CEOs vs. Shortseller: Der geheime Profit hinter den öffentlichen Angriffen

Wenn CEOs gegen Leerverkäufer wettern, sollte man genauer hinsehen. Neue Forschung zeigt: Sobald sie öffentlich über Shortseller schimpfen, verkaufen sie oft klammheimlich ihre eigenen Aktien.

Leerverkäufe sind legal. Investoren leihen sich Aktien, verkaufen sie, hoffen auf fallende Kurse und kaufen sie günstiger zurück. "Nacktes" Leerverkaufen, also der Verkauf nicht existierender Aktien, ist es nicht. Die SEC hat dem 2008 den Riegel vorgeschoben. Trotzdem bleibt es ein populäres Feindbild.

Trump Media & Technology Group (TMTG) unter CEO Devin Nunes ist ein aktuelles Beispiel. Nunes forderte im April 2024 eine Untersuchung angeblicher illegaler Leerverkäufe durch Citadel Securities, Virtu Americas und Jane Street Capital. Citadel-Gründer Ken Griffin reagierte knapp: "Loser."

Forscher der Universitäten von Kansas und Appalachian State haben untersucht, was nach solchen Aussagen passiert. Sie analysierten über 4.200 Unternehmen, 103 davon mit Anti-Shortseller-Rhetorik zwischen 2018 und 2019. Das Ergebnis: Nach solchen Statements steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Insider Aktien verkaufen, um 70 %. Wäre der Kurs wirklich ungerechtfertigt niedrig, würden sie wohl eher zukaufen.

Und es geht weiter: Diese Firmen sind 154 % häufiger dabei, neue Aktien auszugeben. Das bedeutet frisches Kapital, aber auch Verwässerung für Altaktionäre und oft fallende Kurse. Wäre die Aktie unterbewertet, wäre das eine fragwürdige Strategie.

Noch problematischer: Die Wahrscheinlichkeit für spätere Bilanzkorrekturen ist um 400 % erhöht. Solche Korrekturen können Aktien um 10 % einbrechen lassen, bei schweren Unregelmäßigkeiten sind es über 20 %.

Zurück zu Trump Media. Nach Nunes' Attacke fiel die Aktie um 30 %, während der S&P 500 um 14 % zulegte. Insider hielten sich bisher mit Verkäufen zurück, doch die Firma musste ihre Bilanzen neu prüfen lassen. Der frühere Auditor, BF Borgers, wurde von der SEC wegen "massiven Betrugs" zu 14 Mio. US-$ Strafe verdonnert und ausgeschlossen. Kurz darauf kündigte TMTG den Verkauf von bis zu 38 Mio. neuen Aktien an – der Kurs sackte um 6 % ab.

Fazit der Forscher: Es geht nicht um Leerverkäufe. Es geht um eine Story, die Anleger emotionalisiert, während Insider Kasse machen. Wer sich von der Anti-Shortseller-Rhetorik mitreißen lässt, spielt vielleicht genau das Spiel, das CEOs wollen.

Text: Brandon Kochkodin
Fotos: Microsoft 365 und Austin Distel

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