AUF HALBEM WEG

Der libertäre Milliardär Charles Koch ist dafür bekannt, ein Vermögen für politische Bewegungen auszugeben und setzt sich nun für die Legalisierung von Marihuana ein. Hier die Gründe, warum in beiden Parteien Befürworter zu finden sind.

Je nachdem, wen man fragt, ist Charles Koch entweder ein Titan der Industrie, ein düsterer Mann geheimer Wahlkampfspenden oder ein Mark Aurel der libertären Bewegung. Doch bald schon könnte Koch als der Milliardär bekannt werden, der Republikaner sowie Demokraten zur Legalisierung von Cannabis überreden konnte. Und das nicht, weil er gerne einen Joint raucht.

Tatsächlich war das erste und letzte Mal, dass der 85-jährige CEO von Koch Industries Marihuana konsumiert hat, aus Versehen in den 80er Jahren. Er und seine Freunde tranken nach dem Helikopter Skifahren in British Columbia ein paar Gin Tonics während dem Abendessen, als der Küchenchef ihnen einen Teller voller Brownies zum Dessert brachte. Nachdem Koch einen gekostet hatte, fühlte er sich etwas „durchgedreht“. Er weiß nicht, wer damals Cannabis in die Süßspeise gemischt hat, doch er sagt, er hätte viele erfolgreiche Freunde – von Ärzten bis hin zu Anwälten – die bereits Marihuana konsumiert haben.

Obwohl Koch selber kein großer Marihuana-Konsument ist, hat er endlich eine lang bestehende Meinung öffentlich gemacht: Cannabis sollte landesweit legal sein. Mit Hilfe seines Namens und fast 25 Millionen US-$ seines 45 Milliarden hohen Vermögens versucht er nun das Strafrecht sowie die Legalisierung voranzubringen. Brian Kooks, Kochs rechte Hand, meint, dass man durch die bereits ausgegebene Summe eine gute Vorstellung davon bekommt, wieviel Koch bereit ist für seine Mission in die Hand zu nehmen. 70 Millionen US-$ wurden bereits in den letzten zwei Jahren in seine Überzeugung investiert.

„Es sollte die Entscheidung des Einzelnen sein“, sagt Koch aus seinem Büro in Wichita, Kansas. „Ein Verbot ist kontraproduktiv. Es ruiniert Leben, kreiert gesellschaftliche Konflikte und ist unfortschrittlich. Die ganze Sache hat für mich nie einen Sinn ergeben.“

Im April ist Kochs politische Gruppe von Befürwortern, Americans For Prosperity, anderen Organisationen beigetreten um die Cannabis Freedom Alliance zu bilden, deren Mitglieder bereits begonnen haben, sich für die Aufhebung des Marihuana Verbots im Kongress einzusetzen. Hier in seinem Büro, das mit einem Ölgemälde seines verstorbenen Vaters, der Koch Industries in den 40er Jahren gegründet hat, dekoriert ist, ist der Milliardär endlich dazu bereit seinen Wunsch einer Marihuana Legalisierung zu erklären. Als treuer Libertarianer sieht er das Verbot von Cannabis als tiefe Verletzung der persönlichen Freiheit, sowie als Regelung, die Amerikas Masseninhaftierung nur noch weiter fördert. Die USA hätte von dem „Albtraum“ des früheren Alkoholverbots lernen sollen, so Koch.

Der CEO ist nicht der Einzige dieser Meinung. Fast 70% der Amerikaner sind der Überzeugung, dass Cannabis legalisiert gehöre. Derzeit ist der alltägliche Konsum in 18 Staaten erlaubt, 37 Staaten haben bereits den medizinischen Gebrauch legalisiert. Eine Industrie, die letztes Jahr mehr als 17,5 Milliarden US-$ erwirtschaftet hat – eine Summe, die bis 2030 auf 100 Milliarden US-$ explodieren soll.

Noch ist unklar, ob die US Senatoren Chuck Schumer, Cory Booker und Ron Wyden die notwendigen 60 Stimmen für ihren Gesetzesentwurf, den sie im Juli vorgestellt haben, bekommen können. Schumer gibt offen zu, dass er bis jetzt noch nicht die nötigen Zahlen hat und Präsident Biden unterstützt die Legalisierung nicht. Für Politiker beider Seiten, die noch immer skeptisch gegenüber der Legalisierung Marihuanas sind, hat Koch zwei Fragen: „Wenn du Cannabis, oder Menschen, die es konsumieren, nicht magst, was helfen dir all diese Gesetze? Und warum ist Alkohol, das meines Wissens nach stärker süchtig macht als Marihuana, legal, aber Marihuana nicht?“

Koch gibt zu, dass er nicht ganz vorne an der Legalisierung mitmischt. „Ich bin für das philosophische Departement zuständig“. Und seine Philosophie ist simpel: Ein Verbot verursacht mehr Probleme für ein Land, dass über zwei Millionen Gefängnisinsassen zählt, als es löst. „Wir wollen eine Gesellschaft, die ihr Potenzial und ihre Kontribution entfalten kann, doch mit diesen Regelungen schließt man Millionen von Menschen aus.“

Text: Will Yakowicz / Forbes US
Fotos: beigestellt

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