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Umgekehrte Welt: Das Start-up Honeypot ist eine Jobvermittlungsplattform, auf der sich Unternehmen bei Tech-Experten bewerben.
Der Name hat durchaus Symbolkraft: Denn beim Tech-Start-up Honeypot hat es der „Bär“ – sinnbildlich betrachtet – nicht schwer, zum Honig zu finden. Das Berliner Start-up ist eine Jobvermittlungsplattform mit Tech-Fokus. Das Interessante daran: Nicht etwa die Jobsuchenden bewerben sich direkt bei den Unternehmen, sondern genau andersherum – der „Bär“ wird somit zum Honig geführt. Das Unternehmen zahlt nach erfolgreicher Einstellung eine Provision in der Höhe von 15 % des Jahresgehalts an Honeypot – die Talente zahlen nichts.
Die Idee dazu kam Mitgründer Kaya Taner, als er die App-Marketing-Plattform Applift gründete und bemerkte, wie schwer es ist, geeignetes Tech-Personal zu finden. „Jeder redet vom Fachkräftemangel – speziell in der Tech-Branche. Seit der Gründung von Honeypot im Jahr 2015 ist dieser Mangel laut Branchenverband Bitkom noch einmal um über 90% gestiegen. Gleichzeitig suchen viele Unternehmen aber nach wie vor speziell nach deutschsprachigen Mitarbeitern für ihre Kernteams. Wenn man eine innovative Firma sein will, darf man seinen Pool an Talenten allerdings nicht auf einen Markt beschränken – man muss global denken“, sagt Taner.
„Für Europa bedeutet das eine große Veränderung. Im Silicon Valley stammen 70% der Entwickler aus anderen Ländern. Dieser Pool hat das Silicon Valley zu dem gemacht, was es heute ist – das wollen wir hier auch erschaffen“, ergänzt Gründungspartnerin Emma Tracey. Sie stammt aus Irland und hat vor ihrem Master in International Business in Berlin bereits mehrere Kontinente bereist: So hat sie als Journalistin in Kolumbien gearbeitet und war Mitgründerin der Kommunikationsfirma Lifa Communications in Südafrika. Ebenso stammen auch viele der mittlerweile 55 Mitarbeiter aus anderen Ländern – insgesamt werden in den Büros in Berlin und Amsterdam 19 Sprachen gesprochen. Das Unternehmen lebt die vorgegebene Vision somit auch im Inneren.
Von Honeypot und seiner Vision sind scheinbar auch andere überzeugt: Erst Anfang dieses Jahres kaufte das deutsche Karrierenetzwerk Xing das Recruiting-Start-up für satte 22 Millionen € - der Earn Out beträgt 35 Millionen €. Der Deal sei durch eine Teamleistung zustande gekommen, wie Tracey sagt. Große Umstellungen bringt die Übernahme laut ihr aber nicht: „Honeypot behält seinen Fokus auf Tech-Talente und wird weiterhin unabhängig operieren.“
„Durch die Synergien mit XING werden wir zudem noch schneller wachsen“, ergänzt Taner. Derzeit sind rund 100.000 Talente und 20.000 Unternehmen auf Honeypot registriert, in den kommenden drei Jahren will Honeypot den Markteintritt in zehn weiteren Ländern schaffen. Der „Honigtopf“ wird somit größer.
Der Artikel ist in unserer Mai-Ausgabe 2019 „Europa“ erschienen.