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Wie ein sprichwörtlicher Kapitän will Thomas Teifer seine Kunden durch das Geschehen an den Finanzmärkten führen – denn der Vermögensberater hilft Berufseinsteigern, Unternehmern und Erben dabei, ihr Vermögen zu erhalten und auszubauen. Dass er letztendlich in der Finanzbranche landen würde, war ursprünglich nicht abzusehen. Doch mit ein bisschen Glück hat Teifer eine Familientradition begründet.
Es ist ein Bild mit Symbolcharakter: An einem klirrend kalten und verschneiten Montagmorgen steht Thomas Teifer vor seinem Haus und schaufelt den Schnee von der Einfahrt. Teifer will seinen Besuchern und Kunden helfen, mit sicherem und ruhigem Tritt durch diese ungemütlichen Bedingungen zu kommen – genau, wie er es auch in seinem Beruf als Vermögensberater tut. Denn seit 2000 ist Teifer als solcher tätig, seit 2002 mit seinem eigenen Unternehmen „Teifer – Ihr Finanzpartner“. Seine Kunden reichen von jungen Berufsanfängern, die mit noch geringen Summen starten, aber langfristig mit monatlichen Raten in einem Aktivsparplan Geld für ihre Zukunft aufbauen wollen, bis hin zu Menschen, die durch ihr Erwerbsleben, eine Erbschaft, einen Immobilienverkauf oder auf andere Art Geld erhalten haben und dieses nun langfristig und gewinnbringend anlegen wollen. „Ich habe mich früh auf die Veranlagung spezialisiert“, sagt Teifer. „Da fühle ich mich am wohlsten. Andere Dienstleistungen, etwa Finanzierungen oder Versicherungen, biete ich zwar auch an, die sind aber vollständig ausgelagert.“ Durch die breite Streuung seiner insgesamt rund 100 Kunden sind auch die Volumen, die Teifer für seine Kunden verwaltet, sehr unterschiedlich: „Die Summen beginnen im niedrigen fünfstelligen Bereich bei Kunden, die erst am Anfang ihrer Reise stehen, und sind am anderen Ende teilweise siebenstellig.“ Sein Fokus sind aber jedenfalls Privatpersonen und keine Unternehmen.
Dass Teifer letztendlich inder Vermögensberatung landen würde, war zu Beginn nicht unbedingt abzusehen. Aufgewachsen ist er auf genau dem Areal, auf dem er auch heute seine Kunden empfängt – mitten im zehnten Wiener Gemeindebezirk. Damals handelte es sich dabei aber noch um einen Bauernhof, den Teifers Eltern betrieben. Der Sohn besuchte deshalb die Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt Francisco Josephinum, die größte landwirtschaftliche Schule Österreichs. Sein Interesse für Finanzmärkte wurde damals von einem Lehrer geweckt, der Volkswirtschaft unterrichtete. Als später klar wurde, dass der elterliche Betrieb nicht langfristig rentabel sein kann, wechselte Teifer als Techniker zu einem Unternehmen im Pflanzenschutzbereich. Als es zu einer Fusion kam, verließ Teifer den Betrieb – und landete eher zufällig in der Vermögensberatung. Er war erst zwei Jahre bei einer Tochter der Generali Versicherung tätig, bevor er sich 2002 selbstständig machte. Teifer fing mit Kaltakquise an, bevor er sich einen ausreichend großen Kundenstamm aufgebaut hatte. Heute setzt er vor allem auf Mundpropaganda. Mit seinen Kunden will Teifer jedenfalls transparent und offen über deren Wünsche und Ziele sprechen – und diese dann gemeinsam umsetzen. „Viele Menschen denken, dass man über Geld nicht reden soll oder darf. Ich denke aber, dass man über Geld sehr wohl reden muss, einfach weil es für jeden von uns wichtig ist. Gerade in Zeiten hoher Inflation und in einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld ist es wichtig, sich über Vermögensaufbau und Vermögenserhalt Gedanken zu machen, um die eigene Zukunft abzusichern.“ Durch den langen Veranlagungshorizont – Teifer setzt mit seinen Kunden Strategien über 15 oder 20 Jahre um – sind kurzfristige Entwicklungen am Finanzmarkt zwar nicht außer Acht zu lassen, für die Strategie aber nicht entscheidend. „Was der DAX heute oder morgen macht, ist letztendlich relativ egal, wenn wir auf 15 oder 20 Jahre planen“, so Teifer; vielmehr sei es wichtig, das große Ganze im Blick zu behalten und dabei stets die eigene Strategie konsequent zu verfolgen. Dass er völlig vom Tagesgeschehen entkoppelt ist, kann Teifer aber dennoch nicht behaupten: „Natürlich schaffen schlechte Nachrichten von den Finanzmärkten auch Unruhe bei den Kunden. Die Frage ist aber, ob die jeweiligen Marktbewegungen für den Kunden überhaupt relevant sind. Und wenn ja, muss man sich in einem zweiten Schritt ansehen, ob es sich um einen langfristigen Trend handelt oder einen kurzfristigen Ausschlag.“ Dass das Umfeld an den Märkten schwieriger ist als noch vor einigen Monaten, ist Teifer bewusst. „In gewisser Weise sehe ich mich auch als eine Art Kapitän, der das Schiff mit ruhiger Hand führt – auch durch stürmische Zeiten. Das letzte Jahr war nicht besonders lustig, wenn man die Märkte insgesamt betrachtet. Doch trotz des schwierigen Umfelds gab es einige Portfolios, die sich sehr gut entwickelt haben.“ Teifer ist es wichtig, im Gespräch mit seinen Kunden stets klar zu kommunizieren, was möglich ist und was nicht, denn die jüngere Vergangenheit hat der Berufsgruppe der Vermögensberater nicht immer nur geholfen: Der Skandal rund um den Finanzdienstleister AWD oder die Probleme mit „Hollandfonds“ sowie die Meinl-Saga haben die Branche mehrmals in ein schlechtes Licht gerückt. Dabei handelte es sich aber meist um ein paar wenige schwarze Schafe, die nicht repräsentativ für die Branche seien, so Teifer. „Wichtig ist, dass die Kunden verstehen, dass wir langfristig agieren und diversifiziert investieren. Da geht es nicht um kurzfristige Ertragsmaximierung, sondern um einen nachhaltigen Vermögensaufbau.“ Auch Transparenz ist Teifer wichtig – wobei er die Regulierungsvorschriften nicht immer nur positiv sieht. Darüber hinaus werden viele Finanzprodukte immer komplexer. „Viele Produktanbieter schaffen es trotz aller Vorschriften nicht, in drei Sätzen zu erklären, was sie eigentlich verkaufen. Wichtig ist aber, dass die Kunden nach einem Gespräch mit mir genau verstanden haben, was wir gemeinsam tun, und das auch befürworten“, so Teifer. Gespräche führt er nach Möglichkeit regelmäßig, mindestens einmal im Jahr setzt er sich mit seinen Kunden zusammen.
Die Veränderungen an den Märkten, etwa den Trend rund um passives Investieren oder den Aufstieg von Neobrokern, sieht Teifer kritisch: „ETFs beispielsweise sind oftmals synthetisch. Das bedeutet im Wesentlichen, dass keine Wertpapiere vorhanden sind. Im Falle eines Konkurses des Anbieters gibt es kein Sondervermögen. Wenn der Fondsanbieter also in finanzielle Schwierigkeiten gerät, ist das Geld weg – Punkt. Das ist zwar ein kleines, aber ein völlig unkalkulierbares Risiko.“ Bei klassischen Investmentfonds ist das anders, hier werden tatsächlich Wertpapiere erworben. Diese werden vom Fondsanbieter verwaltet, im Falle der Insolvenz des Anbieters werden sie aber als Sondervermögen den Kunden zugerechnet und sind geschützt. Auf das eigene Geschäft schauend will Teifer langsam, aber stetig wachsen – auch, da seine Tochter, die aktuell noch studiert, womöglich den Familienbetrieb weiterführen will. „Ich könnte, solange ich den Job noch alleine mache, wohl 250 bis 300 Anleger beraten“, sagt Teifer – doch selbst wenn seine Tochter sich entscheidet, nicht einzusteigen, will er wachsen: „Es ist einfacher, etwas Großes zu verkaufen als etwas Kleines.“ Alleine die Idee, dass seine Tochter übernehmen könnte, hat bei ihm einen Schalter um-
gelegt: „Stillstand ist Rückschritt. Also muss es weitergehen!“
Thomas Teifer wuchs auf dem Bauernhof seiner Eltern in Wien auf. Seit 2000 ist er in Wien als Vermögensberater tätig, seit 2002 mit seinem eigenen Unternehmen „Teifer – Ihr Finanzpartner“.
Foto: Katharina Gossow