PER VELO ZUM ERFOLG

Der Schweizer Ciril Stebler hat den größten Onlinemarktplatz für Fahrräder in der Schweiz aufgebaut. Jetzt will er Velocorner.ch auch nach Deutschland und Österreich bringen.

Ciril Stebler ist ein Mann mit ­Geschäftssinn – und einem Gespür für Alltagsbedürfnisse. Schon im Teenageralter gründete er ein Unternehmen und rief die Website „öffnungszeiten.ch“ ins Leben. Sein aktuelles Projekt ist nun je­doch weitaus ambitionierter.

Der 30-jährige Stebler ist Co-Founder und CEO der Velo­corner AG, des größten Fahrrad-Marktplatzes der Schweiz. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Murten will die gesamte Fahrrad­industrie digitalisieren. Zur Kundschaft zählt seit 2019 der Großteil des Schweizer Radfachhandels, zu den Partnern die großen Marken und Hersteller. Stebler und sein Mitgründer und jetziger CCO Mario Friedli waren vorher bei Scout 24 angestellt – das Gründerduo weiß also, worauf es bei einem erfolg­reichen digitalen Marktplatz mit Vergleichsmöglichkeiten ankommt.

Auf Velocorner sind rund 30.000 Bikes inseriert, von denen knapp 1.000 pro Monat über die Website verkauft werden. Davon sind 90 % Neuware aus dem Fachhandel. Stebler streicht beim Verkauf über seine Plattform eine Kommission von 6 % ein. Die Fachhändler zahlen einen Jahresbeitrag von knapp 2.000 €, um auf seiner Seite präsent zu sein.

Auf der Plattform können die Händler der Kundschaft ihr Sortiment präsentieren. Der Ver­kauf findet bei einem persön­lichen Treffen zwischen Käufer und Verkäufer statt, die Zahlung läuft über die Plattform.

Rund 65 % aller Schweizer Haushalte besitzen ein Fahrrad – und Velo-Fans folgen beim Kauf neuer Bikes meist der typischen Schweizer Mentalität „Was nichts kostet, ist nichts wert“. Heißt: Man ist bereit, in Qualität zu investieren.

Kunden greifen daher gern zu Topmodellen – was Velocorner.ch nützt, denn die Seite bedient vor allem das Premiumsegment. Der Durchschnittspreis eines Fahrrads liegt bei 4.100 CHF (4.000 €).

Laut Statista erwirtschaftete die Fahrradindustrie 2019 mit mehr als 6.500 Beschäftigten einen Umsatz von zwei Mrd. CHF. Im Jahr 2021 wurden in der Schweiz rund 550.000 neue Fahrräder verkauft, jedes sechste davon war auf Velocorner verfügbar. Innerhalb von zwei Jahren schaffte das Unter­nehmen 15 Jobs und erreichte im Jahr 2022 einen Umsatz von einer Mio. CHF.

Auch die Pandemie und der E-Bike-Boom haben die Nachfrage weltweit noch einmal beflügelt; et­wa wegen des Einbruchs chine­sischer Exporte und durch Lieferengpässe, die das Angebot ver­ringerten, wovon die Plattform wiederum profitierte. Stebler hat keine Zweifel, dass dieses Wachstum nachhaltig und langfristig ist: Für nächstes Jahr plant er, den Umsatz zu verdoppeln. Der Wert des Unternehmens betrug bei der letzten Firmenbewertung zwischen fünf und zehn Mio. CHF.

Das Alleinstellungsmerkmal von Velocorner.ch ist laut Stebler, dass „wir in der Schweiz die einzige Plattform sind, die sich dezidiert mit Fahrrädern beschäftigt und den Fachhandel stark involviert“. Für die Zukunft plant Velo­corner.ch die Expansion: Über ein Franchise­modell mit finanzieller Beteiligung von lokalen Partnern der Fahrradbranche soll die Seite auch in Österreich, Deutschland und Italien an den Start gehen.

Das Unternehmen will „die zentrale Anlaufstelle für jeden, der in der Schweiz mit einem Bike unterwegs ist, werden“, so Stebler. Im Durchschnitt legen Schweizer jedes Jahr rund 320 Kilometer auf dem Sattel zurück.

Ciril Stebler
...Unternehmer und CEO der Velocorner AG, schwört auf die US-/Schweizer Fahrradmarke Scott. Gegründet 2018 im Kanton Bern mit seinem Geschäftspartner Mario Friedli, zog Velocorner im Frühjahr 2019 nach Murten – wegen der Zweisprachigkeit, der guten Erreichbarkeit von anderen Regionen und einer Vereinbarung mit der Freiburger Wirtschaftsförderung.

Foto: Velocorner AG

David Zehner

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