Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Seit über zwei Jahren ist Patrick McKenna Portfoliomanager bei Mediolanum International Funds und betreut dort den 2019 gestarteten MBB Chinese Road Opportunity Fund. Mit ihm haben wir über langfristige Trends und Herausforderungen des chinesischen Markts sowie die Investmentmöglichkeiten der immer besser entwickelten „Neuen Seidenstraße“ gesprochen.
Unter dem Namen „One Belt, One Road“ ist das Projekt „Neue Seidenstraße“ international bekannt. Seit 2013 werden unter diesem Namen Ausbauprojekte internationaler Handels- und Infrastrukturnetze zwischen China und 60 weiteren Ländern zusammengefasst. Das Ziel der Volksrepublik? China will seinen internationalen Einfluss ausweiten, sich von der alten Industriewirtschaft lösen und vor allem im Bereich Technologie vorpreschen. Dieses Vorhaben bietet nicht nur China, sondern auch internationalen Fondsgesellschaften wie Mediolanum International Funds neue Möglichkeiten.
Der vor drei Jahren gestartete MBB Chinese Road Opportunity Fonds von Mediolanum fokussiert sich genau auf diese Entwicklungen. Der chinesische Aktienfonds investiert in lokale Aktien und in US-ADRs (American Depositary Receipts aus den verschiedensten Sektoren Chinas, Anm.) und Hongkongs. Der Fonds konzentriert sich vor allem auf den ökonomischen Wandel von einer Industrie- zur Technologienation, den China seit einigen Jahren verfolgt. Die Investitionsmöglichkeiten reichen dabei von digitaler Technologie über Solarpaneele bis hin zu Elektrofahrzeugen. Patrick McKenna, Portfoliomanager bei Mediolanum, kennt den Markt in- und auswendig.
Sie sind seit mehr als zwei Jahren Portfoliomanager bei Mediolanum und konzentrieren sich auf den asiatisch-pazifischen Raum sowie China. Was fasziniert Sie an diesen Regionen?
Investitionen in Asien sind prinzipiell immer faszinierend. Es gibt so viele strukturelle, langfristig wachsende Geschäfte und es ist immer schön, in einer Region zu investieren, in der es einen wirtschaftlichen Aufschwung eine schnell wachsende Mittelschicht gibt. Zusätzlich verfolgt Mediolanum einen Multi-Manager Ansatz und eine meiner Aufgaben ist es, nach Managern in der Region zu suchen. Auf diese Art lerne ich mmer wieder großartige Investoren kennenzulernen und erfahre, wie diese Risiken in der Region managen. Der Standard der Investoren in China wird unterschätzt – die Profile, die auf meinem Schreibtisch liegen sind wirklich beeindruckend.
Wie haben sich die Märkte in diesen Gebieten in den letzten Jahren verändert, insbesondere im Hinblick auf die Covid-19-Pandemie?
Es war eine beängstigende Zeit. Dadurch, dass beispielsweise China schon mit anderen Pandemien zu tun hatte, waren sie im Gegensatz zu uns in Europa allerdings relativ gut vorbereitet. Bis 2021 war China in der Lage seine Wirtschaft gut am Laufen zu halten. In letzter Zeit sind Reisen in asiatische Länder, vor allem nach China, nur mit strengen Quarantänebedingungen erlaubt, während der Rest der Welt schon offen ist – das macht sich bemerkbar erschwert uns daher Geschäfte in der Region. Mit den steigenden Impfquoten und langsamen Schritten zur Öffnung geht es allerdings wieder bergauf.
Insgesamt will China ein Zentrum für fortschrittliche Fertigung werden.
Patrick McKenna
Was treibt die chinesische Wirtschaft aktuell an?
Ein Punkt ist natürlich der Klimawandel, so wie überall auf der Welt. Hier kommuniziert China sein Ziel klar: Klimaneutralität. Ein Fünfjahresplan soll dabei den Weg weisen. Die wichtigste Treibkraft der chinesischen Wirtschaft ist aber der gemeinsame Wohlstand. Die Regierung möchte, dass die gesamte Bevölkerung von einem wirtschaftlichen Aufschwung profitiert. Um das zu erreichen, wird man sich in den nächsten Jahren auf bestimmte Schlüsselbereiche konzentrieren. Das ist einerseits die Umstellung von traditionellen Fahrzeugen auf Elektrofahrzeuge – da könnten chinesische Unternehmen sogar Tesla übertreffen, denn China ist einer der größten Lieferanten bestimmter Komponenten, etwa von Solarmodulen oder Batterien. Ein weiterer Punkt ist wahrscheinlich auch das Gesundheitswesen: Die Bevölkerung altert, auch hier gibt es viel Wachstumspotenzial. Abgesehen davon investiert die Regierung auch in grüne Energie. Insgesamt will China ein Zentrum für fortschrittliche Fertigung werden.
Wie wurde der chinesische Markt durch den Angriff Russlands auf die Ukraine beeinflusst?
Die russische Invasion in der Ukraine war ein weiterer schwerer Schlag für die Weltwirtschaft, die sich gerade von der Pandemie erholt hatte – auch China ist dagegen nicht immun, obwohl man versucht hat, sich aus dem Konflikt herauszuhalten. Trotzdem ist man, wie auch andere Regionen, von höheren Rohstoff- und Lebensmittelpreisen betroffen. Die größte Herausforderung für das Land war aber wahrscheinlich die Aufrechterhaltung der Lieferketten. Wir erinnern uns alle noch an die Blockade des Suezkanals im vorletzten Jahr, das war ein Riesenproblem. China ist sehr wichtig, um die Lieferketten am Laufen zu halten.
Die steigenden Preise von Rohstoffen wie Lithium und Polysilizium haben das Land ebenfalls beeinflusst, aber die Regierung hat hier ziemlich proaktiv gehandelt und versucht, die Preise zu begrenzen und das Angebot zu erweitern. Durch ihr anhaltendes hohes Produktionsvolumen konnte China außerdem den Druck auf andere Regionen mildern, in denen es an Waren, Lebensmitteln oder Rohstoffen mangelte, indem sie rasch einsprangen.
Welche Investmentmöglichkeiten ergeben sich durch das Projekt „Neue Seidenstraße“?
Das Projekt läuft nun schon seit fast zehn Jahren. Es begann mit dem Ausbau der Infrastruktur durch neue Brücken und Häfen und dem Versuch, den internationalen Handel zu erleichtern. Die chinesischen Außenpolitik versucht so, ihre Rolle im internationalen Handel und in der internationalen Entwicklung auszubauen. Sie wollen zum Vorreiter im Bereich digitale Wirtschaft und Technologie werden. China verfügt über wichtige Technologien, die den Weg zur Klimaneutralität ebnen könnten – daraus wollen sie ihre Vorteile ziehen. Das ist eine der Hauptchancen, die wir mit unserem Fonds nutzen wollen.
Wie hat sich das Projekt in den letzten Jahren verändert?
Das Projekt konzentrierte sich ursprünglich auf Infrastruktur; davon hat man sich nun abgewandt, um sich auf einen reibungslosen internationalen Handel zu konzentrieren und Asiens Technologiesektor attraktiv zu gestalten. China hat mit der niederigeren Wertschöpfungskette des verarbeitenden Gewerbes, also eher einfacheren Waren, begonnen und die Branche im Laufe der Jahre weltweit dominiert. Mit der Zeit haben die Chinesen Fachwissen und Fertigungskompetenz entwickelt und sind nun wirklich gut darin, Dinge herzustellen – bei Erfindungen hinken sie allerdings hinterher. Das soll sich nun ändern. Das Land hat viele gut ausgebildete Arbeitskräfte, die für große Unternehmen in Europa und in den USA arbeiten. Diese gilt es, zurückzuholen, um in China eigene Unternehmen zu gründen und das erworbene Wissen zu nutzen.
Warum bietet der MBB Chinese Road Opportunity Fund die besten Renditen, wenn es um das Projekt „Neue Seidenstraße“ geht?
Der Fond ist ein Multi-Management Produkt, man setzt also nicht alles auf eine Karte beziehungsweise einen Manager. Meine Aufgabe ist es, unterschiedliche Manager zu finden, die gut zusammenpassen, um dem Endanleger eine bessere risikobereinigte Rendite zu ermöglichen. Insgesamt verfolgen wir einen Core-Satellite-Ansatz, bei dem wir einige Core-Manager haben, die ausgewogen arbeiten und die allgemeinen Risiken in China managen, haben aber auch Satelliten-Manager, die spezialisierter sind. Ich denke, unser wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist, dass alle unsere Manager in der Region ansässig sind. Das war ein großer Wettbewerbsvorteil in Bezug auf die Pandemie. Wenn man in Schanghai saß konnte man im Jahr 2020/2021 meistens trotzdem im ganzen Land herumreisen, ohne in Quarantäne zu müssen. Es war zwar nicht 100%ig Lockdown-frei aber viel besser, als im Ausland stationiert zu sein.
Es geht darum, eine dauerhafte Expertise aufzubauen, die sowohl eine lokale als auch eine globale Perspektive hat. Wir versuchen landesweit über verschiedene Sektoren hinweg vielfältig zu investieren. Ein Schlüsselbereich sind dabei auch A-Aktien. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unser Weg darin besteht, unsere Manager-Suche und unsere Multi-Manager-Fähigkeiten klug zu nutzen.
Die chinesischen Festlandbörsen und somit auch die von Ihnen angesprochenen chinesischen A-Aktien waren in der Vergangenheit für ausländische Investoren nur schwer zugänglich. Was hat sich nun geändert?
Genau, bis circa 2002 konnte man als ausländischer Investor nicht auf dem chinesischen Festland investieren. Später gab es für institutionelle Anleger die Möglichkeit, als sogenannter „qualifizierter ausländischer Investor“ einige Aktien an den Börsen von Shanghai und Shenzhen zu kaufen. Das war relativ begrenzt und ein langwieriger Prozess für die Anleger. Das Kontingent der Aktien, auf die Zugriff gestattet wurde, wurde allerdings von Jahr zu Jahr erweitert, sodass immer mehr Menschen das Programm nutzen konnten. Vor Kurzem wurden die Beschränkungen für ausländische Investoren nun komplett abgeschafft. Dazu beigetragen hat der sogennanten Hong Kong Stock Connect – durch diesen kann man jetzt über Hongkong Zugang zu Aktien aus Shanghai und Shenzhen erhalten und so auch vermehrt am chinesischen Festland investieren. Insgesamt gibt es über 6.000 chinesische Aktien, 1.400 davon sind in Hongkong notiert. Die in den USA börsennotierten Aktien sind 250. Über 4.000 davon sind allerdings chinesische A-Aktien, auf die man als ausländischer Investor lange keinen Zugriff hatte. Nun werden diese immer verfügbarer und unser Portfolio kann so mittlerweile auch einen landesweiten Ansatz verfolgen und sich nicht mehr nur auf die in Hongkong und an internationalen Börsen notierten Aktien fokussieren.
Patrick McKenna ist Portfolio-Multimanager bei Mediolanum International Funds und fokussiert sich unter anderem auf aufkommende Märkte in China. Zuvor war er bei Saunderson House und Aon tätig.
Welchen großen Veränderungen und Herausforderungen wird sich das Projekt „One Belt, One Road“ – und damit auch der MBB Chinese Road Opportunity Fund – in den nächsten Jahren stellen?
Eines ist sicher: Es wird immer Herausforderungen und Unbeständigkeit geben. Dadurch ist man aber gezwungen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wer sind die strukturellen Gewinner, was sind die strukturellen Wachstumsbereiche? Wie können wir qualifizierte Investoren und Risikomanager finden, die diese Chancen auch nutzen? Die wichtigste Aufgabe besteht weiterhin darin, nach qualifizierten Managern zu suchen. Unser Fonds wird immer größer und erzielt gute Ergebnisse für unsere Kunden.
Seit über zwei Jahren ist Patrick McKenna Portfoliomanager bei Mediolanum International Funds und betreut dort den 2019 gestarteten MBB Chinese Road Opportunity Fund. Mit ihm haben wir über langfristige Trends und Herausforderungen des chinesischen Markts sowie die Investmentmöglichkeiten der immer besser entwickelten „Neuen Seidenstraße“ gesprochen.