Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Während amerikanische IT-Riesen noch in den Kinderschuhen steckten und China noch keineswegs als Land der Hochtechnologie galt, entstand im überschaubaren Bochum der 1980er-Jahre mit G Data ein IT-Unternehmen, das als Hersteller der ersten Antivirensoftware gilt. Mit über 500 Mitarbeitern, einem Forschungslabor in Manila und eigenem Campus prägt Andreas Lüning mit seiner Firma noch heute den Markt – und will mit neuen KI-basierten Produkten Europas Cybersecurity stärken.
Google, Microsoft, Apple und Co: Das Silicon Valley ist für seine Softwareunternehmen und als Epizentrum von IT und Digitalisierung bekannt. Doch um Pioniere im Tech-Sektor zu finden, braucht es den Blick nach Amerika nicht. Auch in weniger gehypten Orten dieser Welt findet man Unternehmen, die in diesem Feld bereits Geschichte schrieben, etwa in Bochum: Die dort ansässige G Data CyberDefense AG gilt als das erste Unternehmen, das eine Antivirensoftware entwickelt und verkauft hat – im Jahr 1987.
Gegründet wurde G Data bereits zwei Jahre zuvor, im Jahr 1985. Andreas Lüning und Kai Figge, damals Studierende in ihren Zwanzigern, beschäftigten sich in ihrer Freizeit gerne mit Technik und Computern – und wie bei den Tech-Giganten im Silicon Valley startete auch bei den beiden das Geschäft in einer Garage: „Mit einem IT-Start-up, wie wir es heute kennen, hatte unsere Garagenunternehmung aus meiner Sicht noch wenig zu tun“, lacht Lüning. „Da ging es nicht darum, bahnbrechende Innovationen voranzutreiben, Investoren zu finden oder groß zu skalieren. Wir hatten vor, erst einmal zu schauen, ob wir überhaupt Aufträge ausführen können, und wo uns unsere Tüftelei hinbringt.“
Eines der ersten zündenden Vorkommnisse erlebten Lüning und Figge auf ihren Heimcomputern der Marke Atari. Lüning fand auf den von ihm genutzten Disketten zwei Computerviren – damals eine Rarität. Er programmierte also den – wie er sagt – weltweit ersten kommerziellen Virenscanner. Das Produkt verkauften Lüning und Figge dann erstmals auf der Hannover Messe – für damals 99 Deutsche Mark. „Mit der Cybercrime-Ökonomie von heute hatten die Computerviren damals noch nicht viel zu tun, viele waren eher lästig oder haben Symbole auf den Bildschirm gezeichnet“, sagt Lüning. „Meine Motivation bei der damaligen Forschung: Ich wollte wissen, was genau auf meinem Rechner vor sich geht.“ Nach den ersten Erfolgen entschied Lüning sich dann, sein Studium der Mathematik zu beenden und sich auf die Tätigkeit bei G Data zu konzentrieren.
Die Entscheidung sollte sich als richtig erweisen: Heute ist G Data mit rund 500 Mitarbeitern eines der größten IT-Unternehmen in Europa, mit Hauptsitz in Bochum, Zweigniederlassungen in mehreren Ländern weltweit und einer Forschungsstation in Manila, Philippinen. Die Jahresumsätze beliefen sich laut deutschem Bundesanzeiger zuletzt auf 43 Millionen €. Lüning ist heute CTO von G Data, Figge Personal- und Finanzvorstand. Neben den beiden Gründern komplettiert Frank Heisler die Führungsetage als Verantwortlicher für die Bereiche Vertrieb, Marketing und Kommunikation. Dass die Produkte von G Data funktionieren, beweisen auch diverse Auszeichnungen wie etwa der renommierte AV Test des unabhängigen Forschungsinstituts für IT-Sicherheit in Deutschland.
Zudem wurde mit G Data Advanced Analytics ein Tochterunternehmen gegründet, das als Beratungsunternehmen für ganzheitliche IT-Security vor allem im deutschen Raum tätig und ebenso am Bochumer Hauptsitz ansässig ist. Die Stadt Bochum ist nicht zuletzt wegen ihres Studiengangs IT-Sicherheit an der Ruhr-Universität Bochum, den G Data aktiv mitgestaltet, zu einem kleinen IT-Hotspot Europas geworden.
Einer der wichtigsten Schritte für G Data war, sich gleich zu Beginn mit Antivirensoftware einen klaren Fokus zu setzen, so Lüning. Dementsprechend befinden sich in der Produktpalette heute die verschiedensten Softwarelösungen zur Bekämpfung von Malware und für Cybersecurity – sowohl für private Endnutzer als auch Geschäftskunden – auf Lizenzbasis.
Auch den Einsatz von neueren Technologien wie Machine Learning macht sich G Data hierbei zunutze und brachte neue Technologien an den Markt: DeepRay und Beast. Programmiert, um in Wechselwirkung ihr volles Potenzial zu entfalten, erkennt DeepRay Malware deutlich schneller als ältere und Konkurrenzprodukte von G Data, so Lüning. Dass so ein Produkt nicht mal eben über Nacht entwickelt wurde, ist klar: Über Jahrzehnte wurde das Programm über verschiedene Datensets akkurat analysiert und weiterentwickelt.
Wird eine Datei von einem der zugrunde liegenden Modelle von DeepRay als möglicherweise schadhaft eingestuft, veranlasst die Technologie eine tiefere Analyse der Datei im Arbeitsspeicher des Kunden. Letzteres stellt sicher, dass die Malware keine Chance erhält, sich in einer anderen Analyseumgebung anders zu verhalten und einer Entdeckung zu entkommen. Die DeepRay-Technologie ermöglicht dadurch, auch bislang unbekannte Malware zu erkennen. Beast hingegen analysiert die Prozesse: Durch eine Interpretation ermittelter Daten zu deren Nutzungsverhalten kann Beast Hinweise auf Risiken geben. Anders als herkömmliche Verhaltensanalysen zeichnet Beast das gesamte Verhalten in einem Graphen auf und liefert damit eine ganzheitliche Betrachtung. Durch das Programm entsteht eine große Nachvollziehbarkeit, die DeepRay und Beast zu Schlüsselprodukten gegen Cyberkriminalität macht, so Lüning.
Andreas Lüning
... studierte Mathematik an der Universität Bochum, bevor er sein Studium für sein eigenes Unternehmen an den Nagel hängte: 1985 gründete er zusammen mit Kai Figge die Cybersecurity-Firma G Data. Heute sitzt er als CTO und Vorstandsmitglied im Management-Board und verantwortet alle technischen Ressorts.
Vor allem der Mensch spielt – ungeachtet dessen, wie weit die KI-Technologien sind – diverser Schadsoftware in die Karten: „Oft fürchten Menschen sich vor dem Einsatz von KI und den rasanten Neuerungen, die dieser mit sich bringt. Der Mensch selbst ist jedoch viel anfälliger, Fehler zu begehen – etwa durch einen Klick auf eine verdächtige E-Mail, die ganze Unternehmenskrisen auslösen kann. Man muss hier also auch klar das Verhalten der Menschen adressieren und sie zu den lauernden Gefahren schulen“, so Lüning.
Vor allem in der Coronapandemie wurde dieser Umstand vielen zum Verhängnis: Laut einer Studie der International Data Corporation (IDC) wurden seit Anbeginn der Pandemie 78 % der befragten deutschen Unternehmen Opfer von Cyberkriminalität; eine Mehrheit der Befragten sah dies dem Homeoffice und mangelnden Sicherheitsvorkehrungen geschuldet. Und Analysten der Strafverfolgungsbehörde Europol rechnen mit einer nachhaltigen Veränderung organisierter Kriminalität: Weil aufgrund der Pandemie viele um ihre Liquidität bangen, könnten Kriminelle, die unsaubere Kredite anbieten, ein gutes Geschäft machen.
Lüning: „Natürlich hatten auch wir in der Anfangsphase firmenintern etwas Bauchweh, eine Homeoffice-Situation in diesem Ausmaß war uns bislang unbekannt. Bei unseren Kunden haben wir gemerkt, dass im März 2020 Attacken auf diese von Cyberkriminellen um 30 % in die Höhe schnellten. Aber es geht ja immer irgendwie weiter, man muss nur die Ruhe bewahren und Fehlerquellen entlarven oder eben präventiv vermeiden – so wie in unserem Tagesgeschäft auch.“ Allein in Deutschland entsteht ein jährlicher Gesamtschaden von 102,9 Mrd. €, hervorgerufen durch Angriffe von Cyberkriminellen, wie der deutsche Bundesverband für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien erhob.
Auf die Frage, welche zukünftigen Herausforderungen Lüning in puncto Cybersecurity sieht, wird der Unternehmer sichtlich nachdenklicher. „Ich glaube, in jeglichem Fortschritt – sei es durch die Blockchain, cloudbasierte Lösungen oder KI – liegen gleichermaßen Chancen wie Gefahren. Fast noch wichtiger, als die Technik voranzubringen, ist es, das Denken in den Köpfen der Menschen und ihr Verhalten zu erreichen“, erklärt Lüning.
Mit immer mehr Technologien, die unseren Alltag dominieren, wird auch die Frage nach Sicherheit und Selbstbestimmung eine immer größere: „Die Welt und die Welt des Internets – so, wie sie heute durch die gegenwärtigen Big Player geformt arbeitet – kann nur aufrechterhalten werden, wenn die politische Lage wie derzeit weiterhin relativ stabil bleibt. Darum finde ich die Idee einer Europäischen Union durchaus keine so schlechte.“
Und wie sehen Lünings eigene Pläne aus? „Ich will ganz sicherlich nicht als 80-Jähriger noch täglich im Unternehmen vor Ort sein und jedem, der mir über den Weg läuft, von meiner Entdeckung des Computervirus auf Atari-Kassetten in den 80er-Jahren erzählen“, lacht er. Bis es so weit ist, gibt es für Lüning jedoch noch allerhand zu tun.
Text: Chloé Lau
Fotos: G Data
Dieses Advertorial erscheint in unserer März-Ausgabe 2021 „Künstliche Intelligenz“.