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Handel bringt Wohlstand und lässt Länder und Regionen aufblühen. Seine florierenden Unternehmen sind immer auch ein heißer Tipp für Investoren.
Freier Handel schafft Wohlstand – und Wohlstand schafft Frieden. Das haben historisch nicht nur das Goldene Zeitalter in England (unter Elisabeth I.) oder jenes Hollands, beide in der Frühen Neuzeit, belegt, sondern auch die Friedensordnung der EU. Wie fragil jedoch die Handelsströme geworden sind, hat sich nicht zuletzt durch die Lieferkettenprobleme der vergangenen Jahre gezeigt. So ist die europäische Industrie substanziell abhängig von Rohstoffimporten und Vorleistungen aus China. Die globale Abhängigkeit von Unternehmen hat immens zugenommen und könnte sich in Zukunft weiter verschärfen.
2022 haben die Länder der EU insgesamt Waren in Höhe von 456,5 Mrd. € in die USA exportiert, das entspricht einem Anteil von 15,9 % aller Ausfuhren. Nach China gingen 209 Mrd. €, das entspricht 7,3 % der Exporte. Die USA sind damit der wichtigste Exportmarkt für die EU-27, China liegt hinter dem Vereinigten Königreich auf Platz drei. Das wichtigste Importland für die EU-27 ist China mit 512,1 Mrd. € an eingeführten Waren, gefolgt von den USA auf Platz zwei mit 327 Mrd. €.
Die geo- und sicherheitspolitischen Spannungen zwischen China und den USA könnten im Extremfall zu einer globalen Trennung in zwei sich feindlich gegenüberstehende Wirtschaftsblöcke führen. In einem solchen Szenario würde ein gravierender Verlust an globalem Wohlstand drohen, analysiert eine Studie der Prognos AG im Auftrag der VBW Bayern. Die Studie beleuchtet drei verschiedene Deglobalisierungsszenarien und deren volkswirtschaftliche Auswirkungen auf die Länder der Europäischen Union.
Um 17 % würden die Importe sinken, wenn es keinen Handel mehr zwischen Europa und China bzw. dem Rest Asiens gäbe. Die Auswirkungen wären dramatisch, denn für rund 200 Mrd. € an exportierter Wertschöpfung ist allein der „chinesische Block“ in der EU verantwortlich, das entspricht rund 2,6 Mio. Arbeitsplätzen. Das würde einer Verdoppelung der Arbeitslosigkeit in der EU entsprechen.
Mit den USA und dem amerikanisch dominierten Block bestehen für die EU vor allem bei internationalen Investitions- und Forschungsbeziehungen sowie beim Export intensive Verbindungen. Dieser Block hat eine zentrale Bedeutung als internationaler Forschungsstandort, auch für europäische Firmen. Insbesondere im Bereich digitaler Technologien sind die USA führend – eine Abkehr würde Europa von einem wichtigen Teil der weltweiten Spitzenforschung abschneiden; das wäre fatal, sind die Studienautoren sicher. Im dritten Szenario bleibt die EU „blockfrei“, der Handel wird nur mit den USA und China ausgesetzt. Das wirtschaftliche Gewicht der beiden Länder ist aber derart groß, dass auch im neutralen Szenario schwerwiegende Folgen für Europa drohen: Um rund ein Fünftel würde allein die Bruttowertschöpfung sinken.
Die engen handelspolitischen Verflechtungen führen dazu, dass die europäischen Länder untereinander die wichtigsten Partner sind. Fakt sei aber, dass am grundsätzlichen Geschäftsmodell der Internationalisierung festgehalten werden müsse, so die Studie, denn die Kombination aus Deglobalisierung und Protektionismus hätte erhebliche wirtschaftliche Einbußen zur Folge. Einfacher ausgedrückt: Kommt der Handel ins Stocken, droht Wohlstandsverlust.
Einer der großen Profiteure des internationalen Handels ist der US-Riese Amazon. Der global agierende Onlineversandhändler wurde 1994 vom Informatiker Jeff Bezos gegründet und war ursprünglich auf den Versand von Büchern spezialisiert. Inzwischen gibt es auf der Plattform, die im Vorjahr einen Umsatz von 514 Mrd. US-$ erzielte, vom Laptop über Handys und Waschmittel so gut wie alles zu kaufen. Der Erfolg von Amazon hat Bezos (auch nach der teuren Scheidung von seiner Frau MacKenzie Scott, die mit ihm das Unternehmen aufgebaut hat) zu einem der reichsten Männer des Planeten gemacht.
Die Aktie des Onlinehändlers, der in der Coronakrise kräftig verdient hat, hat im letzten Jahr um rund 50 % zugelegt und notierte zu Redaktionsschluss bei mehr als 130 €. Analysten setzen stark auf Amazon: Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für Amazon auf „Buy“ (mit einem Kursziel von 178 US-$) belassen – der Konzern habe positiv überrascht und liege mit seinen angepeilten Profitabilitätssteigerungen im Plan, so die UBS-Experten. Noch stärker fällt das Votum der kanadischen Bank RBC aus: Sie hat das Unternehmen mit „Outperform“ und einem Kursziel von 180 US-$ bewertet.
Ein Händler, der das Onlinegeschäft nur nebenbei, aber mit Erfolg bedient, ist die Baumarktkette Hornbach. Sie betreibt 169 Bau- und Gartenmärkte sowie Onlineshops in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Tschechien, der Slowakei, Rumänien, Frankreich, Luxemburg, Schweden und den Niederlanden und machte damit im Geschäftsjahr 2022/23 einen Umsatz von knapp 6,3 Mrd. €. Die Wurzeln des Unternehmens mit mehr als 20.000 Mitarbeitern und Stammsitz im pfälzischen Bornheim gehen bis auf das Jahr 1877 zurück.
Der Aktienkurs der Hornbach Holding pendelt um die 60 € und hatte coronabedingt geschwächelt. Heuer jedoch zog das Papier wieder an – und die Finanzwelt ortet einiges an Potenzial bei den Pfälzern: Das Analysehaus Warburg Research hat die Einstufung für Hornbach Holding nach Quartalszahlen auf „Buy“ (mit einem Kursziel von 98 €) belassen. Nach einer schwächeren Umsatzentwicklung im ersten Geschäftsquartal seien die Erlöse im zweiten Viertel flächenbereinigt leicht gestiegen, meinen die Analysten. Das Erreichen dieses Kursziels würde ein Gewinnpotenzial von mehr als 60 % freisetzen.
Erst 2012 gegründet und doch schon sehr erfolgreich ist die Auto 1 Group SE, nach eigenen Angaben Europas größter Gebrauchtwagenhändler. Weil man bei einem Gebrauchtwagenverkauf für die Großmutter nur unseriöse und inakzeptable Angebote erhielt, entschlossen sich Hakan Koç und Christian Bertermann, den Gebrauchtwagenhandel zu digitalisieren.
Mit juristischem Sitz in München und Verwaltungssitz in Berlin erwirtschaften mehr als 6.000 Mitarbeiter einen Umsatz von 6,5 Mrd. €. Seit Februar 2021 notiert die Auto 1 Group an der Börse, mit einem Kurs zu Redaktionsschluss von knapp sieben €.
Aktuell schreibt der Autohändler noch Verluste, und so hat der Titel während der letzten drei Jahre rund 19 % verloren. Inzwischen zeichnet sich aber ein Turnaround beim Unternehmen unter der Leitung des Co-Gründers Christian Bertermann ab: So hat die US-Bank JPMorgan Auto 1 auf „Overweight“ (mit einem Kursziel von 9,70 €) gesetzt – der Online-Gebrauchtwagenhändler habe überraschend gut abgeschnitten, die starke Profitabilität dürfte die Konsensschätzungen für das operative Ergebnis (Ebitda) leicht steigen lassen, meinen die US-Analysten.
Noch mehr „Wumms“ ortet RBC und hebt den Daumen mit einem Rating von „Outperform“ und einem Kursziel von satten 20 €; das bereinigte operative Ergebnis des Online-Gebrauchtwagenhändlers habe im dritten Quartal die Gewinnschwelle erreicht. Die Analyse begründet ihr Votum mit dem Umstand, dass das Merchant-Segment Auto1.com unterdurchschnittlich gelaufen sei, während das Retail-Segment Autohero bei Stückzahlen und Umsatz besser abgeschnitten habe als erwartet.
Illustration: Valentin Berger