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Die digitale Transformation zwingt Unternehmen, besser und schneller zu agieren. Dabei kann Zühlke Engineering helfen: Das Unternehmen ist für seine Kunden „Außenbordmotor, um strategisch Speed aufzunehmen“, wie Österreich-CEO Nikolaus Kawka es beschreibt.
„It takes 10.000 hours to master a skill“, lautet eine vom Autor und Journalisten Malcolm Gladwell populär gemachte Daumenregel. Diese Zeit sei notwendig, so Gladwell, um eine Fähigkeit zu perfektionieren – egal, ob das jetzt Programmierkenntnisse, das Spielen eines Instruments oder den perfekten Golfabschlag betrifft.
Das Schweizer Unternehmen Zühlke, das als Hybrid aus Beratungshaus und Entwicklerstube Kunden bei Innovationsprojekten begleitet, hat sich diese Regel einverleibt, aber auch zurechtgebogen. Während Beratungsriesen zunehmend Technologie- und Digital-Know-how aufbauen – 2017 kaufte Accenture etwa den Internetdienstleister Sinner Schrader –, beginnen Engineering-Unternehmen damit, ihre Beratungskompetenz zu stärken. Zühlke ist laut Nikolaus Kawka, CEO der Österreich-Niederlassung Zühlke Engineering Austria, „beiden Seiten“ jedoch um ein paar Schritte voraus: „Unser Vorteil ist, dass wir dieses Modell seit 50 Jahren fahren.“
Und so nennt Kawka statt den 10.000 Stunden, die Zühlke brauchte, um sein Handwerk zu perfektionieren, die „rund 10.000 Innovationsprojekte“, die Zühlke weltweit seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1968 durchgeführt hat. Als selbst ernannter „Partner für Business-Innovation“ weiß der Dienstleister, wie er seinen Kunden helfen kann, effizienter, moderner, digitaler und innovativer zu sein. „Ich sehe uns wie einen Außenbordmotor“, sagt Kawka, „den man ins Wasser hängt, um strategisch Speed aufzubauen.“
Den gleichen Effekt könne man durch eine Kooperation mit einem Start-up zwar auch erreichen, erklärt der studierte Physiker, aber mit Zühlke würden die damit verbundenen Risiken wegfallen. „Flapsig formuliert verleihen wir großen Unternehmen, die die Spielregeln ihrer Branche verändern wollen, die Geschmeidigkeit, Umsetzungsstärke und Wendigkeit eines Start-ups.“
Nikolaus Kawka
... ist promovierter Physiker. Seine Berufserfahrung sammelte er großteils in der Softwarebranche, etwa bei UPC Chello, Uma Information Technology oder der Hagenberg Software GmbH. Seit 2011 ist Kawka CEO der Österreich-Tochter von Zühlke, seit 2018 auch Partner.
Mit einem Jahresumsatz von 154 Millionen € (2018) und Standorten in acht Ländern (neben Österreich auch der Heimatmarkt Schweiz sowie Deutschland, Großbritannien, Singapur, Hongkong, Serbien und Bulgarien) will Kawka auch das Netzwerk anzapfen, um die eigene Servicequalität weiter zu steigern. Rund 75 Mitarbeiter beschäftigt Zühlke in Österreich: „Das brauchen wir, um den Markt zu bedienen.“ In Zukunft sollen aber verstärkt auch Mitarbeiter aus anderen Zühlke-Standorten „angemietet“ werden. Kawka: „Das können dann Spezialisten für Digitalisierung im Versicherungsbereich aus der Schweiz sein oder Softwareingenieure aus Bulgarien. Wir steuern damit auf eine multidimensionale Workforce zu.“ Am stärksten ausgeprägt sieht Kawka bei seinen Kunden aktuell die Vernetzung der digitalen und analogen Welt. Dabei ist der Ausgangspunkt oft ein physisches Produkt, um das herum dann erst ein digitales Ökosystem gebaut werden soll. Begonnen hat der Trend vor einigen Jahren mit einem Projekt für den Schweizer Industriekonzern Liebherr, im Rahmen dessen Zühlke eine Internet-of-Things-Lösung für Baumaschinen entwickelte.
Das Thema wurde dann etwas weniger relevant – bis es vor Kurzem mit voller Wucht einschlug. So entwickelte Zühlke kürzlich auch einen intelligenten Wasserspender mit BWT, einem österreichischen Hersteller von Systemen zur Wasseraufbereitung. Mit Unterstützung von Microsoft wurde dabei ein eigentlich stationäres Gerät so erweitert, dass das Gesicht des Nutzers erkannt wird und es damit zu einer digitalen Interaktion kommt – denn der Wasserspender wird über die Mimik gesteuert. Einzig dieser Input reicht dem Spender, um zu entscheiden, ob ein User gekühltes, Mineral- oder Leitungswasser bekommt.
Dass Nikolaus Kawka Unternehmen zu Innovationsprojekten beraten würde, war ob seiner Studienwahl nicht unbedingt absehbar. Kawka promovierte an der Universität Wien als Physiker und spezialisierte sich bereits in den 90er-Jahren auf die Themen künstliche Intelligenz und Computerlinguistik. „So landete ich letztendlich auch in der Softwarebranche.“ Kawka kam über Umwege zur Hagenberg Software GmbH, die er von 2003 bis 2011 als Managing Director leitete. Anschließend wechselte er als CEO zu Zühlke in Österreich und gestaltete den Aufbau der Landesorganisation mit. Seit Juni 2018 ist Kawka auch Partner und Teileigentümer der Schweizer Mutter.
An der Schnittstelle zwischen Softwareentwicklung und Betriebswirtschaft fühlt sich Kawka auch wegen seines Hintergrunds wohl, denn das Übersetzen, das Vereinfachen, komplexe Muster in verständliche Portionen herunterzubrechen, das sei es auch gewesen, was er in seinem Studium machen musste. „Das ist es, was mir Spaß macht. Meine Aufgabe ist jene des Verbindungsglieds zwischen der Sprache der Techniker und den Erwartungen der Kunden – und dabei Komplexität so zu transportieren, dass sie von beiden Seiten verstanden wird.“
Dass diese Komplexität für die Kunden in Zukunft weniger wird, ist nicht wahrscheinlich. Laut Moore’s Law verdoppelt sich die Rechnerleistung alle zwei Jahre, die Veränderungsgeschwindigkeit steigt an; zudem funktioniert die Welt zunehmend global und vernetzt. Kawkas „Aha-Moment“ kam 2015, als er einer Rede zu den Themen Digitalisierung und Arbeitsplatzverlust beiwohnte. „Ich blickte in die Halle und sah verängstigte, bestürzte Gesichter. Mir wurde klar: Die digitale Transformation ist auch in Österreich angekommen.“ Für Kawka war das damals eine Bestätigung: „Das Erlebnis hat mir klargemacht, dass wir gebraucht werden.“ Er sieht die Komplexität auch als Auftrag: „Es ist unsere Mission, Kunden wie ein guter Freund an der Hand zu nehmen und durch die anstehenden Herausforderungen zu führen.“
Text: Klaus Fiala
Fotos: Gianmaria Gava