionäre weitgehend auf Dividenden verzichteten. Neben Müller, der indirekt rund 25 % der Anteile und fast 60 % der Stimmrechte hält, sowie Daniel Hopp, dem Sohn von SAP-Gründer Dietmar Hopp, ist auch ein Private-Equity-Vehikel der US-Großbank Morgan Stanley mit 35 % an der Motel One GmbH beteiligt.
Einen Verkauf des Unternehmens kann sich Müller eher nicht vorstellen. „Das wäre nicht mein vordergründiges Ziel“, so der Gründer. Ein Börsengang ist da schon viel eher eine Option – aber nicht, wie Müller sagt, um schneller zu wachsen: „Das ist kein Grund für den Börsengang, das organische Wachstum können wir auch so finanzieren.“ Vielmehr würde ein IPO einen Exit für Morgan Stanley ermöglichen – und auch für Müller selbst. „Mit 68 Jahren muss man vielleicht mal daran denken, dass man regelt,
was nach einem kommt.“
Das aktuelle Nettovermögen von Dieter Müller liegt laut Forbes-Schätzung bei rund 510 Mio. € – ausgesorgt hat der Mann also jedenfalls. Ein Börsengang würde ihm jedoch erlauben, das Geld auch tatsächlich einzunehmen. Doch wenn Müller seine Anteile behält und Motel One weiterhin so wächst wie bisher, könnte er bereits 2025 zum Milliardär werden.
Für Müller ist das aber kein allzu großer Antrieb: „Wenn man anfängt, ist der Unternehmenswert das Letzte, woran man denkt. Man will eine Vision umsetzen oder ein Produkt etablieren. Der Wert eines Unternehmens ist ja nur das Ergebnis all der Dinge, die man macht. Man nimmt das dann freudig zur Kenntnis.“
Doch bei all dem Erfolg wird auch die Konkurrenz aufmerksam. Vor allem der britische Milliardenkonzern Whitbread, der unter der Marke Premier Inn im Billigsegment Europa erobern will, greift ordentlich an: 53 Hotels sind bereits eröffnet, 300 sollen es alleine in Deutschland werden. Auch die Nobelkette Steigenberger will mit der Marke Zleep in ein ähnliches Segment vorstoßen.
Müller verfolgt die Aktivitäten der Konkurrenz natürlich, verweist aber auch auf die Tatsache, dass ein solches Wachstum eher nur über Zukäufe möglich sei. Dadurch kämen keine neuen Hotels dazu, sondern würden alte umgebaut und umbenannt. Außerdem weiß Müller, der seit bald 50 Jahren in der Hotellerie arbeitet, dass Konzepte in dieser Branche kaum zu schützen sind: „Es gibt einige, die ein ähnliches Konzept verfolgen. Jeder macht das anders, ich glaube, wir machen es ganz gut. In der Hotellerie gibt es nun mal kein Patent.“
Mit der durchgestandenen Coronakrise, der Eröffnung des Hotels in New York sowie dem Wachstum, das bevorsteht, kann Müller vermutlich ruhig schlafen. Er habe sich selbst nie quantitative Ziele gesetzt, so der Unternehmensgründer – das sei beim Konzept von Motel One auch gar nicht möglich. Dass das Jahr 2023 wieder profitabel wird und das Unternehmen auch darüber hinaus Erfolg haben wird, beantwortet Müller auf ganz nüchterne Art und Weise: „Davon gehen wir aus.“
Dieter Müller wurde in Saarbrücken geboren und startete seine Karriere bei BMW. Er wechselte 1975 in die Hotellerie, wo er zunächst bei Accor arbeitete. 1987 machte Müller sich mit der Marke Astron selbstständig, die er 2002 verkaufte. 2000 gründete er Motel One mit Sitz in München.
Fotos: Dirk Bruniecki