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Auch als Jungunternehmer zum Firmenwagen.
Harte Regeln: Junge Unternehmen wollen sich per Leasing oder Kredit einen Firmenwagen anschaffen – erhalten aber von der Leasinggesellschaft keinen; auch die Bank finanziert nicht. Selbst wenn sie wollten. Die Gesellschaft, oft ein Startup, ist dafür schlichtweg zu jung. Es fehlen belastbare Zahlen, die wiederum der Finanzierer für seine Bilanz braucht. Und daher untersagt dies das Kreditwesengesetz (KWG) bis zu drei Jahren nach der Gründung. Als ob solche Firmen für ihre Geschäftszwecke kein Auto benötigen. Direkt kaufen geht immer – allerdings wäre das betriebswirtschaftlich und bilanztechnisch unklug; wenn dafür überhaupt das Geld da ist.
Doch zum Glück gibt es Tanja und Svenn Moll, der tatsächlich mit zwei „n“ geschrieben wird. Ihr Unternehmen „MOBILITY 360“ liefert „Ihr Wunschfahrzeug mit dem Mobilitätskonzept“. Schließlich brauchen gerade auch Startups und Unternehmensgründer ein Fahrzeug. Sie sind betriebsnotwendig und keine Spielerei. Molls Lösung ist dabei keine Finanzdienstleistung – sonst würde sie ebenso dem KWG unterliegen –, sondern schlichtweg eine Dienstleistung: Die Kunden bekommen für beispielsweise drei Jahre ein Auto gestellt und zahlen dafür eine Monatsgebühr. „Wagen und Fahrzeugbrief dienen als Sicherheit. Das Fahrzeug ist auf unsere Unternehmen zugelassen. Wir übernehmen Steuern und Versicherungen“, erklären Molls Ihre Geschäftsidee – die sie bereits seit mehr als 20 Jahren verfolgen.
Geschäftsidee seit 1999
Tanja Molls Beteiligungs- und Beratungsgesellschaft, die BENEFIT AG, existiert sei 1999. Ihre Geschäftsfelder sind Unternehmens- und Startupberatung, Leasing, Immobilien und Distribution; auch Vorbereitung auf Börsengänge. Naturgemäß haben sie es da mit vielen Beratern und Geschäftsleuten zu tun – die oft wegen des jungen Alters ihrer Firma genau vor diesem Mobilitätsproblem standen. Also machte Svenn Moll daraus eine weitere Unternehmenssparte – die MOBILITY 360. Sie ist über die Jahre so wichtig geworden, dass sie als eigenständige Firma aus der BENEFIT AG herausgelöst wurde. Im Februar 2020 bereiteten Molls den Börsengang vor. Die Unternehmensbewertung war fertig. Es gab einen Pitch vor Investoren an der Wiener Börse, im Segment Direct Market Plus. Und dann kam Corona ...
Also musste das Vorhaben verschoben werden. Nun möchten Molls durchstarten und mit der MOBILITY 360 AG Marktführer in Deutschland werden. Sie haben den Businessplan angepasst und peilen den „Proof of Concept“ an. 2023 soll es dann wieder nach Wien gehen, zur Börse. Doch auch außerhalb des Finanzparketts gefällt ihnen die österreichische Hauptstadt: „Wir lieben Wien, haben dort auch eine Dependance und eine Wohnung.“
MOBILITY 360 AG – Marktführer in Deutschland
Zurück zu Molls Mobilitätskonzept für Jungunternehmen. Die Bedingungen sind ähnlich wie beim Leasing: Zum Beispiel drei Jahre Laufzeit, wobei der Vertrag nach jeweils zwölf Monaten bereits für beide Seiten kündbar ist. „So erhalten sich die Unternehmen die Flexibilität“, sagt die Firmenchefin. Anders bei Leasinggesellschaften, die sich den früheren Ausstieg mit horrenden Vorfälligkeitszahlungen vergüten lassen. Wenn Molls anderen den Mobilitätswunsch erfüllen, schauen sie sich natürlich das Unternehmen genau an, die sie manchmal bereits aus der Beratungstätigkeit kennen. Das Team um Tanja und Svenn Moll lassen sich Ausweis, Fahrerlaubnis, Gewerbeanmeldung und Handelsregisterauszug zeigen und holen mitunter eine Auskunft bei Creditreform & Co. ein. Sie nehmen allerdings keine Bonitäts-, sondern nur eine Plausibilitätsprüfung vor. Auf diese Weise bekommen auch Firmen einen Wagen, denen das KWG einen Strich durch die Rechnung macht. „Andere Wege zum Auto sind nahezu unmöglich oder erfordern einen hohen Rechercheaufwand“, sagt Svenn Moll.
Svenn L. Moll – Vollblutunternehmer und Fachmann
Svenn Moll macht eine Rechnung auf: „Jedes Jahr gibt es 600.000 bis 800.000 Neugründungen in Deutschland. Wenn wir, nur konservativ betrachtet, 300.000 als Zielgruppe nehmen und ein halbes Prozent davon erreichen, sind das 1.500 Unternehmen und Selbständige. Das wären runde 70 Millionen Euro an Objektwerten. Mit einem Auto machen wir im Durchschnitt 58.500 Euro Umsatz, sodass wir auf einen Gesamtumsatz von rund 88 Millionen Euro blicken können.“
Tolle Aussichten für den Erfinder des Konzepts. Bei einer der damals größten bankenunabhängigen Leasinggesellschaft, AML Leasing GmbH, hat Svenn Moll Ende der 1980er-Jahre das Leasingfach erlernt. Gleich danach, mit 21, wurde Svenn Moll (Jahrgang 1966) Unternehmer. Vor 20 Jahren war er direkt mit am Neuen Markt intensiv dabei – mit eigener Firma und allen Höhen und Tiefen. Seine Frau Tanja hat ihm die Grundlage zur Verwirklichung seiner Vision gegeben. Großen Rückhalt erhält er darüber hinaus von seiner gesamten restlichen Familie – sie arbeiten auch nahezu vollständig im Unternehmen mit: der älteste Sohn Marvin, Mutter Karin und Vater Klaus. Und die anderen beiden kleineren Kinder, Vincent und Sophie, haben ebenfalls schon Interesse an einer Mitarbeit angemeldet.
Da hält Svenn Moll es mit den Worten von Helmut Kohl: „Ein Land mit Kindern ist ein Land mit Zukunft. Kindern Leben zu schenken, sie groß zu ziehen, ist dem Tun des Försters vergleichbar, der einen Baum pflanzt und weiß: Wenn dieser Baum Schatten spendet, wird er selbst nicht mehr sein.“