Ärmel hochkrempeln!

Wir sind wahrlich keine Schwarzmaler, aber man muss der Realität ins Auge blicken: ­Unser Wohlstand gerät in Gefahr. Denn das, was in der Vergangenheit funktioniert hat – sei es die Auto­mobilbranche, die Finanzindustrie oder Expertise in der Industrie –, kommt gerade gehörig unter Druck. Dazu trägt die Konkurrenz aus Ost und West bei, ein träges politisches System, aber vor allem auch eine Grundstimmung, die zunehmend als „depressiv“ beschrieben werden muss.

Das ist bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar, denn Europa gerät ins Hintertreffen. Das zeigen die Zahlen: Im Jahr 1999 zählte die Forbes-Liste der Milliardäre weltweit 298 Personen; darunter waren 110 aus Europa, 50 aus den USA und 13 aus Hongkong. Kein einziger Milliardär stammte damals aus Festlandchina, etwa 37 % aller Milliardäre weltweit waren Europäer. Wenn wir vor ins Jahr 2024 springen, zeigt sich ein völlig anderes Bild: Die Liste umfasst inzwischen 2.781 Personen, davon 813 aus den USA, 473 aus Festlandchina und Hongkong – und 690 aus Europa. Das entspricht „nur noch“ 24 %. Besonders extrem ist der Abfall mit Blick auf Deutschland: 1999 waren 15 % aller ­Milliardäre der Welt Deutsche, heute sind es 5 %.

Das passiert auch, weil wir zunehmend vergessen haben, die Leistungsträger der Gesellschaft sichtbar zu machen. Nicht umsonst ziehen es zahlreiche erfolgreiche Unternehmer vor, in der Öffentlichkeit kaum oder gar nicht in Erscheinung zu treten.

Doch es sind genau die Menschen, die mehr wollen als nur Durchschnitt, die etwas bauen wollen, das größer ist als sie selbst, die unseren Wohlstand auch morgen und übermorgen sichern. Und wer mit Unternehmern und CEOs spricht, merkt, dass Konzepte wie Work-Life-Balance oder Work from Home unter Druck ge­raten – weil unsere Wirtschaft insgesamt unter Druck gerät. Individuelle Arbeits­konzepte werden kritisch hinterfragt, weil wir unser allgemeines Wohlstandskonzept kritisch hinterfragen müssen. Gut so.

Denn unsere Zukunft wird nicht durch kluge politische Maßnahmen gesichert, sondern durch Menschen, die die Ärmel hochkrempeln und etwas schaffen wollen, das überdauert und das größer ist als sie selbst. Seit 1917 porträtieren wir bei Forbes diese unternehmerischen Köpfe – und porträtieren damit Vorbilder (egal ob Mann oder Frau, egal ob jung oder alt), die demonstrieren, wie viel möglich ist, wenn Leistung an erster Stelle steht – und nicht die eigene Bequemlichkeit.

Klaus Fiala,
Chefredakteur

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