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Vor einigen Jahren widmeten zahlreiche Medien, auch wir bei Forbes, dem Umbruch in der Automobilbranche viel Platz. Innerhalb eines halben Jahres setzten wir selbst erst den damaligen Porsche-CEO Oliver Blume sowie kurz danach den damaligen Volkswagen-Chef Herbert Diess auf das Forbes-Cover – was wir bei CEOs eigentlich nicht so oft tun. Doch der Umbruch in der Branche war gigantisch, die Milliardeninvestitionen waren eine klare Ansage. (Und bereits damals zeichnete sich übrigens ab, dass Blume Diess als Lenker des Gesamtkonzerns beerben könnte – und so kam es dann ja auch.)
Heute sieht die Lage etwas trüber aus: Die kompromisslose Neuorientierung in Richtung Elektromobilität war ein Fehler – oder kam zumindest zu früh. Die Diskussion bei Volkswagen rund um Restrukturierungen und Werkschließungen in Deutschland wird zwar (wie fast immer im Konzern) völlig überhitzt geführt. Falls wirklich, wie in Medien spekuliert, 30.000 Stellen in Deutschland gestrichen werden sollten (VW hat die Zahl bisher nicht bestätigt), wäre das aber doch eine Zäsur für das Unternehmen. Dabei steht der größte Autobauer jedoch nicht alleine da, sondern sinnbildlich für die gesamte Branche. Zwar verkaufte VW 2023 über alle Marken hinweg 800.000 E-Autos – und damit mehr als je zuvor. Das machte aber nur 8 % der gesamten Verkäufe aus. Das Geld verdient der Konzern also anderswo. BMW und Mercedes setzen verstärkt auf den Verbrenner, Volvo verkauft seine Aktien an das als Tesla-Rivalen gepriesene Unternehmen Polestar. Und Tesla, das einstige Vorzeigeunternehmen der Branche, strampelt genau wie alle anderen.
Denn trotz großzügiger Subventionen durch die EU, die ihr Ziel, bis 2035 CO2-neutral zu sein, eisern verfolgt, ist die Zukunft der E-Mobilität unklarer denn je. Niedrigere Margen im Vergleich zu Verbrennermodellen, günstigere und effizientere Alternativen aus Asien sowie eine völlig unzureichende Ladeinfrastruktur führen dazu, dass der Hut brennt. Vereinfacht gesagt: Die E-Mobilität erweist sich nicht als flotte Spritztour, sondern als steinige Straße.
Die gute Nachricht: Die Richtung – weg von Verbrennungsmotoren, hin in eine neue Zukunft – ist die richtige. Die Klimakrise lässt uns keine Wahl. Ein paar Dinge müssen aber passieren, damit die E-Mobilität zu einer Erfolgsgeschichte wird: Einerseits muss der Ausbau der Ladeinfrastruktur schneller vorangetrieben werden – viel zu lange wurde auf träge Staaten gewartet, statt dass private Unternehmen die Sache in die Hand genommen hätten. Es reicht nicht, nur in Ballungszentren Infrastruktur zu schaffen – die Elektromobilität kann nur dann eine echte Alternative sein, wenn auch ländliche Regionen eingebunden werden. Zweitens: Hybride Modelle könnten als Übergangstechnologie dienen, bis die Batterietechnologie reif genug ist, um den Massenmarkt zu erobern. Ferner sollten synthetische Kraftstoffe nicht aus den Augen verloren werden. Und: Antriebsarten wie Wasserstoff müssen ernsthafter geprüft werden.
Denn obwohl es betriebswirtschaftlich nur logisch ist, dass ein Unternehmen wie VW früher oder später auch mal Kosten senkt, zeigt die Diskussion, dass wir den richtigen Weg nicht mehr kennen. Es wird Zeit, ihn zu finden – sonst wird die E-Mobilität tatsächlich zum Irrweg für Europa.