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Einige Fußballklubs sind als Aktiengesellschaft aufgestellt - und mit Papieren ausgewählter Klubs lässt sich gutes Geld verdienen.
Für manche Menschen ist ihre Passion das Maß aller Dinge. Das gilt im Allgemeinen für eingefleischte Fußballfans und im Besonderen für die Anhänger der jeweiligen Klubs. Für Viele ist die Zugehörigkeit wie eine Religion, und wenn der Verein dann auch noch Aktien begibt, gehört es für das überzeugte Klubmitglied zum guten Ton, sich zu beteiligen.
So oder so ähnlich war die Motivationslage auch, als im September 1991 die Aktie des SK Rapid Wien unter kräftigem medialem Getöse an die Börse kam. Rapid hatte Hunderttausende Anhänger, da schien der Erfolg des Papiers quasi programmiert. 45.000 von 60.000 Aktien der Rapid Finanz-AG standen zum Verkauf – und waren flott überzeichnet. Der legendäre österreichische „Börsenbulle“ Michael „Mike“ Lielacher sorgte mit seiner Vindobona Privatbank AG (VIP) für die Emission. Doch das „Match“ lief gegen Rapid und die Sache ging schief: Das grün-weiße Papier – der nominelle Wert lag ursprünglich bei 1.000 Schilling (rund 72 €) – purzelte vom Tag der Ausgabe nach unten und stürzte schließlich dramatisch ab. Im April 1994 war die ganze Chose dann Geschichte: Wer heute noch Aktien (und etwas Glück) hat, kann sie an Sammler zum Stückpreis von rund 45 € losschlagen.
Doch nicht bei allen Fußballklubs enden die Börsengänge mit einem derart saftigen Eigentor – mit manchen Aktien kann man sogar richtig Geld verdienen. Eine davon ist das Papier des deutschen Bundesligisten Borussia Dortmund, kurz BVB (eigentlich Ballspielverein Borussia 09 e. V. Dortmund). Der Club, am 19. Dezember 1909 gegründet – darum auch die Zahl „09“ in Namen und Logo – ist einer der erfolgreichsten Fußballvereine Deutschlands: Neben acht deutschen Meisterschaften und vier DFB-Pokalsiegen gewann der BVB im Jahr 1966 den Europapokal der Pokalsieger und damit als erster deutscher Verein überhaupt einen Europapokal. 1997 folgte die Champions League sowie im selben Jahr der Weltpokal.
1999 wurde der steuerpflichtige wirtschaftliche Geschäftsbetrieb ausgegliedert und die Borussia Dortmund GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien gegründet. Komplementär ist die Borussia Dortmund Geschäftsführungs-GmbH, eine 100%ige Tochter des Vereins. So wurde sichergestellt, dass der Verein mit rund 154.000 zahlenden Mitgliedern weiterhin die Kontrolle über die Lizenzspielerabteilung besitzt. Ein rundes Jahr später erfolgte der Börsengang – mit einem Ausgabekurs von elf €.
Kommanditaktionäre bei Deutschlands einziger Fußballaktie sind Evonik Industries (14,7 Prozent), der Unternehmer Bernd Geske (8,9 Prozent). 5,4 Prozent hält der Versicherer Signal Iduna, fünf Prozent der Sportausstatter Puma und rund 54 Prozent der Aktien befinden sich in Streubesitz. Das Unternehmen beschäftigt aktuell rund 350 Mitarbeiter und macht 233 Millionen € Umsatz. Auch wenn der Ausgabekurs bis dato nie wieder erreicht wurde, ließen sich mit dem Papier der Borussen (Borussia ist der neulateinische Name für Preußen, von den Farben Preußens stammt auch das schwarz-gelbe Logo) in den letzten drei Jahren fast 70 Prozent verdienen. Über die letzten zehn Jahre betrachtet lag das Kursplus bei rund 280 Prozent. Die Dividende liegt seit Jahren bei sechs Cent pro Aktie.
Im September 2017 zeigte sich am Chart eine gefährliche Schulter-Kopf-Schulter-Formation, auf die auch fast schon lehrbuchmäßig ein Absturz von 8,2 auf 5,1 € folgte. Wenige Monate zuvor hatte die Aufklärung eines Bombenanschlags auf den BVB-Mannschaftsbus zu einem steilen Anstieg der Aktie geführt. Ein junger Mann hatte mit dem Anschlag den Aktienkurs manipulieren wollen. Waren erst islamistische Motive vermutet worden, fielen einem BVB-Fan und Aktienbesitzer, der zur Absicherung seiner Kursgewinne Put-Optionsscheine gekauft hatte, noch vor dem Anschlag ungewöhnliche Käufe dieser Papiere auf, die bei einem Kurssturz der BVB-Aktie hohe Gewinne erbracht hätten. Seine Anzeige brachte die Ermittler schließlich auf die richtige Spur.
Analysen zur Aktie sind so rar wie ein Hattrick im Fußballmatch. Unter dem Strich zeigt sich ein Zielwert von sechs € pro Stück. Die nächste Saison dürfte für den BVB sportlich besser laufen, meinen zum Beispiel die Aktienexperten von „Vorstandswoche.de“ und raten: „Bleiben Sie investiert!“ BVB-Boss Hans-Joachim Watzke ortet jedenfalls „immense stille Reserven“, nach denen der Verein für ihn „ganz konservativ kalkuliert Minimum eine Milliarde € wert“ sei. Auf die einzelne Aktie heruntergebrochen würde das einem Kurs von rund elf € entsprechen.
Exakt 140 Jahre alt wird 2018 der britische Traditionsverein Manchester United. Als Newton Heath L&Y Railway Football Club von einer Arbeitergruppe gegründet, hat der Club heute weltweit mehr als 650 Millionen Anhänger. Von 2006 bis 2012 sicherte man sich gleich sechs Mal den ersten Platz in der Liga; seither war „United“ das Glück nicht mehr hold: José Mourinho, der im Vorjahr Louis van Gaal als Trainer ablöste, soll mit teuren Neuzugängen wie Zlatan Ibrahimović oder Paul Pogba, der für die Rekordablösesumme von 105 Millionen € zurück ins Team geholt wurde, das Ruder herumreißen. Der Rekordtransfer zeigt auch die finanzielle Potenz britischer Fußballvereine: Mit einem Jahresumsatz von rund 737 Millionen US-$ war Manchester United laut Forbes in der Saison 2016/17 der umsatzstärkste Verein der Welt. Der operative Gewinn lag bei 254 Millionen US-$. Der von Forbes vergebene Titel als „wertvollste Fußballmannschaft der Welt“ ging damit zum zweiten Mal in Folge an die „Red Devils“, der Markenwert wurde mit 4,12 Milliarden US-$ beziffert. Im Gegensatz zum sportlichen Erfolg verwiesen die Briten damit die spanischen Topklubs Real Madrid (4,09 Milliarden US-$) und Barcelona (4,06 Milliarden US-$) zumindest finanziell auf die Plätze.
Ursprünglich war der Klub als britische Gesellschaft mit beschränkter Haftung organisiert. Die Eigentümerschaft wechselte ab 1902 zu örtlichen Geschäftsleuten. Schon Anfang der 90er-Jahre ging der Verein mit seinen Aktien an die Börse. Innerhalb von 14 Jahren verzehnfachte sich der Kurs des Papiers. 1999 machte sich dann der Medientycoon Rupert Murdoch durch einen feindlichen Übernahmeversuch des Klubs keine Freunde; der Anschlag konnte erfolgreich abgewehrt werden.
2003 begann aber der US-Unternehmer Malcolm Irving Glazer, United-Anteile aufzukaufen. 2005 übernahm der Milliardär für rund eine Milliarde £ den Verein vollständig.
Glazer, eigentlich ein Fan des American Football, sieht Manchester United als reines Finanzinvestment. Der neue Besitzer erhöhte die Ticketpreise, steigerte die weltweite Vermarktung von Fanartikeln und Lizenzrechten und verordnete dem Verein eine stramme Kostenkontrolle – wohl auch, um selbst zu seinem Geld zu kommen. Dem Vernehmen nach fließen rund 33 Millionen € an Zinsen jedes Jahr in die Taschen der Nachfahren des 2014 verstorbenen Unternehmers. 2005 hatte Glazer den Verein quasi die Übernahme selber bezahlen lassen: Das zum Kauf aufgenommene Darlehen schrieb er auf das Fußballunternehmen um, so dass Manchester United jährlich 80 Millionen £ zur Tilgung aufwenden muss. 2012 ging der Verein wieder an die Börse – und zwar nicht in Großbritannien, sondern an der New York Stock Exchange. Die Aktie gewann in den letzten zwölf Monaten um rund 30 Prozent an Wert. In den letzten fünf Jahren waren es 50 Prozent auf Euro-Basis (alle Zahlen zu Redaktionsschluss).
Für einen Boost der Umsätze sorgte ein Marketing-Deal mit General Motors: Manchester United hatte 2012 einen Sponsorvertrag abgeschlossen, der dem Verein die Zahlung von insgesamt 559 Millionen US-$ garantierte. Die Manchester-Spieler müssen dafür sieben Jahre lang mit dem Logo der Marke Chevrolet auflaufen. Die Vereinbarung hatte für Erstaunen in der Branche gesorgt, weil GM sich Ende 2015 vom europäischen Markt zurückzog, der Deal aber noch bis einschließlich nächstes Jahr läuft. Die Marktkapitalisierung der „Red Devils“ liegt aktuell bei rund 747,7 Millionen €. Die Dividende wird halbjährlich ausgeschüttet: Ende April gab es neun US-Cent für die Aktionäre. Das Papier gilt vielen Analysten als deutlich zu teuer, liegt doch das für 2018 geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis bei über 100.
Weniger glücklich macht Anleger aktuell die Associazione Sportiva Roma S.p.A., kurz AS Roma: Die Aktie verlor seit Dezember rund 50 Prozent. Dabei zeigt der 1927 gegründete italienische Fußballverein über die vergangenen fünf Jahre eine durchaus interessante Entwicklung. In diesem Zeitraum waren mit dem AS Roma-Papier insgesamt mehr als 65 Prozent zu verdienen. Auf Zehn-Jahres-Sicht liegt der Verlust allerdings bei rund zehn Prozent. Der Verein ist eine Tochtergesellschaft der italienischen Neep Roma Holding S.p.A., gewann bis dato drei italienische Meistertitel und ist neunfacher Sieger der Coppa Italia. Der Geburtsort des Klubs liegt im politisch linken Arbeiterviertel Testaccio im Süden der italienischen Hauptstadt.
Wie sensibel gerade südländische Klubs auf Wettkampfsituationen reagieren, lässt sich am AS Roma sehr gut ablesen. Die Aktien schlossen am 11. April an der Mailänder Börse satte 23,7 Prozent im Plus, nachdem man tags zuvor im Viertelfinale der Uefa Champions League gegen den FC Barcelona ein Last-Minute-Comeback gefeiert hatte. Der Anstieg ging mit einem Kursgewinn von insgesamt rund 50 Prozent weiter, es folgte eine charttechnische Schulter-Kopf-Schulter-Formation – et voilà – der Absturz folgte sofort. Das aktuelle Kursniveau liegt noch zehn Prozent unter jenem vor dem Anstieg. Gute Nachrichten folgten jedoch im März 2018 – der Nettoverlust des Unternehmens verringerte sich auf 40,3 Millionen € – blieben fast ohne Wirkung für die Aktie.
Ein ganz ähnliches Spiel war schon Ende 2017 zu verzeichnen. Damals allerdings ohne die berüchtigte Chartformation, dafür mit einer flotten Kursverdoppelung. Schon vor einigen Jahren hatte die Aktie positiv auf spielerische Erfolge reagiert. Im Jahr 2013 folgte nach einem rasanten Anstieg von 26 Cent auf einen € binnen weniger Wochen parallel zu den spielerischen Misserfolgen ein stetiger Rückgang auf 36 Cent im Februar 2016.
Damals lag der Boden für das Papier bei 46 Cent, heute ist die Aktie des AS Roma 53 Cent wert. Das ergibt eine rechnerische Marktkapitalisierung von insgesamt rund 173 Millionen €. In der Saison 2014/15 erwirtschaftete der AS Rom einen Umsatz von 180,4 Millionen Euro und liegt damit in Sachen Umsatz unter den italienischen Fußballklubs auf Rang drei. Weltweit belegt AS Roma in dieser Kategorie Platz 16.
Aktueller Hauptsponsor des AS Roma ist Qatar Airways. Schon 1981 schloss AS Rom einen Werbevertrag mit dem Teigwarenhersteller Barilla ab, der seinen Schriftzug damals auf den Trikots platzierte. Ausrüster ist seit dem Jahr 2014 der US-Sportartikelhersteller Nike, der Vertrag läuft noch bis 2024.
Dieser Artikel ist in unserer Juli-Ausgabe 2018 „Wettbewerb“ erschienen.