Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Augenblicke festhalten und sie so unvergesslich machen – das schaffen Leica-Kameras bereits seit fast 100 Jahren. Traditionsbewusste Fans der Marke greifen bis heute zu analogen Vintage-Kameras – die außergewöhnlichsten findet man seit 20 Jahren beim Auktionshaus Leitz Photographica Auction. Im Gespräch mit Alexander Sedlak, Geschäftsführer von Leica Camera Classics, erfuhren wir mehr über diese speziellen Versteigerungen.
Zweimal pro Jahr findet die Leitz Photographica Auction statt – sie gilt laut Leica als weltweit renommierteste Versteigerung für Vintage-Kameras und andere optische Geräte. Bei der Auktion im Juni dieses Jahres wurde ein neuer Weltrekord aufgestellt – für die teuerste Kamera aller Zeiten mit 14,4 Mio. € (inklusive Premium). Dieses Jahr feiert das Auktionshaus sein 20-jähriges Jubiläum. Alexander Sedlak, Hauptverantwortlicher für die Auktionen, sprach im Interview über die Leitz Photographica Auction und erklärt, weshalb Vintage-Kameras so begehrt sind.
Was ist das Besondere am Auktionshaus?
Zuallererst macht es uns natürlich stolz, dass wir das erfolgreichste Auktionshaus für Kameras und optische Geräte hier in Österreich haben. Eine weitere Besonderheit ist, dass es laut meiner Information keinen anderen Premiumhersteller gibt, der ein eigenes Auktionshaus betreibt. Die dritte Besonderheit ist, dass wir weltweit führend sind: Die zehn teuersten Kameras der Welt wurden von Leica hergestellt. Neun dieser Kameras wurden bei Leitz Photographica Auctions versteigert, wobei man dazusagen muss, dass Kameras quer durch alle Preissegmente angeboten werden. Beispielsweise haben einige Kameras einen Startpreis von nur 500 € – wir bieten auch in den niedrigeren Preissegmenten einzigartige Produkte an.
Wieso sind Vintage-Kameras so beliebt?
Wir sehen in den letzten Jahren ein steigendes Interesse daran, wieder zurück zur analogen Fotografie zu gehen. Da geht es um diese entschleunigte, überlegte Art des Fotografierens – denn bei der digitalen Kamera macht man schnell mal ein Foto, ohne viel darüber nachzudenken. Bei einer analogen Kamera kann man kein Foto löschen und sieht das Resultat erst nach dem Entwickeln des Films, man fotografiert daher bewusster; das heißt, man konzentriert sich mehr auf die Bildgestaltung. Es ist aufwendiger, analog zu fotografieren, dennoch haben sehr viele Leute und gerade junge Leute Interesse daran, dieses Handwerk zu erlernen.
Die teuerste Kamera, die jemals versteigert wurde, war eine Leica-Kamera bei der Leitz Photographica Auction um 14,4 Mio €. Wieso ist diese Kamera so wertvoll?
Es war nicht nur historisch eine außergewöhnliche Kamera, auch der Vorbesitzer war jemand ganz Besonderes – nämlich derjenige, der die erste Leica-Kleinbildkamera 1914 konstruiert und erfunden hat, Oskar Barnack. Es handelt sich dabei um einen Prototyp der ersten Leica-35-mm-Kameras, der sogenannten Leica-0-Serie. Durch die Serienproduktion der Leica-35-mm-Kamera wurde die Ära der Reportagefotografie 1925 eingeläutet, denn davor waren spontane Fotos nicht möglich, da die Kameras bis dahin sehr groß und unhandlich waren oder Bilder von minderer Qualität machten. Von der 0-Serie wurden nur etwa 23 Stück hergestellt – drei Kameras daraus machen auch die Top 3 der teuersten Kameras der Welt aus und wurden allesamt vom Auktionshaus Leitz Photographica Auction versteigert.
Wir haben natürlich auch Spezialisten, die die Ware wirklich gut kennen und prüfen. Eigentlich sind alle Kameras, die wir anbieten, voll funktionsfähig, außer wir führen es in der Produktbeschreibung dezidiert anders an. Alle Lose beziehungsweise Objekte werden vor der Auktion bewertet und geschätzt. Die Leica-0-Serie Nr. 105 war auf zwei bis drei Mio. € geschätzt worden, da 2018 eine ähnliche Kamera aus der 0-Serie 2,4 Mio. €, inklusive Premium, einbrachte. Doch den Bietern im Juni 2022 war Oskar Barnacks Kamera deutlich mehr wert – und so fand dieses Objekt um 14,4 Mio. € einen neuen Besitzer.
Wie kann man bei der Leitz Photographica Auction mitbieten?
Es gibt verschiedene Arten, an unseren Auktionen teilzunehmen. Man kann entweder direkt im Auktionssaal bieten oder ein schriftliches Gebot für ein bestimmtes Los bzw. Objekt vorab an uns senden. Des Weiteren kann man live per Telefon oder online mitbieten. Da die Leica Camera AG ihren Hauptsitz in Deutschland hat, veranstalten wir nicht nur hier in Österreich, sondern auch im Leitz-Park in Wetzlar Auktionen. Zukünftig planen wir, unsere Versteigerungen auf weitere Länder auszuweiten.
Nicht nur Kameras, sondern auch Fotografien kann man bei der Leitz Photographica Auction erwerben. Was erwartet den Gast dabei?
Auch hier haben wir ein vielfältiges Angebot, und das nicht nur preislich gesehen. Im Rahmen der 41. Leitz Photographica Auction wurden Fotografien versteigert, die prägende Ereignisse festhalten, zum Beispiel der 9/11-Print von Thomas Hoepker. Darüber hinaus hatten wir Fotografien aus den 1920er- bis 30er-Jahren, also aus der Zeit, in der die ersten Kleinbildfotografien entstanden sind. Zudem gab es noch Editions-Prints, die Berühmtheiten zeigen, so wie unser Charity-Los. Bei jeder Auktion versteigern wir nämlich ein besonderes Exponat für den guten Zweck. Am 26. November bestand dieses Charity-Los aus drei Editions-Prints, welche Marilyn Monroe 1949 am Tobay Beach, Long Island, zeigen. Fotografiert wurden diese von André de Dienes, einem der bekanntesten High-Society-Fotografen aus dem Hollywood der 50er- bis 70er-Jahre. Inklusive Premium erzielte die Bildserie einen Preis von 15.600 €. Die Summe geht zur Gänze an „Licht ins Dunkel“.
Bei den Vintage-Kameras erwiesen sich diesmal neben Leica-Kameras in Schwarzlack und Leica-MPs – das sind historische, speziell für die Reportagefotografie hergestellte Kameras – vor allem Leica-Geräte aus Militärbesitz als äußerst begehrt. Beispielsweise wurde eine Leica IIIa British Marine mit einem Schätzpreis von 1.600 bis 2.000 € letztlich um 43.200 € inklusive Premium versteigert. Den höchsten Preis des Tages erzielte eine M4 Olive Bundeseigentum – auf 300.000 bis 350.000 € geschätzt fand sie um 540.000 € inklusive Premium einen neuen Besitzer.
Foto: Gianmaria Gava