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Mit Climat EU, der Plattform und Climate-Tech-Community, bringt der junge Unternehmer Tim Steppich verschiedene Parteien zusammen, die versuchen, den Kampf gegen den Klimawandel anzutreten: Auf der Plattform sind mehr als 3.500 Klima-Start-ups und Arbeitgeber, 4.000 Investoren und Angels sowie 9.000 offene Arbeitsstellen zu finden.
Tim Steppich ist ein großer, aber vorsichtiger Optimist mit einem scharfsinnigen Verstand, lebhaften blauen Augen und einem strahlenden Lächeln. Er sieht die Welt nicht durch rosarote Brillen, aber er hat die Hoffnung auf die Menschheit noch nicht verloren. „Es gibt tolle Menschen, die einfach nur etwas aufbauen wollen, das einen Mehrwert schafft, und es gibt andere, die sehen, wie sich die Wirtschaft in Richtung Klimaziele bewegt“, sagt er. „Man könnte jetzt ganz pessimistisch sein und sagen: ,Oh, sie machen es nicht aus den richtigen Gründen!‘ – aber letzten Endes geht es
um die Reduzierung von Treibhausgasen. Jeder, der in diesem Bereich arbeitet und positive Veränderung will, ist also mehr als willkommen.“
Die Menschheit hat ein Problem: Langfristige Verschiebungen des Klimas und der Temperaturmuster – und Steppich ist einer von vielen, der das erkennt. Es ist klar, dass es nicht mehr lange so weitergehen kann: Um zu überleben, werden bald Kompromisse unvermeidlich sein, die niemand bereit sein wird, einzugehen. Es wäre besser, etwas zu tun, bevor die Anstrengungen obsolet werden – durch den sogenannten „Present Bias“ aber fehlt vielen die Motivation, auf gegenwärtige Vorteile zugunsten langfristiger zu verzichten. Steppich setzt sich dafür ein, das Bewusstsein zu schärfen, alle an einen Tisch zu bringen, einen Dialog in Gang zu setzen und Druck auf die Unternehmen auszuüben, damit sie sich mit dem Klimawandel befassen, aber auch, um zu zeigen, dass es einfach sehr lukrativ ist, etwas Gutes zu tun. „Wenn man die Leute einfach inspiriert und zeigt, dass man enthusiastisch und optimistisch ist, und ihnen erklärt, warum das alles Sinn macht, dann wird vielleicht jemand nachahmen, was man tut, oder zumindest wird jemand sehen, dass es möglich ist“, so Steppich.
Während seines Studiums der internationalen Wirtschaft mit Schwerpunkt Finanzen wurde Steppich klar, dass etwas fehlte: Es sollte nicht darum gehen, möglichst viel zu verkaufen oder zu verdienen; er brauchte den Fokus auf soziales Bewusstsein, das für ihn der eigentliche Wert war. Mit einem Universitätsprojekt in Argentinien über den Schuhhersteller Toms (es geht darum, dass Toms für jedes verkaufte Paar Schuhe ein Paar spendet), öffnete sich für Steppich die Tür zum sozialen Unternehmertum: „Ich war damals wirklich fasziniert von der Tatsache, dass Toms mit etwas sehr Einfachem erfolgreich war, aber damit etwas Gutes tat.“ Damit war der rote Faden für Steppichs Geschichte gelegt. Während seines Masterstudiums absolvierte er zahlreiche Praktika. Prominent auf dieser Liste ist unter anderem der Inkubator für Sozialunternehmer in Madrid Bridge for Billions, wo Steppich eng mit dem CEO zusammenarbeitete, um die nächste Generation von Sozialunternehmern mithilfe von Technologie aufzubauen; ein weiteres Praktikum absolvierte Steppich beim Venture Builder Merantix, der sich auf den Aufbau von Unternehmen an der Schnittstelle von Climate-Tech und AI konzentriert, was es Steppich ermöglichte, den Klimatechnologiesektor aus der Perspektive des Risikokapitals zu betrachten.
Der Weg für Climat EU war damit geebnet, und die Geschichte begann mit Steppichs Linkedin-Posts. „Ich fing an, einige Google-Sheets zu erstellen und zu posten, in denen ich Unternehmen und Investoren in diesem Bereich auflistete, und ich bekam wirklich gutes Feedback. Viele Fonds kamen auf mich zu, einige der Top-Fonds sagten: ,Hey, können wir reden?‘“, erklärt er. „Dann kam der Januar 2022, und ich versuchte zu entscheiden, was ich tun wollte – und ich dachte: ‚Warum nicht? Lass uns einfach etwas aufbauen, das den Menschen hilft, die Landschaft der Climate Tech zu verstehen!‘ In der ersten Februarwoche starteten wir den ersten Entwurf der Website, es war nur eine einfache Landingpage; und eine Datenbank mit allen Start-ups in Europa, die wir bis dahin gefunden hatten.“
Denn nicht alle Start-ups, die eine Unternehmens- oder Marketingstrategie zum Pflanzen von Bäumen verfolgen, sind Climate-Tech. Ein Climate-Tech-Unternehmen sollte Treibhausgasemissionen reduzieren oder neutralisieren. Betrachtet man etwa Patagonia, dessen Gründer Yvon Chouinard sein Unternehmen zur Bekämpfung der Klimakrise gespendet hat, sieht man, dass das ein wichtiger, vielleicht notwendiger, aber kein ausreichender Schritt im Kampf gegen den Klimawandel ist. „Das, was Patagonia macht, ist großartig, aber das Unternehmen selbst hat nicht unbedingt etwas mit Climate-Tech zu tun. Auch, wenn sie versuchen, ihr Bestes zu tun, ist es letztendlich eine Konsumgütermarke.“ Steppich weiter: „Selbst wenn zum Beispiel Adidas von heute auf morgen komplett auf nachhaltige Kleidung umstellen würde, wäre es immer noch ihre Aufgabe, so viel wie möglich zu verkaufen.“
Die Konsumgüterriesen verkomplizieren die Geschichte aus zwei Gründen: wegen der erhöhten Komplexität, die die „Scope Insensitivity“ verschärft (die Bewertung eines Problems wird nicht in multiplikativer Beziehung zu seiner Größe gesetzt), und der Einfachheit, diesen Unternehmen die Schuld am Klimawandel zuzuweisen. Jedes Mal, wenn Menschen mit großen Problemen konfrontiert werden, schreckt die Komplexität und die Beteiligung zahlreicher Parteien die Menschen davon ab, Maßnahmen zu ergreifen. Schuldzuweisungen helfen nicht weiter: „Diejenigen, die die meisten Emissionen verursachen, sollten auch mehr Verantwortung übernehmen. Aber letztlich hilft es weder ihnen noch ihren Kindern, wenn jemand anderes die Ursache für die Klimakrise ist“, so Steppich.
Was tatsächlich helfen könnte, ist, intelligenter, anstatt härter an der Lösung des Problems zu arbeiten. „Man kann versuchen, weniger zu reisen, mehr zu recyceln und weniger Plastik zu verwenden. Diese Bemühungen haben zwar eine Wirkung, aber eine relativ geringe, wenn man bedenkt, dass die meisten von uns etwa 80.000 Stunden ihres Lebens mit Arbeit verbringen. Wenn man einfach einen Job in einem Unternehmen bekommt, das wirklich etwas Gutes tut, ist das eine so schöne, fast passive Art, sein Leben damit zu verbringen, etwas Gutes zu tun“, so Steppich.
Trotz der Existenz zahlreicher Interessensgruppen sowie vorhandenem „Present Bias“ und „Scope Insensitivity“ ist Steppich davon überzeugt, dass seine Mission, den Zugang zu Climate-Tech zu demokratisieren, etwas bewirken wird. „Mein großer Traum ist es, eine entscheidende Rolle im Ökosystem des Klimawandels zu spielen, hier in Europa und vielleicht eines Tages weltweit“, sagt er voller Tatendrang.
Tim Steppich ist Gründer und CEO von Climat EU, der größten Plattform und Onlinecommunity für all diejenigen in Europa, die ihre Karriere dem Kampf gegen den Klimawandel widmen möchten – Jobsuchende, Gründer, Arbeitgeber und Investoren.
Fotos: Tim Steppich