DER TRIUMPH VON ROBINHOOD

Nach dem Börsengang der Fintech App Robinhood im Juli 2021, ist das acht Jahre alte Unternehmen nun rund 32 Milliarden Dollar wert. Damit steigt das Vermögen der jungen Gründer, Vlad Tenev, 34, und Baiju Bhatt, 36, auf jeweils zwei bzw. drei Milliarden US-$. Im Vergleich dazu, brauchte der berühmte Innovator der Maklerbranche Charles Schwab, rund 25 Jahre von der Gründung des Unternehmens im Jahr 1971 bis er sich den Titel Milliardär im Alter von 59 Jahren verdient hatte.

Robinhoods Mission sei "den Finanzmarkt zu demokratisieren.” Dass mehr als 22 Millionen Menschen – die meisten von ihnen Erstanleger – bereits Robinhood-Konten eingerichtet haben, scheint ein Indiz dafür zu sein, dass sie dieses Ziel durchaus erreicht haben. Immerhin besitzen nach den neuesten Berechnungen der US-amerikanischen Federal Reserve nur 14% der Amerikaner Aktien und ungefähr 50% besitzen Aktien indirekt über Fonds. Die beiden Millennials, die Robinhood ins Leben gerufen haben, und ihre Armee von unerfahrenen Händlern, rütteln nicht nur an den finanziellen Grundfesten des Finanzsystems, sondern sie bewegen auch Märkte. Und das, obwohl das wilde Erscheinungsbild, das sie erzeugen, von den traditionellen Bewertungsmodellen abgekoppelt ist.

Eine gewisse Vorsicht ist aber angebracht. Um seine Mission mit erstaunlicher Geschwindigkeit zu erfüllen, hat Robinhood drei vermeintliche Sünden begangen. Erstens: Um junge, unerfahrene Anleger anzulocken, hat das Unternehmen seine Trading-App spielerisch vereinfacht. Mittels Methoden, die auch von Social-Media-Startups und Videospiel Herstellern eingesetzt werden, haben sie das Anlegen quasi zum Suchtmittel gemacht. Die zweite Sünde des Unternehmens besteht laut Kritikern in seinem Gewinnmodell, das auf der Notwendigkeit beruht, die Aufträge seiner Kunden an die größten Haie der Wall Street zu verkaufen.

Schließlich hat Robinhood die Geschäfte seiner Kunden schlecht abgewickelt, wofür das Unternehmen über 130 Millionen Dollar an Bußgeldern, Vergleichen und Strafen zahlen musste. Die Handelsplattform war während der volatilsten Handelstage der Coronavirus-Krise so gut wie nicht funktionsfähig, was zu zahlreichen Sammelklagen führte. Während der heurigen Meme-Aktienblase mussten sie sogar den Handel von Aktien wie GameStop und AMC Entertainment stoppen, da sie mit Nachschussforderungen in Milliardenhöhe konfrontiert waren. Der Vorfall zwang Robinhood dazu, im Februar eine Not-Wandelanleihe in der Höhe von mehreren Milliarden Dollar aufzunehmen. Die aufgenommenen Wandelschuldverschreibungen im Wert von 2,5 Mrd. US-$ sind mit hohen Zinssätzen, niedrigen Umtauschhürden und 369 Mio. US-$ in Form von Optionsscheinen ausgestattet, die die Aktien des Unternehmens runterziehen. Die Probleme dauern an. Zahlreiche US-amerikanische Bundes- und Landesbehörden nehmen Robinhood weiterhin unter die Lupe und untersuchen das Unternehmen. Sogar das Mobiltelefon des Mitgründers Vlad Tenev wurde einmal beschlagnahmt.

Letztendlich werden der langfristige Erfolg sowie das Vermächtnis von Robinhood davon abhängen, ob das Gute, das Robinhood erreicht, die negativen Auswirkungen und Risiken ausgleicht. Von den 22 Millionen Kunden nutzen 98% die App aktiv – sogar ein höherer Engagement Anteil als bei herkömmlichen Social-Media-Apps. Seine Einnahmen sind jedoch nur von einer Schar von Spekulanten angetrieben. Muss man bedenken: Die Kunden von Robinhood verwalten ein Vermögen von 80 Milliarden Dollar, darunter Optionen im Wert von 2 Milliarden Dollar. Diese Optionsgeschäfte machten jedoch 37% der Gesamteinnahmen von Robinhood im letzten Quartal aus.

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