Das sieht richtig gut aus!

Das Anlagejahr 2024 hat sich fein entwickelt. Forbes zeigt Ihnen nicht nur jene Titel, die heuer die höchsten Gewinne eingefahren haben, sondern auch jene mit den besten Chancen für das kommende Jahr.

Man kann über den gewesenen und künftigen US-Commander-in-Chief Donald J. Trump denken, wie man will – eines kann man ihm nicht ­absprechen: Der Mann ist gut fürs Geld. Und so haben nicht nur die internationalen Börsen seit seiner Wiederwahl einen kräftigen Schub erhalten, auch Kryptowährungen, ­allen voran Bitcoin, bekamen einen Megaschub mit einer Power, wie sie sonst nur Elon Musks Raketen zeigen.

Und die Aussichten für das kommende Jahr sind fein, meinen die Experten: „Aktien sind um mehr als 27 % gestiegen, und die institutionellen Anleger werden bis zum nächsten Jahr keine großen Schritte unternehmen wollen“, meint man bei Morningstar. US-Aktien ­stoßen an ihre historischen Höchststände, da der makrodynamische Rückenwind weiterhin den Gegenwind überwiegt. „Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass Aktien so lange überbewertet und perfekt ein­gepreist bleiben, bis entweder die Erträge die Bewertungen einholen oder ein Katalysator auftritt, der zu einer Korrektur führen könnte.“ Zusätzlich, so Morningstar, rechne der Markt nach der Wahl nun nicht nur mit der Verlängerung des Tax Cuts and Jobs Act von 2017, sondern auch mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zusätzlicher Steuersenkungen bei der Unternehmenssteuer und den persönlichen Steuersätzen.

Gefahr droht in den USA von einer allfälligen Überbewertung. „Wir gehen im Kern davon aus, dass die politische Agenda von Präsident Trump wachstums­fördernd sein wird. Es bestehen jedoch Risiken, insbesondere wenn das Gleichgewicht zwischen fiskalischen Impulsen, Zöllen und Einwanderungsbeschränkungen eher zu mehr Inflation als realem Wachstum führt“, meint man bei JP Morgan Asset Management. Gute Chancen sieht man in Europa: „Der S&P 500 hat den britischen FTSE All-Share Index oder den MSCI Europe ex-UK Index im Lauf des Jahres 2024 deutlich übertroffen. Infolge­dessen wird der britische Aktienmarkt jetzt mit einem Abschlag von fast 50 % gegenüber der US-Benchmark und der MSCI Europe ex-UK Index mit ­einem Abschlag von mehr als 35 % gehandelt“, so die JP-Morgan-Analysten. Man nimmt an, dass die Gewinne des S&P 500 in den nächsten zwölf Monaten um 14 % steigen werden, und der Index wird zu ­einem KGV von 22x gehandelt. Im Gegensatz dazu wird für den MSCI Europe ex-UK für die nächsten zwölf Monate ein Gewinnwachstum von 8 % prognostiziert, und der Index wird zu einem KGV von 14x gehandelt – ist also deutlich „billiger“. „Wir gehen davon aus, dass die neue US-Regierung zwar schnell Zölle auf China erheben wird, die Beziehungen zu Europa jedoch weniger feindselig sein werden. Dies ­allein schon könnte die Stimmung gegenüber europäischen Anlagen ­stützen“, heißt es bei JP Morgan.

Das lässt allerhand Potenzial für europäische Aktien erwarten. Zu jenen, denen Experten gute ­Chancen einräumen, zählt auch Suss Microtec: Das deutsche Unternehmen, ­früher Süss Microtec, mit Sitz im bayerischen Garching ist ein Anbieter von Anlagen und Prozessen für den Halbleitermarkt, die Nano- und Mikrosystemtechnik und verwandte Märkte – ein Bereich, in dem man über 75 Jahre Erfahrung verfügt. ­Gegründet 1949 ­erfuhren die Bayern 1963 einen Aufschwung durch einen Auftrag von Siemens zur Entwicklung eines einfachen Foto­lithografiegeräts. Das bildete den Grundstein für die spätere Ausrichtung des Unternehmens und den ersten Schritt in die Halbleiter­branche.

Heute verfügt Suss über rund 1.200 Mitarbeiter, die einen ­Umsatz von mehr als 300 Mio. € erwirtschaften. Die Aktie hat während der letzten drei Jahre um knapp 150 % zugelegt und notiert nun bei 50 €; über fünf Jahre gesehen waren es an die 300 %. Das KGV lag zuletzt bei inte­ressanten 9,38.

Börsianer mögen Suss: So hat die Privatbank Berenberg ihre Einstufung für die Bayern mit einem Kursziel von 75 € auf „Buy“ belassen; das lässt zum Kurs bei Redaktionsschluss ­einen Gewinn von 48 % erwarten. Themen für die Bewertung seien vor allem das aktuelle Geschäft und die Auswirkungen weiterer US-Handels­restriktionen bei ­Exporten nach China gewesen, so Berenberg. Optimistisch ist auch Hauck Aufhäuser Investment Banking: Dort setzt man ebenfalls auf „Buy“, mit ­einem Kursziel von 72,10 €. Die US-Exportbeschränkungen für China in Hinblick auf Halbleiter seien für das Technologieunternehmen von begrenzter Bedeutung; der Kunde ­Micron dürfte von den Maßnahmen weitgehend unbehelligt bleiben. Möglicher Kursgewinn: 42 %.

Ebenfalls in Deutschland zu Hause, ­nämlich in Montabaur in Rheinland-Pfalz, ist die United Internet AG. Der Internetspezialist mit rund 28 Millionen ­Kundenverträgen und 40 Millionen Free-Accounts wurde 1988 gegründet; zu seinen ­bekanntesten Marken zählen ­unter anderem 1&1, Ionos, GMX, Web.de und 1&1 Versatel. GMX und Web.de ­fungieren gleichzeitig auch als In­formations- und Boulevardmedien.

Im März 1998 ging das Unter­nehmen unter der Firmierung 1&1 Internet AG & Co. KGaA an die Börse; fast 11.000 Mitarbeiter holten im Vorjahr 6,21 Mrd. € Umsatz an Land. Die Aktie war während der letzten Jahre auf der Verliererstraße und hat in den letzten zwölf Monaten um knapp 18 % an Wert auf 16 € pro Stück verloren – doch Experten räumen dem Unternehmen viel Luft nach oben ein: Berenberg hat den Daumen für United Internet mit ­einem Kursziel von 42 € auf „Buy“ gehoben; das Potenzial liegt in ­diesem Fall bei gewaltigen 162 %.

Warburg Research hält den ­Titel ­sogar für stark unterbewertet: Zwar wurde das Kursziel für die ­Aktie von United Internet von 38,50 € auf 37,30 € reduziert, die Kauf­empfehlung bleibt aber aufrecht. Möglicher Kursgewinn laut Warburg: 133 %.

Das ertragreiche Trio für 2025 komplett machen Aktien von Aixtron SE mit Sitz im nordrhein-west­fälischen Herzogenrath, das verschiedene Varianten von CVD-Anlagen herstellt, mit denen Bauelemente für elektronische und ­optoelektronische Anwendungen auf Basis von sogenannten III-V-­Verbindungshalbleitern und orga­nischen Halbleitern produziert ­werden.

Das Unternehmen ist ein ­führender Hersteller von MOCVD-Anlagen. PECVD-Anlagen werden zur Produktion von Kohlenstoff­nanoröhren und weiteren Nanostrukturen hergestellt. Gegründet 1983 als Ableger der RWTH Aachen von Physiker Holger Jürgensen war man anfangs spezialisiert auf An­lagen zur Herstellung von III-V-Halbleitern. Heute beschäftigt Aixtron mehr als 1.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Vorjahr rund 630 Mio. €.

Ein chinesischer Übernahmeversuch durch Xiamen Bohao Investment Ltd., das wiederum indirekt der lokalen Regierung in Xiamen gehört, im Jahr 2016 scheiterte am Veto des deutschen Bundeswirtschaftsministeriums.

Die Aixtron-Aktie gewann ­während der letzten fünf Jahre 80 % an Wert dazu und kostet nun rund 15 €. Finanzexperten mögen die Herzogenrather: Berenberg setzt das Kursziel in einer aktuellen Analyse auf 30 €, was mehr als 100 % an Kapitalzuwachs verspricht.

Warburg Research hat das Kursziel für Aixtron von 26 auf 24 € gesenkt, aber die Einstufung auf „Buy“ belassen. Kurspotenzial: mehr als 60 %. Konservativer gibt man sich beim Analysehaus Jefferies – dort hat man Aixtron auf „Hold“ (mit ­einem Kursziel von 16 €) gesetzt. In diesem Szenario wären nur 9 % Gewinn möglich.

Illustrationen und Infografik: Marieluise Renner

Reinhard Krémer

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