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Zwischen 2020 und 2021 wurde ein weltweiter VC-Investment-Volume-Höchststand verzeichnet – gegenüber 2019 bedeutet dies eine Verdreifachung. Was waren die Einflussfaktoren für diesen außerordentlichen Höchststand im deutschen unternehmerischen Ökosystem? Dazu habe ich Venture-Capital-Experten befragt – Investoren von renommierten deutschen Fonds, Serial Entrepreneurs und Fundraising-Coaches. Mehrere Faktoren führten zu diesem drastischen Anstieg:
(1) Die zunehmende Reifung des deutschen unternehmerischen Ökosystems, die zur Gründung vieler hochwertiger Start-ups führt. Wie Experten feststellten, hat sich das deutsche unternehmerische Ökosystem in den letzten Jahren immer mehr professionalisiert. Dies ist zum Teil auf die Verbesserung der Qualität von Unternehmensgründungen zurückzuführen, aber auch auf die veränderte Einstellung zum Unternehmertum.
(2) Ein Wachstum der Risikokapitalfonds aufgrund des geldpolitisch bedingten Geldmengenwachstums und des Mangels an alternativen Investitionsmöglichkeiten. Durch die Zinspolitik gab es eine Phase, in der ein enormer Kapitalüberschuss auf dem Markt herrschte; hinzu kam, dass die Zinsen für traditionelle Anlagen niedrig und die Inflation hoch waren. Da Anleger für ihr Geld auf der Bank keine Zinsen mehr erhielten oder sogar Negativzinsen zahlen hätten müssen, wurden alternative Anlagen gesucht.
(3) Verstärkte Investitionsaktivitäten ausländischer Fonds mit größeren Finanzierungsvolumina und Transaktionsrunden. In den USA sind die Investitionsvolumina im Durchschnitt größer als in Europa und die Bewertungen höher, Start-ups erhalten in den jeweiligen Finanzierungsrunden im Durchschnitt mehr Kapital. Das liegt daran, dass das US-amerikanische Start-up-Ökosystem viel reifer ist und durch das Aufkommen großer Tech-Konzerne bereits viel Geld in den Markt zurückgeflossen ist. Investitionen amerikanischer VC-Fonds in Deutschland treiben also tendenziell die Preise für Transaktionen in die Höhe.
(4) Die Fokussierung von Politikern auf Spätphasen- und Mega-Runden. Bislang werden Mega-Runden vor allem von ausländischen Fonds begleitet; dafür wird viel zusätzliches Kapital benötigt. Daher ist es die Agenda der Politik, Mega-Runden aktiv zu fördern, um einer Verwässerung des Markts durch ausländische Investoren entgegenzuwirken.
(5) Schließlich wurde häufig erwähnt, dass Corona als Katalysator für den Wandel innerhalb des Ökosystems fungierte, da es den Dealmaking- und Due-Diligence-Prozess für eine Start-up-Bewertung sowie die bevorzugten Investitionsbranchen stark verändert hat. Während sich Gründer und Investoren früher vor dem Abschluss vor Ort trafen, werden Geschäfte heute weitgehend online abgewickelt, wodurch sich der Dealabschluss deutlich verkürzt hat. Gepaart mit einer „Fear of missing out“ führte dies häufig zu überteuerten Investitionsrunden.
Nina Tauscher hat einen Masterabschluss in Strategischem Management von der Universität Innsbruck und hat 2022 das Blockchain-Start-up Cryptolight mitgegründet.
Text: Nina Tauscher
Illustration: Valentin Berger