DEI-Programme: Steigert das den Gewinn oder kann das weg?

Beim Weltwirtschaftsforum in Davos nannte ­Argentiniens Präsident Javier Milei den Feminismus eine «Gefahr für unsere Spezies».

Donald Trump stellte einen Zusammenhang zwischen Diversitätsprogrammen der US-Luftfahrtbehörde FAA und einem Flugzeugabsturz mit 67 ­Toten her. Friedrich Merz, deutscher Kanzlerkandidat, lehnte eine Geschlechterparität in seinem Kabinett kategorisch ab. Das sind alles keine Randfiguren – es sind aktuelle respektive potenzielle Staatschefs der grössten Volkswirtschaften der Welt. Was passiert hier gerade?

Dass aktuell ein radikales Umdenken stattfindet, lässt sich nicht nur an solchen ­Debatten festmachen. Doch wie stark ist dieser ­Abgesang auf Diversitäts- und Inklusionsprogramme (DEI; Diversity, Equity, Inclusion) auch in der Wirtschaft angekommen? Das kommt darauf an,

wen man fragt – denn JP-Morgan-CEO Jamie ­Dimon sagte kürzlich, er wolle «dumme» DEI-Programme stoppen. Auch Goldman Sachs, ­Google, Meta und Amazon haben verkündet, ­gewisse Programme und Initiativen zu ­beenden. Bob Sternfels, Global Managing Partner von McKinsey, erklärte hingegen, das Unter­nehmen werde ­weiterhin «mutig Diversität und Merito­kratie verfolgen». Beides sei Teil der eigenen Erfolgs­geschichte, so Sternfels.

Die Diskussion wird befeuert durch die wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten, insbesondere in Europa: Wenig Wachstum, schlechte Stimmung – da werden alle Ausgaben auf den Prüfstand gestellt. Das Problem in Bezug auf DEI: Diese Programme sind oft langfristige Investi­tionen, die Unternehmen zukunftsfähig machen, aber kurzfristig auch Kosten verursachen. Studien von McKinsey, BCG und anderen belegen, dass divers aufgestellte Unternehmen profitabler sind, resilienter durch Krisen gehen und innovativer agieren.

Doch es ist unbestritten, dass in den vergangenen Jahren unter dem Label DEI auch Massnahmen finanziert wurden, die keinen erkennbaren wirtschaftlichen Nutzen hatten. Und genau dort werden viele Unternehmen ansetzen (müssen): Die Herausforderung liegt darin, DEI-Massnahmen so zu gestalten, dass sie tatsächlich wirtschaftlichen Mehrwert ­schaffen, statt zu symbolischen Pflichtübungen zu ver­kommen.

Denn Treiber für mehr Wohlstand sind ­immer willkommen. Und dass Frauen ihr ökonomisches Potenzial noch nicht voll ausschöpfen, ist unbestritten – und zwar nicht erst seit gestern. Nicht umsonst führte B. C. Forbes in der ersten Ausgabe des Magazins 1917 die Kategorie «Women in Business» ein. Doch der Fortschritt ist träge. Was müssen wir also tun?

Es gilt für alle Unternehmen und ihre ­Führungskräfte, handfeste Fakten zu liefern, wo Diversität konkret Gewinne steigert und Unternehmen resilienter macht – und wo nicht. Denn in wirtschaftlich harten Zeiten zählt nur, was konkrete Ergebnisse liefert. Eine vielfältige und bunte Wirtschaft ist weiterhin kein Irrweg – sie vergrössert den Wohlstand für uns alle. Doch die Zeiten der Symbolpolitik sind vorbei. Frei nach dem Motto: Steigert das den Gewinn – oder kann das weg?

Klaus Fiala,
Chefredakteur

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