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Als großer Player in der Logistik hat sich die ÖBB Rail Cargo Group rund um Vorstandssprecher Clemens Först ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Bis 2023 soll der Schienengüterverkehr digitalisiert werden – und zwar bis zur letzten Sendung. Der Gedanke dahinter: Die Digitalisierung hilft, optimiert zu produzieren und ressourceneffizienter zu sein.
Wir schreiben das Jahr 1492: Christoph Kolumbus macht sich auf, um einen Seeweg nach Indien zu finden, um lukrative Gewürze und andere Schätze nach Europa zu bringen. Anstatt des weit entfernten südasiatischen Landes erreichte Kolumbus jedoch vor über 500 Jahren Amerika – und markierte somit den Anfang der Erforschung eines neuen Kontinents.
Dem Seefahrer ähnlich wagt auch die ÖBB Rail Cargo Group die Reise zu neuen Ufern. Doch anders als vor mehr als einem halben Jahrtausend bei Kolumbus ist ihr Ziel keines in der realen Welt – und auch keines, das sie nur zufällig erreichen will: Mit dem Programm Cargo 1492 will Clemens Först, Vorstandssprecher des Gütertransportunternehmens, den Betrieb bis 2023 digitalisieren und die ÖBB Rail Cargo Group damit neu erfinden. Um dieses Mammutprojekt zu stemmen, arbeitet Först neben seinen eigenen Mitarbeitern auch mit externen Entwicklern und seinen Kunden zusammen. „Vom ersten Kundenkontakt mit uns bis hin zur Disposition der Lokomotive – es wird alles nahtlos durchdigitalisiert“, so Först. Ein Ziel, das es in sich hat, denn die Logistikbranche hinkt im Bereich Digitalisierung hinterher: Die Studie „Trends und Strategien in Logistik und Supply Chain Management“ der Bundesvereinigung der Logistik in Deutschland stellte 2020 im Vergleich zu 2016 keine wesentlichen Fortschritte in der digitalen Transformation fest – und das, obwohl die Digitalisierung das vorherrschende Thema in der Logistik ist. Im Rahmen dieses Trends sollen Kostenreduktionen und eine Erhöhung der Innovationsfähigkeit erreicht werden.
Das Potenzial ist also gegeben – die Herausforderungen aber auch. Denn die Branche ist extrem komplex, vor allem der Schienengüterverkehr hat es in sich. „Gerade auf der Schiene ist Digitalisierung unendlich wichtig, da sie die Chance birgt, den Verkehrsträger einfacher zugänglich zu machen. Kunden schreckt die Komplexität oftmals ab“, weiß Först, der gerade aufgrund dieser intellektuellen Komplexität Gefallen an der Branche fand.
Clemens Först
...studierte an den Universitäten Wien und Clausthal und promovierte in theoretischer Physik und Chemie. Er forschte am Massachusetts Institute of Technology (MIT), bevor er 2006 als Berater bei McKinsey in Wien anfing. 2011 wechselte er dann in die Logistikbranche – seit 2017 ist Först Vorstandssprecher der Rail Cargo Austria AG.
Clemens Försts Studium hätte nicht unbedingt auf seinen späteren Karriereweg hingewiesen: Er studierte Mathematik und Chemie auf Lehramt und arbeitete parallel als Reiseleiter für Abenteuerdestinationen. Er promovierte in theoretischer Physik und Chemie und war anschließend zwei Jahre am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in der Forschung tätig. Weil ihm auf Dauer jedoch die Praxis fehlte, wechselte er schließlich als Unternehmensberater zu McKinsey – und fand dort schließlich seinen Zugang zum Thema Logistik.
Seit 2011 gestaltet Först nun die Branche aktiv mit – seit 2017 als Vorstandssprecher der ÖBB Rail Cargo Group. „Die Branche ist verstandsmäßig unglaublich anspruchsvoll und komplex. Im ersten Moment entsteht ein großer Fixkostenblock, den es dynamisch zu managen gilt und der dem Umsatz ausreichend entgegengestellt werden muss“, so Först, der bei der ÖBB Rail Cargo Group den Finanzbereich sowie die digitale Transformation verantwortet.
Zudem gründete er die transeuropäische Initiative Rail Freight Forward mit, die er auch leitet. Das Ziel: die negativen Auswirkungen des Güterverkehrs in Europa durch Innovation und eine intelligente Kombination verschiedener Verkehrsmittel deutlich zu reduzieren – bis 2030 soll der Modalanteil des Schienengüterverkehrs europaweit von 18 % auf 30 % erhöht werden.
Ein Grundgedanke, den sich auch die Rail Cargo Group auf die Fahnen geschrieben hat. Zur ÖBB gehörend, sieht sich das Unternehmen in der Pflicht, verantwortungsvoll im Einklang mit Umwelt und Gesellschaft zu handeln. Dafür wurde die Rail Cargo Group 2019 von der internationalen Ratingplattform EcoVadis, die Unternehmen im Bezug auf ihre Corporate-Social-Responsibility-Aktivitäten (CSR) bewertet, mit dem „Silber“-Status ausgezeichnet.
In Zahlen ausgedrückt spart die ÖBB Rail Cargo Group in Europa pro Jahr etwa 1,1 Millionen Tonnen CO2 ein. „Das Thema Nachhaltigkeit findet sich in unserer Grundmotivation wieder. Wir wollen das nachhaltige logistische Rückgrat der europäischen Wirtschaft sein – für ein lebenswertes Europa“, sagt Först. Dabei sollen insbesondere auch Neukunden für die Bahn begeistert werden – ein Umstand, dem die ÖBB Rail Cargo Group mit ihrem neu gelaunchten Tool Smartlink Rechnung trägt. Im Wesentlichen stellt Smartlink das Leistungsspektrum des Konzerns anhand der Bereiche Transfer, Equipment, Services und Add-ons in übersichtlicher und selbsterklärender Art und Weise für Neukunden dar.
Bei Ersterem werden alle Streckenverbindungen fahrplanmäßig oder individuell auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten dargestellt – egal, ob Zugverbindungen Zugverbindungen in konventionellen Güterwagen oder den Intermodalbereich betreffend. Erweitert wird das Angebot um eine Auswahl an möglichem Equipment, Services und Zusatzleistungen, die Kunden den verlässlichen Transport von der ersten bis zur letzten Meile – also hin zum Schienennetz und von dort zum Bestimmungsort – garantieren.
In den nächsten 15 Jahren wird die Schiene die einzige Möglichkeit für nachhaltigen Landverkehr sein.
Die Digitalisierung hilft aber auch, optimiert zu produzieren und damit ressourceneffizienter zu sein. Gerade hierbei spielt der intelligente digitale Assistent „Mike“ eine zentrale Rolle, der sich – anders als Smartlink – an Mitarbeiter und bereits bestehende Kunden richtet und ihnen erste digitale Serviceleistungen im Schienengüterverkehr bietet. Mit dem neuen Assistenten soll die komplette ÖBB Rail Cargo Group digitalisiert werden. „Mike ist die Digitalisierung der Bahnlogistik“,
sagt Först.
Derzeit verfügt Mike über die Funktionen Tracking, Ordering und Capacity Planning – der Kunde bestellt seine Leerwagen mittels Ordering und kann anschließend via Tracking jederzeit den Status und den Aufenthaltsort der Sendung überprüfen. Und weil dynamische Logistikketten eine akkurate Planung der verfügbaren Kapazitäten benötigen, hilft Capacity Planning bei den Berechnungen des Wagenbedarfs, damit Engpässe oder Überkapazitäten vermieden werden können. Dieses Angebot und der uneingeschränkte Kundenfokus sind aber nur der erste Schritt zur Erfüllung des ambitionierten Programms von Cargo 1492, das bis zu seiner Vollendung einen hohen zweistelligen Millionenbetrag an Investitionssumme kosten wird.
Die Idee zu Cargo 1492 entstand aus besagtem Selbstverständnis der ÖBB Rail Cargo Group als logistisches Rückgrat von Europas Wirtschaft. „In den nächsten 15 Jahren wird die Schiene die einzige Möglichkeit für nachhaltigen Landverkehr sein“, so Först, „es gibt bis dahin keine sinnvolle Alternative auf der Straße.“ Um sich dies zunutze zu machen, arbeitete die ÖBB Rail Cargo Group an Initiativen, um das „System Schiene“ einfacher zugänglich zu machen und das Potenzial weiter auszuschöpfen – schnell stand die Digitalisierung im Mittelpunkt. „Sie unterstützt uns etwa bei der Prozessoptimierung und Instandhaltung, und sie hilft uns, wettbewerbsfähiger zu werden“, sagt Först. Um das optimale Produkt in den Markt zu bringen, ließ sich der Konzern 2018 bewusst ein gutes Jahr Zeit für die Konzeption der Architektur und des Programms. 2019 startete nach der Konzeptionsphase dann die operative Umsetzung, für die rund 80 interne und externe Mitarbeiter eingesetzt werden. Während des Projekts wurde das ohnehin schon anspruchsvolle Umfeld 2020 durch den Ausbruch der Covid-19-Pandemie noch um einiges erschwert. „Es gilt, das Programm weiterhin finanziell zu dotieren und die Personalressourcen zu finden, die es vorantreiben, während parallel der operative Betrieb in der Krise gemanagt werden muss“, so Först.
Anfang September gelauncht, kommt das Produkt laut ihm „extrem gut“ bei den Kunden an – aber auch bei den Kollegen: „Die Begeisterung ist spürbar. Es macht Spaß, zu sehen, wie sehr die Mitarbeiter hineingezogen werden.“ Der digitale Assistent Mike wird bereits weiter ausgebaut: Hat ein Kunde Transportbedarf, kann das Angebot via Mike optimal abgebildet und kundenspezifisch geplant werden. Hierbei werden auch Partnerstrukturen integriert, denn außerhalb Österreichs kauft die ÖBB Rail Cargo Group einen Großteil der Leistungen von Partnern zu. Parallel dazu wird die Produktion digitalisiert. Dem Ziel, den Konzern und seine Leistungen komplett zu digitalisieren (oder wie Först sagt: „Digitalisierung bis zur letzten Sendung“), rückt das Unternehmen somit Schritt für Schritt näher.
Text: Andrea Gläsemann
Fotos: Gianmaria Gava
Dieses Advertorial erschien in unserer Oktober-Ausgabe 2020 „Handel“.