AUF Ronaldos ­Spuren

Mit 3,2 Millionen Followern auf Instagram ist Ana Maria Marković längst ein Star des Frauenfußballs. Mit dem portugiesischen Klub Sporting Braga und der kroatischen Nationalmannschaft stehen große Aufgaben bevor – gleichzeitig setzt die gebürtige Schweizerin alles daran, ihren veganen Proteindrink Reloadz zum Erfolg zu machen.

Vor dem Interview mit Forbes am frühen Nachmittag hat Ana Maria Marković bereits ihre tägliche Routine durchgezogen: Fußballtraining, Gym, Mittagessen und zwischendurch ein paar Business-Calls. Im kurzärmeligen Trainingsshirt ihres Vereins, der offiziell Sporting Clube de Braga heißt, nimmt sie bei ge­öffnetem Fenster Platz. In der nordportugiesischen Stadt liegen die Temperaturen im Oktober durchschnittlich bei 20 Grad. „Ich liebe das Wetter und das Essen hier, auch die Mentalität hat Ähnlichkeiten mit Kroatien“, sagt die in Zollikon ge­borene Tochter von Einwanderern aus der Adriastadt Split.

Im August entschied sich Marković für den ersten Auslandstransfer ihrer Fußballkarriere: den Wechsel von Grasshoppers Zürich zu Sporting Braga. Die Eingewöhnung in die neue Umgebung fiel ihr zunächst schwer: „Es war keine leichte Entscheidung, weil ich ein echtes Zürich-Girl bin und meine Familie mir so wichtig ist. Die ersten zwei Monate waren sehr hart“, gesteht die 25-Jährige. Der einzige Lichtblick war ihr Freund Tomás Ribeiro, der als Fußballprofi bei Vitória Guimarães aktiv ist, dem Lokalrivalen von Sporting Braga. Kennengelernt hatten sie sich am Trainingsgelände der Grasshoppers, als beide dort gleichzeitig – er für die Herren und sie für die Damen – die Schuhe schnürten. Nach ihrer schweren Knieverletzung im vergangenen Jahr zeigte sich Ribeiro hilfsbereit. „Er hat mich in der Rehabilitation enorm unterstützt und war mein engster Begleiter“, erzählt Marković. Obwohl sie zu dieser Zeit noch nicht liiert waren, spielte Ribeiro eine Schlüsselrolle in ihrem Heilungsprozess. „Durch ihn habe ich die beste Therapie vom Personal Coach und den Physiotherapeuten bekommen“, so Marković weiter.

Ana Maria Marković träumt davon, sich mit dem kroatischen Nationalteam für die EM 2025 in ihrem Geburtsland Schweiz zu qualifizieren.

Mittlerweile ist Marković wieder topfit und hat bereits die ­ersten Spiele im Trikot von Sporting Braga absolviert. Die Umstellung vom Schweizer auf den portugiesischen Fußball fiel ihr nicht leicht: „Hier herrscht ein höheres Level. Ich habe jeden Tag Training und der ­Trainer ist sehr streng“, erzählt sie. „Ich habe auch schon geweint wegen des Trainers, aber da bin ich keine Ausnahme im Team.“ Durch das intensive Training und die technisch versierten Mitspielerinnen hat sich Marković laut eigener Aussage bereits binnen weniger Wochen verbessern können. „Wenn du mich mit anderen Spielerinnen vergleichst, die mit dem Ball zaubern, dann habe ich ein technisches Defizit“, sagt sie selbstkritisch und lächelt. Ihr Spielstil basiert weniger auf filigranen Dribblings, sondern mehr auf ihrer Athletik und Schnelligkeit. „Ich will den Ball nicht in den Fuß, sondern in den Lauf“, stellt sie klar.

Dass sie ein Ball­gefühl hat, das für den Profibereich taugt, ist bemerkenswert – Marković begann erst im Alter von 13 Jahren auf Vereinsebene Fußball zu spielen. Ursprünglich war sie als Kind zehn Jahre lang im Kunstturnen aktiv. Durch ihre jüngere Schwester Kristina, die der Lederkugel nachjagte, entdeckte sie ihre neue Leidenschaft. Marković begann ihre Karriere nicht als Stürmerin, sondern als Torhüterin, was ungewöhnlich ist; ihre Zeit zwischen den Pfosten währte jedoch nicht lange, denn ihre Laufgeschwindigkeit war unübersehbar. „Die Trainer haben ­bemerkt, dass ich durch das Kunst­turnen schnell und explosiv bin. Seitdem bin ich am Flügel“, so Marković. Auf der Außenbahn am Fußballplatz brilliert auch ihr großes Vorbild: Cristiano Ronaldo. Anfang des Jahres drehte Marković mit dem fünffachen Weltfußballer und reich­weitenstärksten Menschen der Welt einen Werbeclip für die Krypto-Handelsplattform Binance. Bei dem Treffen konnte sie ihm erzählen, dass er großen Anteil an ihrem Aufstieg zur Influencerin hatte.

Ihr Weg in die Social-Media-Welt begann eher zufällig, als sie anfing, Bilder von ihrem Fußballalltag zu posten. In einem Interview erwähnte Marković, dass der portugiesische Superstar ihr Vorbild sei. „Dann hat es angefangen. Follower von Cristiano-Ronaldo-Fanpages ­haben mich mit Anfragen bombardiert“, sagt sie und lacht. In diesem Moment erkannte Marković, dass es kaum Sportlerinnen gibt, die in der Mode- und Creator-Welt erfolgreich sind. Die Werbeeinnahmen, die sie über ihre Plattformen generiert, sind für sie heute eine wichtige Einkommensquelle. Laut dem Money Calculator von Influencer Marketing Hub verdienen Influencer von Markovićs Größe zwischen 6.000 und 10.000 US-$ pro Instagram-Post und zwischen 2.000 und 3.000 US-$ pro Tiktok-Video. Die Zahlen variieren unter anderem je nach Partner und Länge des Videos. Fest steht: Marković erzielt mit Social Media deutlich höhere Einnahmen als durch ihr Fußballgehalt. Im Vergleich zum Männerfußball verdienen Frauen im Durchschnitt nur einen Bruchteil.

In ihrer Anfangszeit als Profi bei den Grasshoppers, als ihr noch nicht Millionen von Menschen in den sozialen Netzwerken folgten, musste sie anfangs noch nebenbei als Fitnessinstruktorin und im Marketing arbeiten. Mit der Gründung ihres eigenen Getränkelabels Re­loadz letztes Jahr möchte sie sich ein weiteres Standbein aufbauen: „Es läuft ganz okay“, meint sie, ohne dabei auf genaue Verkaufszahlen einzugehen; es sei jedoch ein Prozess, der Zeit benötige. ­„Reloadz ist kein Eistee oder ein Energydrink, den alle Leute kennen, sondern Proteinwasser ohne tierische Inhaltsstoffe“, erzählt sie. Das „Swiss Made“-Produkt enthält zwei Gramm Reisprotein pro 100 Milliliter und wird mit verschiedenen Fruchtaromen dezent gesüßt.

Die Halbliter-Flaschen sind in 600 Migros-Filialen sowie in Fitnesscentern wie Power Gym und weiteren kleinen Supermärkten in der Schweiz erhältlich. Marković und ihr Team haben erkannt, dass sie expandieren müssen, um den Erfolg anzutreiben: „Wir müssen ins Ausland“, betont sie und spricht über die Notwendigkeit, neue Märkte wie Italien, die USA und England zu erschließen, wo die Nachfrage nach veganen Proteinprodukten höher ist. Dafür ist sie auf der Suche nach Investoren. Die Strategie sieht vor, 13 % der Anteile an erfahrene Investoren abzugeben und zusätzlich 10 % ausschließlich für Athleten bereitzustellen, um ein internationales Athletennetzwerk aufzubauen. Doch Marković träumt nicht nur vom großen Erfolg mit ihrem Getränkelabel – natürlich hat sie auch im Fußball noch klare Karriere­ziele vor Augen, die sie mit viel Ehrgeiz verfolgt. Auf Vereinsebene will sie eines Tages in der englischen FA Women’s Super League spielen, der besten Frauenfußballliga der Welt. Sie weiß, dass der Weg dorthin noch weit ist: „Besonders die Spielübersicht ist ein Bereich, an dem ich arbeiten muss. Das liegt bei mir an den fehlenden Jahren“, reflektiert sie – und fügt hinzu: „Aber ich habe in der Vergangenheit schon ­bewiesen, dass ich schnell lerne.“

Ana Maria Marković, geboren 1999 in Zollikon, spielte im Nachwuchs des FC Zürich und später als Profi bei den Grasshoppers Zürich. 2021 debütierte die Außenstürmerin in der kroatischen A-Nationalmannschaft. Seit August 2024 steht sie beim portugiesischen Verein Sporting Braga unter Vertrag.

Fotos: Ana Maria Marković

Paul Resetarits,
Redakteur

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