Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Schneller, einfacher, billiger. Der Wunsch, so effizient wie möglich bei seiner geplanten Zieldestination anzukommen, ist allzeit präsent. Doch was, wenn die Reise statt Mittel zum Zweck Teil des Abenteuers ist? Und was, wenn die Reise auch noch umweltschonend ist? Das Reisebüro Traivelling schließt mit organisierten Zugfernreisen genau diese Angebotslücke in Österreich.
Nach seiner Matura wollte der Klimaaktivist Elias Bohun (20) nach Asien. Jedoch stand zwischen ihm und dem Abenteuer ein Problem: der umweltbelastende Flug. Not machte erfinderisch, und so plante er eine Zugreise nach Hanoi. Monatelang arbeitete er an der Organisation. Verbindungen und Anschlusszüge mussten mühsam recherchiert werden. Tickets und Reservierungen konnten oft nur vor Ort gekauft werden. Doch ohne Ausreiseticket gab es meist kein Visum. Elias musste erfinderisch werden und vernetzte sich mit Einheimischen, um an die entscheidenden Tickets zu gelangen. Nach einer abenteuerlichen und von Eindrücken geprägten Reise zu Hause angekommen, bestand reges Interesse an seinen Erlebnissen. Die Idee für Traivelling war geboren. Von jugendlichem Idealismus motiviert, setzte er sich zum Ziel, möglichst vielen eine umweltschonende Zugreise an alle erdenklichen Orte zu ermöglichen.
Zug um Zug ins Abenteuer
Die Dringlichkeit ökologisch nachhaltiger Reisen vor Augen, motivierte den jungen Niederösterreicher 2019 zusammen mit seinem Vater Matthias Bohun (48) das Reisebüro Traivelling, ein Akronym aus den englischen Begriffen für Zug und Reisen, zu gründen. Seit Anfang des Jahres 2020 können nun Reisen über Traivelling gebucht werden. Bis dato wurden laut Elias Bohun bereits 5.500 Anfragen verzeichnet und rund 100 Reisen erfolgreich gebucht und durchgeführt. Die ersten Anfragen wurden noch manuell bearbeitet, unterschiedliche Verbindungen und Bahngesellschaften genauestens studiert. Dadurch entwickelte das Team einen wertvollen Erfahrungsschatz. Den “Lockdown” nutzte der junge Entrepreneur nun dazu, diese Erkenntnisse in einer umfassenden, selbst erstellten Datenbank festzuhalten. Diese Datenbank ist nur mit den besten Kombinationen an Anschlusszügen gespeist. Die Schwierigkeit beim Reisen mit dem Zug liegt darin, unnötige Wartezeiten zu verkürzen und Aufenthalte gezielt zu planen. „Nach Lissabon zum Beispiel gibt es endlos viele Kombinationen aus Wien.
Doch mit vielen Zügen strandet man mitten in der Nacht an einem kleinen Bahnhof im Nirgendwo. So etwas vermeiden wir bei Traivelling“, so Elias Bohun. Beliebte Reiserouten, wie nach Tokio, Hanoi oder Bangkok, können seither in optimierten Paketen mit Traivelling gebucht werden. Das Team hat sich aber zum Ziel gesetzt online Buchungen an alle erdenklichen Orte mit wenigen Klicks zu ermöglichen. Das entsprechende Tool ist derzeit in der Testphase. Man kann aber schon jetzt über traivelling.com Buchungsanfragen an das Start-up schicken. Die zwei Unternehmer können auf ein Netzwerk Ortskundiger an unterschiedlichen Verkehrsknotenpunkte zurückgreifen, um an die elektronisch nicht verfügbaren Tickets zu gelangen. Die Tickets werden für die Kunden von Traivelling vor Ort hinterlegt oder auf Wunsch des Kunden auch direkt an den Wohnsitz verschickt. Somit steht einer stressfreien Zugfernreise, welche im persönlichen Austausch mit Traivelling fixiert wird, nichts mehr im Weg.
Unbesorgt auf Schiene
Darüber hinaus ist die Reise mit dem Zug auch schonend für unser Klima. Die direkten Emissionen aus dem Luftverkehr machen etwa 3% der gesamten Treibhausgasemissionen der Europäischen Union und mehr als 2 % der weltweiten Emissionen aus. Auf den ersten Blick mag das nicht viel erscheinen. Wäre der globale Luftverkehr aber ein Land, würde es zu den zehn größten Emittenten gehören. Ein Reisender, der von Paris nach New York und zurück fliegt, erzeugt ungefähr das gleiche Emissionsniveau, wie der Durchschnittsbürger in der Europäischen Union, indem er seine Wohnung ein ganzes Jahr lang heizt. Mit einem Verzicht auf das Fliegen kann jeder einzelne also einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten. Dies ist Grund genug, um sein Transportmittel für die nächste Reise zu überdenken.
Leichter gesagt als getan, denn selbst innerhalb Europas werden Zugreisen über weite Strecken nur selten angeboten. Für den jungen Niederösterreicher ist es “in Zeiten des Klimawandels einfach unvertretbar, dass man nicht einfach eine Zugfahrt von Wien in den Süden Europas online buchen kann“. Traivelling baut auf den wachsenden Nachhaltigkeitsgedanken von Politik und Wirtschaft. Ein zukunftsweisender Schritt ist der Green Deal der Europäischen Union. Die ressourceneffiziente und sozial verträgliche Wachstumsstrategie setzt sich zum Ziel, bis 2050 keine Netto-Treibhausgasemissionen mehr freizusetzen. Das Kalenderjahr 2021 wurde von der Europäischen Kommission offiziell zum “Jahr der Schiene” erklärt. Mit dieser Initiative erhoffen sich die Gründer deutlich mehr Sichtbarkeit für den Zugverkehr.
Die Möglichkeit der Zugreise war auch dem jungen aktivistischen Unternehmer Bohun erst mit seiner Maturareise präsent geworden. Für ein Austauschjahr in Großbritannien ist er mehrmals nach London geflogen, und erst später wurde ihm die Alternative der Schiene bewusst. Nach Angaben von Statistik Austria benutzten für den Auslandsurlaub nur 6,7 % der Österreicher den Zug, verglichen zu 36,7 % Flugreisen.
Es geht Elias Bohun also auch darum, seiner Generation - der „Fridays for Future“-Generation -, den Zug wieder ins Gedächtnis zu rufen und bei der Organisation der oft komplizierten Zugfernreisen zu unterstützen. Bohun Senior wiederum möchte den Reisenden seiner Altersstufe die Möglichkeiten bieten, in den nostalgischen Genuss von “Reisen wie damals” zu kommen.
Reisen ist mehr als Mittel zum Zweck
Die Bohuns betonen, dass sich eine Zugfernreise nicht nur positiv auf den Klimawandel auswirkt. Eine Zugreise lässt Distanzen wieder neu erleben und den Wandel der Landschaft durch das Zugfenster beobachten. Für Familien kann die Fahrt mit einem Gesellschaftsspiel Zeit zum gemeinsamen Abschalten werden. Kontaktfreudige können mit Einheimischen ins Gespräch kommen und interessante Tipps für die jeweilige Zieldestination erfragen. Elias Bohun beschreibt eine Zugfernreise als „eine Kreuzfahrt auf Schiene - eine Reise bei welcher nicht nur das Ziel im Vordergrund steht, sondern auch alle Kulturen, die auf dem Weg liegen.“
Für die beiden Gründer ist beim Reisen der Weg das Ziel. Dieser Weg ist umweltschonend und garantiert Abenteuer. Klingt vielsprechend! Ist es auch - und das Recherchieren und Buchen übernimmt Traivelling.
Text: Johanna Zittmayr, Maria Gruber
Fotos: Traivelling