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Trotz anhaltender Fragen zur Regulierung, schwelender Klagen der US-Börsenaufsicht SEC und einer Vielzahl milliardenschwerer Zombie-Blockchains erlebten Bitcoin und der gesamte Kryptomarkt 2024 ein fulminantes Comeback.
Nach Jahren juristischer Auseinandersetzungen mit der US-Börsenaufsicht SEC sind Bitcoin- und Ether-ETFs endlich Realität. Mitte Dezember verwalteten US-Bitcoin-ETFs ein Vermögen von 129 Mrd. US-$ und übertrafen damit die 125 Mrd. US-$, die in Gold-ETFs investiert sind, so K33 Research aus Norwegen.
Eine Mischung aus Euphorie nach der US-Wahl und Donald Trumps Versprechen, die USA zur „Krypto-Hauptstadt der Welt“ zu machen und eine strategische Bitcoin-Reserve einzuführen, katapultierte Bitcoin auf über 100.000 US-$.
Solana erlebt einen Boom, angetrieben durch Memecoin-Trends und neue Anwendungen wie dePINs – Netzwerke, die Blockchain-Technologie nutzen, um die Kontrolle und den Besitz physischer Infrastruktur zu dezentralisieren. Plattformen wie Polymarket, wo Nutzer auf Wahlausgänge wetten, oder das Battle-Royale-Spiel Off The Grid feiern Mainstream-Erfolge. Gleichzeitig setzen neue "Degens" auf skurrile Token wie Fartcoin und Dogwifhat, die mittlerweile beide eine Marktkapitalisierung von über 1 Mrd. US-$ aufweisen.
„2024 war das Jahr, in dem Krypto auf eine Weise ins öffentliche Bewusstsein rückte wie zuletzt 2021. Es ist nun eine nachhaltige Anlageklasse mit Gewicht und Einfluss“, sagt Rob Hadick, General Partner bei Dragonfly, einem Krypto-Venture-Capital-Unternehmen aus San Francisco. „Man muss sich nur den Einfluss ansehen, den Krypto auf die Wahl hatte – sei es durch Spenden oder als Thema in Gesetzgebungen und bei Präsidentschaftskandidaten. Das ist ein großer Schritt in Richtung Legitimation.“
Mit Trump und krypto-freundlichen Beamten in den Startlöchern ist die Bühne für das, was Insider als „goldenes Krypto-Zeitalter“ bezeichnen, bereitet.
Neue Rekordstände und die US-Bitcoin-Reserve
Kursprognosen feiern ihr Comeback. Der Krypto-Asset-Manager Bitwise erwartet 200.000 oder sogar 500.000 US-$ pro Bitcoin, sollte die USA eine strategische Bitcoin-Reserve ähnlich wie bei Öl oder Gold aufbauen. Der Gedanke: Eine offizielle US-Bitcoin-Bestandsaufnahme würde global FOMO auslösen.
Trump schlug bei der Bitcoin-Konferenz in Nashville im Juli vor, 200.000 aus kriminellen Aktivitäten beschlagnahmte Bitcoins (21 Mrd. US-$) zur Reservebildung zu nutzen. Doch der rechtliche Weg ist unklar – braucht es die Zustimmung des Kongresses, oder kann die Exekutive eigenständig handeln? Senatorin Cynthia Lummis, eine Krypto-Befürworterin, brachte im Juli einen Gesetzesentwurf für eine vom Finanzministerium verwaltete Reserve ein. Kritiker warnen jedoch, dass die Volatilität von Bitcoin die Finanzstabilität gefährden könnte. Unklar bleibt auch, ob die USA zusätzliche Bitcoin am Markt erwerben würden.
Regulatorischer Neustart: Ein Krypto-freundliches Washington
Die neue Regierung verspricht, die krypto-freundlichste aller Zeiten zu werden. Geplante Schlüsselpositionen:
- SEC: Paul Atkins, ehemaliger SEC-Kommissar und Krypto-Befürworter, könnte Gary Gensler ablösen, dessen Amtszeit von Klagen und Durchgreifen gegen die Branche geprägt war.
- CFTC: Brian Quintenz, Politikchef bei Andreessen Horowitz und ehemaliger CFTC-Kommissar, wird als neuer Leiter gehandelt.
- Finanzministerium: Hedgefonds-Milliardär und Bitcoin-Verfechter Scott Bessent ist Trumps Favorit für den Posten des Finanzministers.
- Handelsministerium: Howard Lutnik, CEO von Cantor Fitzgerald, dem Hauptverwahrer der USDT-Reserven von Tether, soll die Abteilung leiten.
- KI- und Krypto-Beauftragter: David Sacks, ein Veteran der Venture-Capital-Szene, wird die Politik in beiden Bereichen koordinieren.
Im Kongress plant der republikanische Abgeordnete French Hill, Vorsitzender des House Financial Services Committee, innerhalb der ersten 100 Tage ein Krypto-Gesetz voranzutreiben und Vorwürfe zu untersuchen, dass die Branche durch sogenannte „Operation Choke Point 2.0“ systematisch aus dem Bankensystem gedrängt wurde.
„Es gibt eine echte Chance, gute Rahmenbedingungen für die Branche zu schaffen“, sagt Kristin Smith, CEO der Blockchain Association, einer Interessenvertretung von mehr als 100 Krypto-Unternehmen.
IPO-Welle und frisches Kapital
Der Markt für Krypto-Börsengänge boomt. Bitwise nennt fünf Kandidaten, die nächstes Jahr an die Börse gehen könnten:
1. Circle: Der Herausgeber des Stablecoins USDC reichte im Januar vertraulich für einen Börsengang ein.
2. Figure: Bekannt für blockchainbasierte Finanzdienstleistungen wie Hypotheken und Kreditvergabe.
3. Kraken: Die Börse hegt seit 2021 IPO-Ambitionen.
4. Anchorage Digital: Dank ihrer Lizenz als Bundesbank hat sie gute Chancen.
5. Chainalysis: Marktführer im Bereich Blockchain-Compliance und -Analyse.
Stablecoin-Boom
Stablecoins stehen vor einem Wachstumsschub – der Marktwert könnte sich auf 400 Mrd. US-$ verdoppeln, da die USA einem Gesetz für Stablecoins näherkommen. 2024 belief sich das Transaktionsvolumen auf 8,3 Bio. US-$, fast so viel wie die 9,9 Bio. US-$ von Visa.
Stripe unterstrich die Bedeutung von Stablecoins mit der Übernahme von Bridge für 1,1 Mrd. US-$ im Oktober. Robinhood verfolgt ähnliche globale Ambitionen.
Tokenisierung beschleunigt sich
Larry Fink, CEO von BlackRock, sieht in der Tokenisierung das nächste große Ding: Vom Immobilienmarkt bis zur Kunst – alles könnte bald als Token gehandelt werden. Aktuell sind bereits reale Vermögenswerte im Wert von 14 Mrd. US-$ tokenisiert.
Neue Apps, bessere Infrastruktur
Das Schlagwort des Jahres: KI-Agenten. Projekte wie TruthTerminal zeigen, wie sich Künstliche Intelligenz und Blockchain verschmelzen lassen. Analysten bleiben jedoch skeptisch: Praktische Anwendungen, die komplexe Transaktionen zwischen Blockchains automatisieren, sind noch selten.
Der Fokus auf Hochleistungs-Blockchains, angeführt von Solana, setzt sich fort. Mit immer günstigeren Transaktionskosten ist die Infrastruktur bereit für die nächste Wachstumswelle.
Das Jahr 2025 verspricht, Krypto endgültig vom Überlebenskampf in die Euphorie zu führen – mit Risiken und Chancen, wie sie die Branche selten erlebt hat.
Foto: Traxer