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Der US-Konzern Microsoft ist nicht nur in Sachen Technologie, sondern auch als moderner Arbeitgeber global führend. So hat das Thema Diversity & Inclusion einen hohen Stellenwert bei Microsoft. Das gilt auch für Österreich: Ingrid Heschl, HR-Managerin bei Microsoft Österreich, sieht Vielfalt und Inklusion als „riesige Chance“.
1,76 Billionen US-$ Marktkapitalisierung, 143 Milliarden US-$ Umsatz und über 166.000 Mitarbeiter weltweit: Microsoft ist ohne Übertreibung ein Gigant. 1975 von Paul Allen und Bill Gates gegründet, hat sich der Softwarekonzern zu einem der größten Unternehmen der Welt entwickelt. Seit 2014 wird das Unternehmen von Satya Nadella geführt – und hat seither nicht nur einen Turnaround in Sachen Geschäftserfolg geschafft, sondern auch eine umfassende Transformation in der Unternehmenskultur hingelegt. Nadella will mit Microsoft nicht nur auf dem Gebiet der Technologie, sondern auch hinsichtlich der Positionierung als attraktiver Arbeitgeber führend sein. So bezog Nadella schon früh zu Themen wie Bias in künstlicher Intelligenz, Female Leadership, unternehmerischer Verantwortung in der Klimakrise sowie Vielfalt bezüglich Herkunft und Geschlecht Stellung. 2020 wurde der indisch-amerikanische Manager von der Vergleichsplattform Comparably zum „Best CEO for Diversity“ gewählt – auch, weil Microsoft als Reaktion auf die „Black Lives Matter“-Proteste ankündigte, 150 Millionen US-$ in Diversity-Initiativen zu investieren. Doch nicht nur in der Konzernzentrale, auch in den regionalen Büros wird der Fokus auf D&I großgeschrieben.
„Am Ende des Tages geht es darum, niemanden auszuschließen“, sagt Ingrid Heschl. Sie leitet den Bereich Human Resources (HR) bei Microsoft Österreich – und verantwortet damit auch die Themen D&I und New Work. Dabei untermauern die Zahlen laut Heschl die Sinnhaftigkeit des Unterfangens: „In Österreich haben 1,7 Millionen Menschen eine gesundheitliche Beeinträchtigung. Wenn wir da keine inklusive Kultur schaffen, schließen wir diese gesamte Gruppe aus – sei es als Kunden oder als Mitarbeiter.“ Auch aus HR-Sicht spricht viel für den Weg, den Microsoft eingeschlagen hat: Zahlreiche Studien belegen, dass Diversität zu mehr Innovation und höherem Geschäftserfolg führt. So zeigte eine Studie des Beratungsunternehmens Boston Consulting Group (BCG), dass ein vielfältigeres Managementteam die auf Innovationen zurückzuführenden Umsätze um bis zu 19 % steigen lässt.
Dass das Unterfangen nicht ganz einfach wird, gesteht Heschl aber auch ein: „D&I ist eine lange Reise und wir sind trotz zahlreicher Initiativen noch lange nicht dort, wo wir hinwollen. Wir müssen es schaffen, vorhandene Barrieren in den Köpfen der Menschen zu durchbrechen.“ So müssen weibliche Führungskräfte auch heute noch stets die Frage beantworten, wie sie eigentlich Karriere und Kinder unter einen Hut bekommen – Männer müssen sich mit solchen Nachfragen selten beschäftigen. Erste Teilerfolge seien aber bereits erreicht: In Österreich habe Microsoft etwa einen Frauenanteil von 38 %. Auch hier bleibt Heschl jedoch ehrgeizig: „Das ist gut, zufrieden sind wir damit aber nicht.“ Und das, obwohl es einigermaßen schwierig ist, geeignete Kandidatinnen zu finden – lediglich ein Drittel der Absolventen vieler technischer Studien in Österreich sind Frauen. „Aufgeben dürfen wir deshalb aber nicht“, betont die Österreicherin.
Damit das Thema nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt, setzt Microsoft auf durchaus radikale Maßnahmen. Neben den bereits erwähnten konzernweiten Investitionen fließen die Diversity-Ziele auch in die Gesamtbeurteilung der Mitarbeiter ein. Die Schaffung der Positionen eines Chief Diversity Officer und eines Chief Accessibility Officer in den letzten Jahren weisen ebenfalls in diese Richtung.
Obwohl Heschl in ihrer aktuellen Rolle relativ neu ist – seit Oktober 2019 leitet sie den HR-Bereich bei Microsoft Österreich –, kennt sie sich mit den Druckpunkten in ihrer Branche bestens aus. 2004 fing Heschl ihre Karriere im HR-Bereich an, in ihrem Lebenslauf finden sich namhafte Unternehmen wie der Technologiekonzern Samsung, Coca-Cola oder das Chemieunternehmen Baxter. Bevor sie ihre Tätigkeit bei Microsoft startete, war die 37-Jährige für den Datenspezialisten Hitachi Vantara tätig, wo sie in enger Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung auch das Thema HR verantwortete. Es kommt daher wenig überraschend, wenn Heschl sagt, dass HR schon immer ihre Leidenschaft war. Mit dem berufsbegleitenden Studium Human Resources Management an der FH Wien stellte Heschl ihr Wissen auch auf eine akademische Basis.
Vielfalt und Inklusion sind eine riesige Chance für uns, die wir wahrnehmen wollen – nicht zuletzt, um die besten Talente zu bekommen.
Dabei sieht Heschl D&I nicht als Selbstzweck, sondern unter anderem auch als Magnet für die Mitarbeiterfindung. „Vielfalt und Inklusion sind eine riesige Chance für uns, die wir wahrnehmen wollen – nicht zuletzt, um auch in Zukunft die besten Talente zu bekommen.“ Denn insbesondere die Gruppe der Millennials stelle zunehmend hohe Anforderungen an Arbeitgeber. „Junge Mitarbeiter wollen an Orten arbeiten, die ihre Werte widerspiegeln. D&I steht da in der Regel ganz oben auf der Liste.“ Und: An ihnen führt kein Weg vorbei. Laut einer Deloitte-Studie werden 2025 rund 75 % der arbeitenden Bevölkerung weltweit Millennials sein. Dass Microsoft die Barrierefreiheit seiner Produkte und Lösungen bereits im ersten Design berücksichtigt, zeigt die Innovationsführerschaft in diesem Bereich und unterstreicht die Wichtigkeit von Inklusion in allen Bereichen, welche auch Heschl als sehr wichtig erachtet. Bereits 1994 habe Microsoft mit den „Sticky Keys“ eine erste technologische Lösung angeboten, die Menschen mit Einschränkungen die Nutzung der Microsoft-Produkte erleichtern sollte: Dabei konnten Tastenkombinationen hintereinander ausgelöst werden, statt mehrere Tasten gleichzeitig drücken zu müssen. „Unsere Reise startete mit den Sticky Keys vor über 20 Jahren; bis heute arbeiten wir aber daran, unsere Produkte zugänglicher zu machen“, fasst Heschl zusammen.
Ingrid Heschl
...ist seit 2004 im Bereich Human Resources tätig, unter anderem für Samsung, Coca-Cola und Baxter. Seit Oktober 2019 ist sie bei Microsoft Österreich für die Themen Human Resources, Diversity & Inclusion sowie New Work zuständig. Heschl studierte berufsbegleitend Human Resource Management an der FH Wien.
Mit einem Accessibility Checker können Kunden heute etwa überprüfen, ob ihre Dokumente oder ihre Website barrierefrei gestaltet sind. „Auch die Funktion, Videokonferenzen und Live-Events bei Microsoft Teams mit Untertiteln versehen zu können, öffnet das Programm für eine noch breitere Masse“, so Heschl. Diese Live-Untertitel werden durch eine komplexe Technologie namens CART ermöglicht; die Abkürzung steht für Communication access real-time translation. Doch die Anstrengungen gehen noch weiter: „Was in diesem Themenkomplex oft vergessen wird, ist das Thema Wellbeing – also Antworten auf die Frage, wie es uns gut geht, zu finden.“ Das umfasse sowohl physische als auch psychische Krankheiten, so Heschl: „Da bieten wir auch Werkzeuge an, die helfen sollen. Mit MyAnalytics können Menschen bei der Arbeit etwa darauf achten, sich ausreichend Fokuszeiten und Pausen zu nehmen.“
Für die Zukunft hat sich Heschl mit Microsoft Österreich große Ziele gesetzt – in zweierlei Hinsicht: „Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein, und zwar für alle; unabhängig davon, welches Geschlecht, welche Religion, Herkunft, sexuelle Orientierung oder Behinderungen Menschen haben. Wir wollen aber auch für unsere Kunden eine Vorbildwirkung haben.“ Die Perfektion habe man jedenfalls noch nicht erreicht, wie Heschl eingesteht: „Sind wir überall perfekt? Nein. Es gibt auch für uns viele Bereiche, wo wir uns verbessern müssen und wollen. Aber unsere Ambition ist klar: Wir wollen unserer Vision – ‚Empower every person and organization on the planet to achieve more‘ – jeden Tag Schritt für Schritt näher kommen.“
Text: Naila Baldwin, Klaus Fiala
Fotos: Microsoft Österreich
Diese Advoice erschien in unserer Forbes Daily "Wiener Wirtschaft".