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Stephan Wrage, CEO von Skysails, war 14 Jahre alt und ließ an einem sonnigen Tag seinen Drachen steigen, als er die Kraft erkannte, die daraus potenziell erzeugt werden kann. „Der Drachen zog mich vom Strand weg, zwei meiner Freunde konnten mich nicht halten, wir rutschten zu dritt durch den Sand“, erzählt er. Als Segler begann er später darüber nachzudenken, wie man diese enorme Kraft der Drachen etwa in Boote integrieren könnte.
Diese Idee ließ ihn nicht mehr los. Nach seinem Wirtschaftsingenieurstudium in Dresden gründete Wrage Skysails – mit dem Ziel, Schiffe mit Drachen zu ziehen, um den Treibstoffverbrauch in der internationalen Schifffahrt zu senken. „Alle dachten, ich sei verrückt“, sagt er lachend, „und das war ein Kompliment.“ Schritt für Schritt setzten er und sein Team dieses Konzept um und hatten Erfolg: Sie schafften es, ein 30.000 Tonnen schweres und 200 Meter langes Schiff zu ziehen, und sind nun seit 21 Jahren mit diesem „Airborne Energy System“ auf dem Markt. „Unsere Lösung funktionierte“, sagt Wrage, „aber die Lehman-Krise von 2008 hat uns schwer getroffen.“ Nach Angaben der U.S. Energy Information Administration fiel der Preis für ein Barrel Rohöl von Juni 2008 bis April 2009 von 133,88 US-$ auf 39,09 US-$. Das war eine schlechte Nachricht für Skysails, denn mit dem Verfall der Ölpreise sank die Nachfrage nach den sogenannten „Propulsion Kites“ (große automatisierte Drachen, die Schiffe mit der Kraft des Windes antreiben) dramatisch. „Unsere Vertriebspipeline hat sich von 130 Projekten auf zwei oder drei reduziert“, erklärt Wrage.
Im Jahr 2016 hatte sich der Schifffahrtssektor noch immer nicht erholt – das Unternehmen beschloss daher, mit Skysails Power auf grüne Energieerzeugung umzusteigen und Höhenwinde (über 200 Meter) zu nutzen, die laut Wrage die „größte ungenutzte erneuerbare Energiequelle“ sind. Diese innovative Lösung generiert Energie mit einem Antrieb durch einen Drachen, der bis zu 800 Meter weit fliegt. Die zwei großen Vorteile: Materialeffizienz und einfachere Logistik. „Man kann diese Anlagen dort aufstellen, wo man klassische Windturbinen nicht aufstellen kann“, erklärt Wrage, „zum Beispiel in schwierigem Gelände wie in Hurrikangebieten.“ Da der Drachen im Vergleich zu einer Windturbine leichter zu verankern ist, wird der Materialverbrauch extrem reduziert – und zwar um bis zu 90 %.
Wenn es um den Energiemarkt geht, ist Wrage kritisch: „Es scheint, als würden wir auf eine Mauer zusteuern, und niemand ist bereit, diese zu durchbrechen“, sagt er. Skysails sei nicht die einzige Lösung und reiche allein nicht aus, doch der Markt für Airborne Wind Energy Systems sei weitgehend unentdeckt: Alle Firmen hätten die Gewinnschwelle noch nicht erreicht. Aber Wrage ist optimistisch: „Zusammen mit anderen Unternehmen können wir einen Markt aufbauen.“
Text: Ekin Deniz Dere
Foto: Skysails
Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 2–22 zum Thema „Innovation & Forschung“.