Der Panda wird erwachsen

Die Krypto-Handelsplattform Bitpanda hat einige turbulente Jahre hinter sich. Nachdem das Start-up 2021 zu Österreichs erstem Unicorn wurde, stürzte ein Jahr später der Kurs vieler Kryptowährungen ab, und damit auch Bitpandas Umsätze. Doch nun geben sich die Gründer wieder optimistisch – und setzen dabei auf das neue B2B-Angebot.

Das Bitpanda-Hauptquartier ist ein modernes Gebäude. Über dem Eingang läuft ein Ticker, der Preisänderungen von Krypto­währungen anzeigt. In der Ein­gangs­halle steht eine gut zwei Meter große Panda-Statue, auf der „In Crypto We Trust“ steht. Aus dem sechsten Stock sieht man auf die Wiener Trabrennbahn Krieau. Die Wände sind mit Graffitis beschmiert – „Money Without The Walls“ oder „#RIP CA$H!“ steht dort geschrieben.

Doch seit die Bitpanda-­Gründer Eric Demuth und Paul Klanschek (kurz nach der Gründung ist auch Christian Trummer als CTO eingestiegen) 2020 auf dem Forbes-Cover waren, ist dieses ­Start-up erwachsen geworden. „Wir haben die Firma seitdem in jeder Hinsicht massiv erweitert“, meint Demuth dazu. Und die drei haben bewiesen, dass man auch von Österreich aus in der Kryptowelt ganz oben mitmischen kann.

Was 2014 als Handelsplattform für Bitcoin begann, ist heute ein Unternehmen mit rund 700 Mitarbeitern. Neben mehr als 300 Kryptowährungen werden dort Aktien, Rohstoffe und Edelmetalle gehandelt. Die ersten sechs Jahre war das Start-up „gebootstrappt“ (hat sich also aus eigenen Mitteln finanziert), es waren nur einige wenige Business Angels investiert. Doch seitdem hat es laut eigenen Angaben an die 500 Mio. US-$ aufgenommen, etwas mehr als die Hälfte davon im Jahr 2021, als Bitpanda mit einer Bewertung von 4,1 Mrd. US-$ zum ersten Unicorn Österreichs aufstieg. Die Unternehmenskennzahlen konnten sich damals ebenfalls sehen lassen: Laut Jahresabschluss 2021 verzeichnete das Unternehmen in dem Jahr einen Nettoumsatz von 480 Mio. € und einen Gewinn von 37,5 Mio. €. Das Folgejahr war jedoch „eher knackig“, wie Demuth es formuliert: Der Bitcoin-Preis stürzte von seinem Hoch im November 2021 (über 56.000 € war ein Bitcoin damals wert) um über 70 % auf 15.400 € im Dezember 2022 ab. Anderen Kryptowährungen ging es ähnlich. Bitpanda verzeichnete einen Verlust von 116 Mio. € und musste knapp 270 Mitarbeiter entlassen. „Das war schon sehr, sehr hart“, so Klanschek.

Die Gründer weisen darauf hin, dass sie trotzdem alle ihre geplanten Projekte umsetzen konnten und auf der strategischen Roadmap nicht vom Weg abgekommen sind – laut eigenen Angaben war Bitpanda 2023 wieder leicht im Plus. Immer mehr Geld kommt dabei von Bitpanda Technology Solutions (BTS), dem B2B-Angebot der Wiener.

Zuletzt verspürte das Unternehmen deutlichen Rückenwind. Vier Millionen Nutzer zählt Bitpanda auf seiner Handelsplattform.

Mit BTS, das bereits 2020 geplant wurde, stellt das Start-up anderen Finanzunternehmen seine digitale Infrastruktur zur Verfügung. So können diese Unternehmen ihren Kunden in kurzer Zeit Zugang zu allen Assets verschaffen, die auf der Bitpanda-Plattform gehandelt werden. Sie müssen sich nicht mit Kryptoregulierungen herumschlagen – das übernimmt Bitpanda. „Am Anfang waren es vor allem Fintechs, die unsere Infrastruktur nachgefragt haben“, so Demuth, „dann waren es immer größere Fintechs, dann kleine Banken.“ Mittlerweile sind auch schon größere Banken auf das Angebot aufmerksam geworden: Vergangenes Jahr verkündete Bitpanda eine Partnerschaft mit der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. Raiffeisen-Kunden können dadurch bald in der Elba-App der Bank Kryptowährungen und Aktien handeln. Andere Kunden von BTS sind etwa die deutsche Digitalbank N26 oder Visa.

Das BTS-Angebot lasse sich leicht an die verschiedenen Bedürfnisse der Kundengruppen anpassen, sagt CTO Trummer, da Bitpanda BTS komplett inhouse entwickelt hat. Entsprechend flexibel ist auch der Preis. Meist setzt er sich aus einer Fixsumme plus einem Anteil der Transaktionen, die auf der Plattform abgeschlossen werden, oder des Umsatzes, der dort ein­gespielt wird, zusammen.

Noch macht das Start-up das meiste Geld mit dem Brokerage-­Geschäft. Doch das Gründertrio hat mit BTS große Ambitionen. „Es gibt keinen anderen Anbieter“, sagt Trummer, „der auch nur annähernd so einen breiten Service bietet wie wir. Natürlich gibt es andere Firmen, die Ähnliches machen. Aber deren Angebot ist deutlich abgespeckt.“ Demuth ergänzt: „Wir haben einen massiven Vorsprung, weil wir in den letzten Jahren sehr viel in die Infrastruktur investiert und früh die entsprechenden Lizenzen beantragt haben.

Dementsprechend wollen wir den Bereich einfach komplett einnehmen.“ Soll heißen: 80 bis 90 % aller Kryptotransaktionen in Europa sollen in einigen Jahren über BTS laufen. ­Tatsächlich gibt es kaum andere Anbieter, die behaupten können, Partnerschaften mit ähnlich großen Banken zu haben, auch wenn einige Geldhäuser bereits ihr eigenes Krypto­angebot gestartet haben.

Trotz der großen Worte haben die Gründer aber aus ihren Fehlern im Jahr 2022 gelernt – sie hätten zu schnell zu viele Leute eingestellt, lautet das Fazit. „Damals war Wachstum unsere oberste Priorität. Heute sind wir mehr darauf fokussiert, unsere Profitabilität weiter zu steigern“, so Demuth. Dieser neue Fokus ist nicht nur dem „Krypto­winter“, wie die Community den Einbruch der Kryptowährungen nennt, geschuldet; viele Start-ups sind von den schwierigen makro­ökonomischen Bedingungen be­troffen und müssen Kosten sparen.

In den letzten Monaten ging es mit den meisten Kryptokursen wieder bergauf, was Bitpanda erneut Rückenwind verschafft. Doch hieß es vor drei Jahren noch, dass eine Expansion nach Asien ansteht, deuten die Gründer heute darauf hin, dass Bitpanda noch eine Weile in Europa bleibt, auch wenn sie sich nicht ganz in die Karten schauen lassen. „Da sind wir agil, und das BTS-Geschäft ist noch relativ jung. Wenn wir uns in einem Jahr unterhalten, kann das schon ganz anders ausschauen“, so Demuth. Das Gründertrio gibt sich jedenfalls optimistisch. Auf die Frage, wie sich die Ambitionen mit BTS in Form von Kundenzahlen quantifizieren lassen, antwortet Klanschek: „So viele wie möglich. The sky is the limit.“

Fotos: Gianmaria Gava

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