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Albert Vogl-Bader gründete 2018 das Carpooling-Unternehmen Carployee. 2020, gerade als sein Business richtig Fahrt aufnahm, kam die Coronapandemie, und Kontaktbeschränkungen und Carpooling verstehen sich nicht gut. Vogl-Bader und seine Mitgründer verkauften ihr Start-up an die US-amerikanische Firma Ride Amigos, das Team rund um Carployee blieb jedoch erhalten – und heute wächst das Geschäft so gut wie noch nie.
Der Stau, der sich unweigerlich jeden Morgen auf den Straßen der Großstädte bildet, sorgt für viel Gehupe, Frust, Abgase – und ist ineffizient. „Neun von zehn Personen sind allein im Auto“, sagt Albert Vogl-Bader. Gemeinsam mit seinen Schulfreunden Gernot Panholzer und Moritz Wenko brachte er 2018 Carployee, eine App, die es Angestellten eines Unternehmens leicht macht, Fahrgemeinschaften zu bilden, an den Start.
„Wenn sich Angestellte die App herunterladen, erhalten sie Vorschläge für den optimalen Arbeitsweg. Dieser kann in Fahrgemeinschaften, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad bestritten werden“, erklärt Vogl-Bader, der CEO des Start-ups. Unternehmen können ihre Angestellten zusätzlich motivieren, Fahrgemeinschaften zu bilden, indem sie Belohnungen wie Gutscheine für eingespartes CO2 vergeben. Ziel ist es, Pendler dazu zu bringen, auf umweltschonendere Wege in die Arbeit zu kommen. Unternehmen profitieren ebenfalls, da sie durch das eingesparte CO2, das von Carployee berechnet wird, ihren Klimazielen näher kommen und zudem weniger Parkplätze benötigen.
Carployees erste Investoren und Business Angels waren bereits bei der Gründung an Bord, wenig später wurden in einer ersten Finanzierungsrunde 100.000 € aufgenommen. Schon ein Jahr nach der Gründung war das Start-up neben Österreich auch in Deutschland, Polen und der Schweiz tätig. Dann kam 2020 – für die meisten Unternehmen ein turbulentes Jahr, doch für Carployee besonders: Im Januar verzeichnete das Start-up „extrem starkes Wachstum“, wie Vogl-Bader sagt, Anfang März kam durch einen Auftritt der Gründer bei der TV-Show „2 Minuten 2 Millionen“ der nächste Boost. Zwar kam es zu keinem Investment (das Team lehnte ein Angebot von Martin Rohla ab), doch die Nachfrage explodierte über Nacht. Vogl-Bader: „Nach der Ausstrahlung bekamen wir über 150 Anfragen.“ Doch dann kamen die Coronapandemie und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen – keine gute Entwicklung für ein Carpooling-Unternehmen. Innerhalb kürzester Zeit fiel die App-Nutzung fast auf null.
Mit einer Forschungsförderung der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft in Höhe von 600.000 € konnte sich Carployee über Wasser halten. Die Lockerungen im Sommer führten wieder zu erhöhter Nutzung, und Carployee begann Verhandlungen für eine größere Finanzierungsrunde; doch als im Herbst der nächste Lockdown folgte, kamen diese ins Stocken. Im Februar 2021 übernahm schlussendlich Ride Amigos, der US-amerikanische Marktführer in Sachen Carpooling, das Start-up aus Linz und fasste somit als erstes US-Unternehmen der Branche in Europa Fuß. Die Summe des Deals darf Vogl-Bader nicht veröffentlichen.
Gemeinsam mit Ride Amigos entwickelte Carployee eine neue App, Pave Commute, die seit 2022 verfügbar ist und vergangenes Jahr in Europa einen Umsatz von rund 410.000 € einfahren konnte. Weltweit zählt Pave Commute heute rund 50 Kunden und über 10.000 Nutzer. Profitabel ist der europäische Arm von Ride Amigos noch nicht, doch in ein bis zwei Jahren soll die Umsatz-grenze von einer Mio. € geknackt werden.
Vogl-Bader und seine beiden Freunde sind immer noch die Geschäftsführer von Carployee, zumindest noch bis kommendes Jahr, wenn ihre Verträge auslaufen. Doch der CEO und „Under 30“- Listmaker wirkt zuversichtlich, immerhin werden durch sein Start-up jeden Monat 25 Tonnen CO2 eingespart. Vogl-Bader: „Mit Carployee wollten wir etwas schaffen, das Sinn ergibt. Das Projekt sollte von Anfang an für die Menschheit relevant sein.“
Text: Erik Fleischmann
Foto: Gianmaria Gava