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Künstliche Intelligenz ist sowohl der Stoff, aus dem Terminator-eske End-of-Humanity-Szenarien gemacht sind, als auch ein unsichtbarer, aber stetig wachsender Teil unseres täglichen Lebens.
KI verspricht uns eine Welt der personalisierten Angebote, die billiger, schneller und frei von menschlichen Fehlern sind. KI ist an sich ein faszinierender Werkzeugkasten mit dem Poten- zial, uns bei der Lösung einiger großer Probleme zu helfen – aber sind die Kosten der KI unser Ersatz, Massenarbeitslosigkeit, intransparente und grausame Algorithmen oder autonome Killerroboter? Die Diskussion über KI polarisiert.
Daher habe ich 2019 gemeinsam mit der Grafikerin Lena Kadriye Ziyal den Comic-Essay „We Need to Talk, AI“ veröffentlicht. Wir wollten einen wissenschaftlich fundierten, zugleich humorvollen und niederschwelligen Zugang zu diesem Thema schaffen, jenseits von Hype und Angstmache. Auf 56 Seiten, in jeweils sechs Schwarz-Weiß-Bildtafeln, versuchen wir zu beantworten, was KI ist und was sie in Zukunft für unsere Gesellschaft leisten kann. Wir erklären die Unterschiede zwischen Machine Learning und Deep Learning, diskutieren KI-relevante Konzepte wie Big Data, Datenkapitalismus und Diskriminierung und erörtern einige zentrale Anforderungen, die KI-Systeme erfüllen sollten.
Wichtig ist in meinen Augen, dass KI-Systeme uns in die Lage versetzen, fundierte Entscheidungen bei der Wahrung der Grundrechte zu treffen – und wir aber das letzte Wort bei ethisch heiklen Fragen haben. Es muss immer einen Ausweichplan für den Fall geben, dass etwas schiefgeht, und sichergestellt sein, dass die Privatsphäre und der Datenschutz in vollem Umfang respektiert werden. Darüber hinaus sollten KI-Systeme und ihre Entscheidungen in einer Weise erläutert werden, die für die jeweiligen Interessengruppen geeignet ist. Die Menschen müssen sich bewusst sein, dass sie mit einem KI-System interagieren. Es sollten Mechanismen geschaffen werden, die die Verantwortung und Rechenschaftspflicht für KI-Systeme und ihre Ergebnisse gewährleisten. Die Überprüfbarkeit, die die Bewertung von Algorithmen, Daten und Entwurfsprozessen ermöglicht, spielt in dieser Hinsicht eine Schlüsselrolle, insbesondere bei kritischen Anwendungen. Darüber hinaus sollte ein angemessener und zugänglicher Rechtsschutz gewährleistet sein – schließlich müssen wir uns vor einem Bias in den Daten schützen, da dieser verschiedene negative Auswirkungen haben kann, von der Ausgrenzung gefährdeter Gruppen bis hin zur Verschärfung von Vorurteilen und Diskriminierung. Um die Vielfalt zu fördern, sollten KI-Systeme für alle zugänglich sein, unabhängig von einer Einschränkung, und die relevanten Interessengruppen während ihres gesamten Lebenszyklus einbeziehen. Und last, but not least: KI-Systeme sollten allen Menschen zugutekommen, auch künftigen Generationen. Daher ist es wichtig, dass sie nachhaltig und umweltfreundlich sind – und ihre sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen sollten sorgfältig geprüft werden.
Julia Schneider
...ist Comic-Essayistin und promovierte Volkswirtin (www.docjsnyder.net). Zusammen mit der Grafikerin Lena Kadriye Ziyal veröffentlichte sie den Comic-Essay „We Need to Talk, AI“, der ein inter-nationaler Erfolg wurde. Ihr neuestes Buch über NFTs wird auf der diesjährigen re:publica in Berlin vorgestellt.
Dieser Artikel erschien in unserer Ausgabe 3–22 zum Thema „KI“.