„Böse Aktien“ zielgenau ausgeschlossen

Nachhaltige Veranlagungsformen sind beliebt. Dabei wird vor allem auf ein Konzept gesetzt: „böse“ Aktien auszuschließen. Anlegern stehen zahlreiche Möglichkeiten offen, das..

Nachhaltige Veranlagungsformen sind beliebt. Dabei wird vor allem auf ein Konzept gesetzt: „böse“ Aktien auszuschließen. Anlegern stehen zahlreiche Möglichkeiten offen, das Ausschlussprinzip auch für das eigene Portfolio zu nutzen.

Nach dem Wahlsieg von Donald Trump spielten die Finanzmärkte für einige Tage verrückt. Gold stieg an, bevor es zu einer Talfahrt ansetzte, die großen Aktienindizes zeigten sich von der US-Wahl eher unbeeindruckt und setzten ihren Aufwärtstrend weiter fort und der Kurs der Kryptowährung Bitcoin ging wie schon nach der Brexit-Abstimmung nach oben.

Auch einzelne Branchen profitierten von Trumps Sieg. Dabei waren neben den Aktien von privaten Gefängnisbetreibern vor allem Rüstungsaktien die großen Gewinner. Investoren kauften die Titel von US-Konzernen wie Lockheed Martin oder Northrop Grumman, da Trump im Wahlkampf mehrmals betont hatte, die Militärausgaben erhöhen zu wollen, was den betroffenen Unternehmen natürlich zugutekommen würde. Auch die europäischen Mitbewerber wie die deutsche Rheinmetall oder die französische Thales verzeichneten Kursgewinne.

Dieser Zusatzgewinn entging einer bestimmten, mit tlerweile relativ umfangreichen Gruppe von Anlegern jedoch. Denn wenn es um nachhaltige Geldanlage geht, ist „Exclusion“, also der Ausschluss bestimmter Titel auf Basis von ethischen oder ökologischen Gründen, noch immer die beliebteste Strategie. Und auf der „schwarzen Liste“ österreichischer (und europäischer) Anleger stehen Unternehmen, die Waffen produzieren oder mit ihnen handeln, ganz oben.

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Neben Rüstungskonzernen finden sich auch andere Ausschlusskriterien: Kernkraft, Menschenrechtsverletzungen oder Pornografie sind einige von ihnen. Nebenbei gibt es für umwelt- und gesellschaftlich bewusste Anleger auch Impact-Investing, um das Portfolio ethisch zu optimieren.

Rund zehn Milliarden € haben die Österreicher laut einer Studie des European Sustainable and Responsible Investment Forum (Eurosif ) in solchen Exclusions angelegt. Die Zahl, die auf den ersten Blick hoch aussieht, hat im Vergleich zu den Nachbarn jedoch Nachholbedarf: In Deutschland liegt das Volumen nämlich bei 1,8 Billionen €, in der Schweiz sogar bei satten 2,5 Billionen €. Selbst gemessen an dem verhältnismäßig kleineren österreichischen Anlagemarkt ist also noch Potenzial vorhanden.

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Wachstum des Ausschlusses bestimmter Aktien nach Ländern; Quelle: Eurosif

Einzelanleger haben natürlich die Möglichkeit, sich selbst auf die Suche nach den umwelt- und gesellschaftsfreundlichsten Unternehmen zu begeben. Dabei sollte jedoch auf Diversifikation geachtet werden. Denn das Problem liegt auf der Hand: Große Unternehmen haben mehr Reichweite und Marketingbudget, um ihre „guten Taten“ an die Öffentlichkeit zu tragen. So werden ihre Aktivitäten in diesem Bereich oft überrepräsentiert.

Genau das ist nämlich auch das Problem vieler passiv verwalteter Fonds, die auf Nachhaltigkeit ausgelegt sind. Exchange Traded Funds (ETFs; Fonds, die einem bestimmten Index folgen – in diesem Fall solche, die auf Nachhaltigkeit spezialisiert sind) überrepräsentieren oft große Unternehmen. Zudem sind sie meist auf geografische Regionen fokussiert, wodurch attraktive Chancen verpasst werden könnten. Denn die wirklichen Herausforderungen in Sachen Nachhaltigkeit stehen derzeit in Schwellenländern, vor allem in Asien, an.

Gleichzeitig sind die Kosten für solche Anlagen deutlich niedriger als bei aktiv verwalteten Fonds, bei denen ein Fondsmanager bezahlt werden muss. Der von Black-Rock ausgegebene iShares Sustainable MSCI Emerging Markets Fonds (ISIN: IE00BYVJRP78) deckt das Thema Nachhaltigkeit im asiatischen Raum ab und ist mit einer Kostenquote von 0,35 Prozent günstig, hat aber mit rund 16 Prozent einen nicht zu vernachlässigenden Anteil in einem einzigen Unternehmen angelegt – nämlich dem taiwanesischen Halbleiterhersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing. Wer eher in Europa sein Glück suchen will, wird bei der Schweizer Großbank UBS fündig. Der MSCI Europe & Middle East Socially Responsible ETF (ISIN: LU0629460675) deckt sozial und ökologisch verantwortungsbewusste Unternehmen in Europa und dem Nahen Osten ab. Die Kostenquote ist mit 0,28 Prozent niedrig.

Wem die Auswahl zu mühsam bzw. die potenziell fehlende Diversifikation der ETFs zu riskant ist, der kann sich auch an klassische, aktiv verwaltete Fonds wenden. Die höheren Kosten – die aktiven Fonds haben Gesamtgebühren zwischen vier und sechs Prozent – können sich durchaus lohnen, da man eine stärkere Diversifikation und aktivere Überwachung erzielt. Dazu muss aber ein guter Fondsmanager am Werke sein – und das kann man als Anleger leider nicht immer wissen.

Die großen österreichischen Fondsgesellschaften haben alle Nachhaltigkeitsfonds in ihrem Angebot. Die Erste Sparinvest war mit ihren Fonds Erste WWF Stock Environment (ISIN: AT0000705660), der in die Bereiche erneuerbare Energie, Energieeffizienz und Mobilität investiert, einer der Pioniere in diesem Bereich. Kepler wartet mit dem Kepler Ethikfonds (ISIN: AT0000675657) auf, auch der Raiffeisen-Nachhaltigkeitsfonds-Mix (ISIN:AT0000859517) erfüllt die Wünsche ethisch orientierter Anleger. Die Haltedauer der Fonds liegt im Schnitt bei etwa acht Jahren – sie sind also langfristig orientiert.

Der Markt für nachhaltige Anlageformen wächst jedenfalls auch in Österreich. Ein Blick über die Grenzen zeigt aber, dass noch viel Wachstumspotenzial besteht. Ob sich Anleger ihr ethisches Portfolio selbst zusammenstellen, auf ETFs zurückgreifen oder einem Fondsmanager das Vertrauen schenken, bleibt jedem selbst überlassen. Einziges Manko: Von Trumps Militärausgaben werden ethische Investoren nicht profitieren. Aber das lässt sich vermutlich verkraften.

Diese Geschichte ist in unserer Dezember-Ausgabe erschienen. Forbes gibt es als Abonnement oder als Einzelheft unter abo.forbes.at.

Klaus Fiala,
Chefredakteur

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