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Carmen Sprus hat mit ihrem Engagement auf substanzielle Weise dazu beigetragen, dass Nachhaltigkeit vermehrt als zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie besprochen wird. Als Mitbegründerin von EY Sustainability entwickelte sie für EY und später für ihre Kunden Geschäftspläne, die sozial verantwortlich sind und einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
„Trotz der dramatischen Auswirkungen der Klimakrise auf unsere Lebensqualität reagieren Menschen zunehmend genervt auf den Nachhaltigkeitsbegriff“, stellt Carmen Sprus fest. Ihrer Meinung nach ist dies darauf zurückzuführen, dass viele Menschen das Gefühl haben, nicht ausreichend eingebunden zu werden, und Nachhaltigkeit oft mit Einschränkungen in Verbindung bringen. „Wir müssen die Alternativen und Vorteile, die sich aus der Transformation ergeben, besser herausstellen und zugänglich machen“, fügt sie hinzu.
Nachhaltigkeit als fester Bestandteil der Unternehmensstrategie
Die entscheidende Rolle in dieser Thematik spielen laut Sprus jedoch die Unternehmen. Obwohl sich immer mehr von ihnen zu Nachhaltigkeit bekennen und in vielen Fällen sogar gesetzlich dazu verpflichtet sind, werden viele ihre Klimaziele verpassen. „Ein vergebener Trumpf“, meint Sprus, „denn Nachhaltigkeit kann heutzutage einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellen.“
Als Sustainability Solution Lead im EY Strategy and Transactions Team trägt Sprus dazu bei, Unternehmen auf ihrem Weg zu „Net Zero“ zu begleiten. Sie unterstützt, Massnahmen zu etablieren, um deren Treibhausgasemissionen auf null zu reduzieren und nicht kompensierbare Emissionen auszugleichen. „Unsere Aufgabe besteht darin, Unternehmen dabei zu unterstützen, Nachhaltigkeit als Kernstück ihrer Unternehmensstrategie zu verstehen, anstatt diese als Nebensache zu behandeln“, beschreibt Sprus ihre Rolle sowohl bei Schweizer KMUs als auch bei internationalen Unternehmen.
Sprus weiss aus eigener Erfahrung, dass die Entwicklung einer umweltfreundlichen Strategie Ausdauer erfordert. Dank ihrer Bemühungen hat das Thema Nachhaltigkeit bei EY in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. „In der Schweiz haben wir mittlerweile ein Team von über 70 Kolleginnen und Kollegen, die sich auf Nachhaltigkeit spezialisiert haben. Dadurch können wir ESG-Kriterien – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – in all unseren Dienstleistungen und Entscheidungen berücksichtigen“, erläutert Sprus. Die erfahrene Expertin warnt: „Unternehmen, die Nachhaltigkeit vernachlässigen, werden früher oder später mit Nachteilen und erhöhten Kosten konfrontiert, sei es durch höhere Kapitalbeschaffungskosten, CO2-Preise, Regulierungsvorschriften, verpasste Marktanteile oder Lieferprobleme.“
Wie Sprus Nachhaltigkeit in die Hochschulausbildung brachte
Geprägt von der Wirtschaftskrise 2008 realisierte Sprus während ihres VWL-Studiums an der Universität Zürich, dass die traditionelle Ökonomielehre eine beschränkte Sichtweise vermittelt. Sie war überzeugt, dass die soziale Verantwortung von Unternehmen in der Lehre zu kurz kam und dringend Reformen notwendig seien.
Daher entschloss sie sich 2012 zur Gründung der Studierenden-Organisation „Plurale Ökonomik“. Ihr Engagement führte dazu, dass Nachhaltigkeit einige Jahre später einen festen Bestandteil im Wirtschaftsstudium der Universität Zürich und anderer Hochschulen bildete.
Als Sprus 2018 dann von einer Boutique-Beratung zu EY wechselte, wurde ihr schnell klar, dass die Relevanz von unternehmerischer Nachhaltigkeit eine noch untergeordnete Rolle spielte. „Unsere Kunden verstanden Nachhaltigkeit vorwiegend als ein Risiko, das es zu minimieren galt“, beschreibt Sprus. „Die Frage war vor allem: ‚Was muss ich als Unternehmerin tun, um keine Schwierigkeiten mit den Regularien zu bekommen?‘“
Tatsache ist, dass nachhaltige Marken schneller wachsen als der Rest des Geschäfts.
Carmen Sprus
Die transformative Kraft nachhaltiger Geschäftsmodelle
Dabei werden andere, geradezu revolutionäre Herangehensweisen – wie die Umgestaltung von Geschäftsmodellen nach den erfolgreichen Beispielen von Patagonia, Unilever, Ikea, Planted oder Schneider Electric – noch nicht ausreichend anerkannt. Diese Unternehmen haben die vollständige Integration der Nachhaltigkeit in ihren Strategien gemeinsam. „Tatsache ist, dass deren nachhaltige Marken schneller wachsen als der Rest ihres Geschäfts“, hält Sprus fest.
Mit Proaktivität und Mut zur Skalierung internationaler Nachhaltigkeitsstrategien
Entschlossen, Nachhaltigkeit ins Zentrum von EY zu rücken, gründete Sprus die „Climate Innovation“-Taskforce für den DACH-Raum. „Für mich war entscheidend, in welcher Rolle ich die grösste Wirkung erzielen kann. Unsere offene Unternehmenskultur hat entscheidend dazu beigetragen, meine unternehmerischen Ambitionen und Visionen zu verwirklichen“, erklärt sie.
Diese private Initiative erwies sich als Katalysator für ihre Karriere bei EY. Zwischen 2020 und 2022 baute Sprus als Mitbegründerin das Beratungsangebot EY Sustainability für Deutschland, die Schweiz und Portugal auf. In dieser Zeit fokussierte sie sich auf die strategische Ausrichtung, die Entwicklung innovativer Lösungen für EYs Kunden, die Einstellung geeigneten Personals, den Aufbau von Partnerschaften und die Vermarktung der erstellten Serviceangebote.
„Mein Durchhaltevermögen und der Glaube an meine Vision haben sich ausgezahlt und es ermöglicht, Nachhaltigkeit in unser Kerngeschäft zu integrieren“, äussert sie mit erkennbarem Stolz.
Sprus’ Aufstieg – von Wasserstoff-Pionierarbeit zu Nachhaltigkeitsführung
Sprus’ beeindruckender Erfolg mit ihren Kunden weitete sich über Europa aus und führte schliesslich zu einer Anfrage von einem grossen Ölkonzern in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sie wurde beauftragt, die „Low Carbon Energy“-Abteilung mit Fokus auf sauberen Wasserstoff mit aufzubauen – eine Gelegenheit, die ihr später den Zutritt zu internationalen Konferenzen wie der COP28, der globalen H2-Konferenz und dem WEF eröffnete. Seit 2023 ist Sprus wieder in der Schweiz und fungiert als Sustainability Solution Lead des EY Strategy and Transactions Teams. Sie und ihr engagiertes Team unterstützen EYs grösste Kunden in den Bereichen technologische Fertigung und Mobilität auf internationaler Ebene.
Ihre Spezialgebiete sind Strategien für die Emissionsreduktion, Skalierungspläne und der Aufbau nachhaltiger Geschäfts- und Betriebsmodelle. Aktuell hilft sie mehreren multinationalen Hightech-Engineering-Unternehmen dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele zu verwirklichen. Durch ihre facettenreichen Erfahrungen und ihre Führungsstärke hat Sprus als Teamleiterin und Mentorin schon zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Nachhaltigkeit inspirieren und begeistern können.
Anstatt mit erhobenem Zeigefinger zu tadeln, erreichen wir mehr mit positiven Argumenten.
Carmen Sprus
Die humane Marktwirtschaft: eine Vision verantwortungsvollen Wirtschaftens
In Sprus’ Vision einer humanen Marktwirtschaft steht die Anerkennung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Verantwortung von Unternehmen im Mittelpunkt.
Für sie strebt eine humane Volkswirtschaft danach, Aspekte wie Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Wohlbefinden ins Zentrum des wirtschaftlichen Handelns zu rücken. Unternehmen sollen so ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden und dazu beitragen, das Wohl aller Menschen zu verbessern und den Planeten für zukünftige Generationen zu schützen. Sie sieht Unternehmen als entscheidenden Faktor in der Verwirklichung dieser Ziele.
Sprus hebt hervor, dass sich Länder wie Island, Neuseeland, Schottland und Wales bereits am Bruttonationalglück – einem ganzheitlichen Indikator, der neben dem materiellen auch das psychische Wohlbefinden berücksichtigt – statt am Bruttoinlandsprodukt (BIP) orientieren. Sie plädiert dafür, Wachstum zu fördern, das unserer Gesellschaft zugutekommt und nicht kurzsichtigen Aktivismus und Profitgier belohnt. „Wir beraten unsere Kunden darin, wie sie nachhaltig und wertschöpfend Geschäfte machen können“, hebt Sprus hervor.
Mitarbeitende als Multiplikatoren: Sprus’ Ansatz zur Klimawandelbekämpfung
Sprus betrachtet Verbote, ein oft diskutiertes Thema in der Klimapolitik, als unzureichende Lösung. Sie glaubt, dass die drastischen Veränderungen, die unsere Welt in den nächsten 15 bis 20 Jahren erfahren wird, durch unser Handeln heute beeinflusst werden können. „Viele Menschen scheinen noch nicht zu realisieren, dass eine Fortsetzung unserer aktuellen Wirtschaftsweise nicht den Status quo erhält“, sagt sie. Gleichzeitig ist Sprus zuversichtlich: „Anstatt mit erhobenem Zeigefinger zu tadeln, erreichen wir mehr, wenn wir Menschen mit positiven Argumenten gewinnen.“
Die Schweizerin ist fest davon überzeugt, dass jede und jeder Einzelne zur Verlangsamung der globalen Erwärmung beitragen kann. „Wir stehen vor einer fundamentalen Herausforderung, die unsere Lebensweise, unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft und unsere Umwelt in Gefahr bringt. Die Auswirkungen, die jeder von uns durch unsere beruflichen Rollen hat, sind viel erheblicher als die Handlungen des Einzelnen“, stellt sie klar. Laut Sprus können Mitarbeitende nachhaltige Geschäftspraktiken und zukunftsorientierte Investitionen fordern oder sogar umsetzen. Etwas Ähnliches geschah auch bei ihr und EY Sustainability: „EY hätte das Thema sicherlich auch ohne unsere Bemühungen aufgegriffen, aber durch unsere Initiative haben wir es in den Vordergrund gerückt – und positive Veränderungen um einige Jahre beschleunigt“, sagt Sprus.
Carmen Sprus leitet EYs Sustainability Solution auf EMEIA-Ebene und ist Mitgründerin von EY Sustainability. Sie hat umfangreiche Erfahrung in der Unterstützung von Kunden bei der Entwicklung zukunftsfähiger ESG- und Net-Zero-Strategien in den Bereichen fortschrittliche Fertigung und Mobilität. Leidenschaftlich unterstützt sie Unternehmen bei der Transformation in nachhaltige Geschäftsmodelle mit Fokus auf sauberem Wasserstoff.
Die in Zürich ansässige Wahlschweizerin hat in sechs Ländern gearbeitet, über 25 internationale Nachhaltigkeitsprojekte geleitet und hält Master-Abschlüsse in Volkswirtschaft und chinesischer Wirtschaft von der Universität Zürich und der Fudan-Universität in Shanghai.
Fotos: Kilian J. Kessler