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Im Zuge der Pandemie sehen Lucas Chanet, Daniel Bayer und Marlon Eibl, dass Menschen sich vermehrt mit Geldanlage beschäftigen, ihr Erspartes aber unüberlegt investieren. Sie beschließen, Fingu zu gründen, um so jungen Menschen fundierte Finanzbildung zu einem günstigen Preis zu bieten und gleichzeitig eine Lücke zu schließen, die das Bildungssystem ihrer Meinung nach offen lässt.
In zwei Wochen reich werden!“, „Durch drei simple Tricks werden Sie zum Millionär“, „Mit dieser Aktie vermehren Sie Ihr Geld schneller denn je“ etc. – das Internet geht förmlich über vor Menschen, die einem versprechen, in kürzester Zeit ohne Risiko ein Vermögen aufbauen zu können. Nicht wenige Online-Investmentberater ziehen so vielen Menschen ihr Erspartes aus der Tasche. Um diesem Trend entgegenzuwirken, haben Daniel Bayer, Marlon Eibl und Lucas Chanet im Herbst Fingu gestartet und im Frühling dieses Jahres gegründet, nachdem sie sich bei einem anderen Fintech-Start-up kennengelernt hatten. Die drei jungen Männer Mitte 20 wollen so vor allem ihrer Generation qualitativ hochwertige Finanzbildung bieten.
Was ist die Vision hinter Fingu?
(DB): Marlon und ich investieren schon seit einigen Jahren und haben uns schon immer für den Aktienmarkt interessiert. Wir haben gemerkt, dass Investieren und generell das Thema Finanzen an Interesse gewonnen haben. Dies hängt vor allem mit der technischen Revolution am Finanzmarkt zusammen: Immer mehr Menschen investieren heutzutage in den Aktienmarkt, da der Prozess immer einfacher wurde. Die Finanzbildung hält aber nicht mit. Universitäten, selbst die Wirtschaftsstudiengänge, sind oft sehr theoretisch, und in der Schule wird das Thema Finanzmärkte sowieso komplett ausgeklammert – also dachten wir, dass es eine Initiative aus der Privatwirtschaft braucht, damit Menschen so einfach wie möglich die Chance erhalten, grundlegende Finanzkenntnisse zu erwerben.
Warum braucht es Fingu in unserer aktuellen Zeit?
(ME): Während der Pandemie haben viele Leute begonnen, ihr Erspartes in Unternehmen wie Tesla oder Gamestop zu investieren, und konsumierten Finanzinhalte in Form von Reddit-Gruppen. Einige veranlagten ihr Geld auch in Kryptowährungen, verdienten daran und dachten, sie hätten smart gehandelt. Aber Geldverdienen allein macht uns noch nicht klug. Bis vor Kurzem hatten wir, überspitzt gesagt, eine Hype-Phase, bei der viele Menschen Angst hatten, einen Trend zu verpassen, und sämtliche Ersparnisse einsetzten respektive auch Kredite aufnahmen, um in diverse Assets, von Krypto bis Aktien, zu investieren. Warum? Weil sie die Risiken in den Finanzmärkten nicht verstehen. Wir lehren deshalb, dass Reichtum niemals über Nacht kommen wird, sondern zeigen, wie man sein Vermögen langfristig erfolgreich aufbauen kann.
(LC): Wir haben in unserer Marktanalyse festgestellt, dass es gerade auf Instagram und Youtube viele sogenannte Financial Influencer gibt, die über das Thema Investieren und allgemein Finanzen sprechen. Die Ratschläge dieser „Experten“ sind meistens aber nicht zielführend für die Anleger. Uns ist es wichtig, jedem Zugang zu einer Plattform zu bieten, die seriösen und gut aufbereiteten Finanz-Content anbietet. Viel zu oft haben wir erlebt, wie junge Menschen Geld verloren haben, weil sie auf die falschen Personen gehört haben.
(DB): Diese Entwicklung an den Finanzmärkten bestätigt auch eine Studie eines amerikanischen Onlinebrokers, die herausgefunden hat, dass der durchschnittliche unerfahrene Anleger in den ersten 20 Tagen nach seinem getätigten Investment knapp fünf Prozent verliert. Wir wollen mit Fingu wirklich Aufklärungsarbeit leisten.
Was genau ist das Geschäftsmodell von Fingu?
(DB): Wir bieten digitale Finanzbildungskurse auf hohem Niveau. Jeder unserer Kurse vermittelt in verschiedenen, aufeinander aufbauenden Lektionen Wissen rund um den Finanz- und Kapitalmarkt. Dabei haben wir einen multimedialen Ansatz gewählt, der dazu führt, dass die User direkt auch ins Tun kommen und das gelernte Wissen vertiefen können. Von einfachen Einsteigerkursen wie „Die Rolle der Börse am Markt“ über Themen rund um Makroökonomie und Mikroökonomie bis hin zu anspruchsvollen Fachgebieten wie Vermögensallokation oder Investmentstrategien: Bei Fingu kommt jeder auf seine Kosten. Jeder Kurs wird von einem echten Finanzmarktexperten unterstützt, von Vorstandsmitgliedern respektive Chefvolkswirten internationaler Banken bis hin zu Vermögensverwaltern, die mehrere Milliarden verwalten und etliche Jahre an Erfahrung mitbringen. Bei Fingu lernen die User von den Besten.
(ME): Außerdem wollen wir die User dabei unterstützen, eigene Investmentideen zu generieren und neue Investmentoptionen zu identifizieren. Gleichzeitig ist es uns auch wichtig, dass wir den Fingu-Usern eine Möglichkeit schaffen, wie sie sich auf der Plattform selbst austauschen und dabei über verschiedenste Themen diskutieren können.
Sie schreiben auf Ihrer Website, der Finanzmarkt habe sich in den vergangenen Jahren verändert, und die Bildung halte nicht mit …
(DB): Die Fintech-Welt hat den Markt weitestgehend demokratisiert. Wenn man sich aber die Lehrpläne der Schulen in Österreich ansieht, existieren die Themen Börse, Kapitalmarkt und Finanzmarkt praktisch gar nicht. Ich war früher Vertreter der Österreichischen Schülerschaft, kenne die Lehrpläne und weiß, es gibt eine große Lücke, die die Politik nicht sieht. Es bräuchte wirklich eine große Veränderung, damit die Menschen so ausgebildet werden, dass sie ihr Wissen in der realen Welt einsetzen können.
(LC): Das unterstreicht wiederum unsere eigene Marktforschung. In unserer Hauptzielgruppe, bei den 18- bis 30-Jährigen, haben wir gesehen, dass viele Personen trotz teilweise sehr guter Ausbildung kaum oder gar kein Wissen rund um den Finanzmarkt besitzen. Erfreulich dabei ist, dass unsere Umfrage gezeigt hat, dass sich ein Großteil dieser Personen aktiv weiterbilden und die Zusammenhänge rund um das Thema Finanzen besser verstehen will. Wir haben auch gesehen, dass die Jugend überfordert mit der Informationsflut ist – sie tut sich daher schwer, seriöse Quellen zu identifizieren. Die neue Generation braucht deshalb jemanden, dem sie vertrauen kann, und jemanden, der seriöses Wissen vermittelt und sie an der Hand nimmt und durch die Finanzwelt begleitet.
(ME): Wir streben deshalb künftig an, auch mit Schulen zusammenzuarbeiten. Jeder sollte die Möglichkeit haben, seine Ersparnisse zu investieren.
Es gibt mittlerweile haufenweise Unternehmen, die Finanzbildung oder Investmentkurse anbieten, auch digital. Wodurch hebt sich Fingu ab?
(ME): Im Zuge unserer Marktanalyse konnten wir den Markt in drei Teilbereiche gliedern: Es gibt Universitäten, die neben dem Uni-Betrieb Onlinekurse anbieten; diese sind oft sehr teuer. Zudem gibt es Broker, die eigene Academies anbieten. Diese erklären in den allermeisten Fällen jedoch nur einzelne Begriffe. Das dritte Segment besteht aus Unternehmen wie Udemy oder Masterclass, wo Kunden einzelne Online-Videokurse kaufen oder ein Abonnement abschließen. Fingu hat somit keine direkte Konkurrenz, da wir einen anderen Ansatz gewählt haben: Erstens kreieren wir laufend neue Inhalte rund um die Themen Finanzmarkt und Investieren, zweitens verpacken wir komplizierte und langwierige Themen in kleine Einheiten, die wir spielerisch und unterhaltsam aufbereiten. Diese eigens entwickelte Lernstrategie sorgt für maximalen Lernerfolg – 30 Minuten pro Tag können schon einen Unterschied machen. Dritter und letzter Punkt: Wir sind mit 4,99 € im Monat verhältnismäßig günstig – gerade mal so viel wie ein Getränk bei Starbucks …
Was sind Ihre Pläne für die nächsten Jahre?
(LC): Im Moment arbeiten wir daran, unsere Plattform weiter auszubauen, und kreieren gleichzeitig ständig neue Kurse. Zusätzlich legen wir den Fokus darauf, eine auf die Nutzer hin optimierte Plattform zu schaffen. Dabei setzen wir uns besonders mit der Gamifizierung von Fingu auseinander und wollen das Nutzererlebnis steigern. Anschließend wollen wir verschiedene Arten von Mitgliedschaften einführen – Premiumkunden können dann beispielsweise exklusive Videos oder Marktkommentare von Experten erhalten, die über Investitionstrends, Marktgegebenheiten und Tipps sprechen. Außerdem planen wir, einen virtuellen Broker einzurichten, mit dem die Nutzer ihr Wissen testen können, ohne echtes Geld zu riskieren.