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Andreas König und Alexander Pecka haben mit ihrem Hundebedarf-Online-Store Doggykingdom ein erfolgreiches E-Commerce-Unternehmen mit bereits über 300.000 Kunden in den USA auf die Beine stellen können. Nun haben die beiden Gründer Großes vor: Die Expansion nach Europa beginnt in Kürze, der Aufbau eines stationären Vertriebsnetzes ihrer Produkte sowie der Launch eines E-Commerce-Beratungsunternehmens, um ihr Know-how mit anderen zu teilen.
Der stationäre Handel stirbt, während E-Commerce gerade einen Boom erfährt. In den letzten acht Jahren ist der E-Commerce-Markt von 1,4 Milliarden US-$ auf 5,5 Milliarden gewachsen – fast eine Vervierfachung. Beschleunigt wurde das Ganze durch die Coronakrise. Innerhalb eines Jahres mussten Riesen wie Walmart und Co., aber auch kleine und mittelgroße Unternehmen auf Online-Modelle umstellen.
Doch es gab auch Früheinsteiger, die noch vor 2020 voll auf E-Commerce gesetzt haben. Darunter die österreichischen Unternehmer Andreas König und Alexander Pecka. 2017 gründeten die beiden das Online-Geschäft für personalisierten Hundebedarf Doggykingdom und bauten es im Zuge der letzten Jahre zu einem E-Commerce-Business mit achtstelligen Umsätzen auf. Der Markt: die USA. Weil, wie König erklärt, der Markt größer und das Konsumverhalten fortgeschrittener ist: „Amerikaner haben früher angefangen, online einzukaufen. Und: Es gibt dort mehr Hunde.“
Als Business-Modell wählten die beiden Österreicher das sogenannte Dropshipping-Modell. König erklärt: „Der große Unterschied zwischen normalen Onlineshops und Dropshipping ist, dass man keine Lager betreiben muss.“ Das heißt, man agiert als Vermittler zwischen den Warenproduzenten und dem Kunden. „Die Kunden bestellen also bei dir im Onlineshop und du bestellst am selben Tag die Waren beim Großhändler im Ausland. Dieser verschickt die Bestellung dann direkt an den Kunden.“
Mit dieser Methode gehen einige Vorteile einher. Erstens: Man braucht weniger Startkapital. „Um ein Dropshipping-Business zu starten, reichen einige Tausend Euro. Wenn du einen klassischen Onlinehandel eröffnen willst, dann brauchst du Hunderttausende bis in den siebenstelligen Bereich“, erklärt König. Denn da muss man die Ware vorher kaufen sowie physische Infrastruktur wie Lagerhallen und Logistik-Hubs aufbauen und verwalten.
Doch beim Dropshipping-Modell gibt es durchaus auch Risiken, wie die Doggykingdom-Gründer erklären. „Man kann zum Beispiel verklagt werden. Dadurch, dass man Produkte in den Verkehr bringt, ist man auch verantwortlich, wenn mit dem Produkt irgendwas nicht stimmt“, so Pecka. Dazu kommt die Abhängigkeit vom Produkthersteller, da man schlussendlich nur als Vermittler fungiert. „Sagen wir, es sind bei uns viele Bestellungen eingegangen und bezahlt worden und der Hersteller liefert mangelhafte Waren oder sogar leere Pakete. Plötzlich will jeder Kunde sein Geld zurück.“
Für König und Peckas Dropshipping-Modell schien es durchaus Nachfrage zu geben. Doch die Gewinnmarge war noch nicht so hoch. „In den ersten vier Monaten haben wir über 200.000 US-$ Umsatz generieren können. Das war schon mal ein Durchbruch für uns“, sagt König. Jedoch waren die Ausgaben noch zu hoch: „Wir hatten aber ungefähr 190.000 US-$ Kosten. Das heißt insgesamt gab es 10.000 US-$ Gewinn für vier Monate Arbeit und das musste man noch durch zwei teilen, weil wir ja zu zweit waren.“
Der Durchbruch kam, als die beiden Gründer einen Händler fanden, der genau deren Hauptprodukt um 50 % günstiger herstellen konnte. „Damit war dann eine Marge da, mit der wir die Marke auch richtig skalieren konnten“, so Pecka. Von rund 50.000 US-$ Umsatz im Monat konnte das Unternehmen auf Tagesumsätze von 30.000 bis 40.000 US-$ wachsen. „Unsere besten Monate haben immer über eine Million US-Dollar Umsatz gebracht“, erzählt König.
„Wir wurden immer wieder gefragt, ob wir andere nicht beim Aufsetzen eines E-Commerce-Geschäfts beraten könnten. So haben wir gemerkt, dass es durchaus Nachfrage für unsere Expertise gibt.“
Andreas König, MBA
In den letzten Jahren ist Dropshipping zu einem beliebten E-Commerce-Modell geworden. Dem Analytics-Unternehmen Grand View Research zufolge wurde der globale Dropshipping-Markt 2019 noch auf 122,3 Milliarden US-$ geschätzt, doch 2025 könnte dieser auf 557,9 Milliarden US-$ wachsen. Das wäre also eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 28,8 %.
Mit Doggykingdom haben König und Pecka eine Nische für sich gefunden: die Personalisierung für Hundebesitzer. So kann man sich auf deren Website Tierbedarf mit dem Namen des eigenen Hundes bestellen. Genau das hilft ihnen im Wettbewerb mit E-Commerce-Giganten wie Amazon, denn: „Amazon kann nicht alle Produkte, die sie anbieten, personalisieren. Das geht einfach vom Volumen her nicht“, erklärt Pecka. „Deshalb sind wir von der Konkurrenz mit Amazon relativ abgekoppelt“, ergänzt König.
Auch wenn Doggykingdom heute Umsätze im achtstelligen Bereich erzielt, war der Weg dorthin auf keinen Fall ein einfacher, erzählen die Gründer. „Wir haben zuerst verschiedenste Produktkategorien ausprobieren müssen, bis wir etwas gefunden haben, was funktioniert“, erzählen sie. Oder etwa das kontroverse iOS-14-Software-Update von Apple, das dazu führte, dass Online-Werbung auf Facebook und Instagram um ein Vielfaches teurer wurde. „Das haben wir alles gut überstanden, weil wir unsere Profite nicht gleich für Lamborghinis oder Champagnerflaschen ausgegeben haben“, sagt Pecka. „Da muss man vorsichtig sein und das Geld noch in der Firma lassen. Viele Unternehmen haben zusperren müssen. Wir aber nicht, weil wir genau schauen, wo wir Geld ausgeben, um die Fixkosten gering zu halten“, ergänzt König.
Dennoch stellte die Coronakrise sowie die hohe Inflationsrate für ihr Business eine Herausforderung dar. Der Pandemie-Ausbruch hat die globalen Lieferketten unter Druck gesetzt, auch die Lieferanten von Doggykingdom. Und: Die sinkende Kaufkraft führte zu einem konservativeren Konsumverhalten. Das heißt, es will nicht jeder jetzt gerade Geld für neue personalisierte Accessoires für seine Haustiere ausgeben.
Obwohl sie ihr erfolgreiches Business in den USA aufgebaut haben, kommen beide Gründer ursprünglich aus Österreich. Der Wiener Andreas König hat einen Master in Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen und sich dann in verschiedenen Bereichen ausprobiert: „Ich war mal Immobilienmakler, habe in vielen Sales-Betrieben gearbeitet, und habe auch ein Start-up gegründet“, erzählt der 32-Jährige. „Es hat insgesamt acht Jahre gedauert, bis ich dann gemeinsam mit Alexander das gefunden habe, was mir gefällt, und das dann auch gut funktioniert hat“.
Sein Geschäftspartner Alexander Pecka wuchs ebenso in Wien auf. Nach dem Grundwehrdienst entschied er sich, Polizist zu werden. Als sich Pecka zur Fremdenpolizei versetzen ließ, hatte er plötzlich mehr Freizeit und begann sich mit Dropshipping auseinanderzusetzen. „Da hatte ich einen sehr geregelten Plan und mehr zeitliche Ressourcen, etwas nebenbei aufzubauen“, erzählt er. 2017 lernten die beiden zukünftigen Gründer einander durch gemeinsame Bekannte kennen.
Andreas König und Alexander Pecka...
...haben 2017 das Dropshipping-Unternehmen Doggykingdom gegründet. Nun wollen die beiden Gründer ihr umfangreiches Know-how im E-Commerce-Bereich anderen zur Verfügung stellen. Daher gründeten sie Ende 2021 das Institut für E-Commerce, mit dem sie nun eine dreistellige Kundenanzahl betreuen.
Nun haben die beiden Geschäftsmänner darüber hinaus das Beratungsunternehmen König & Pecka Institut für E-Commerce (www.koenigpecka.com) auf die Beine gestellt. Entstanden ist die Idee aus der bereits vorhandenen Nachfrage. „Wir wurden immer wieder gefragt, ob wir andere nicht beim Aufsetzen eines E-Commerce-Geschäfts beraten könnten. So haben wir gemerkt, dass es durchaus Nachfrage für unsere Expertise gibt.“ Sieben Monate nach der Gründung beraten König und Pecka zahlreiche Kunden, wie sie ein erfolgreiches E-Commerce-Geschäft aufbauen können. So berät das Institut für E-Commerce über Themen wie: Wie setzt man einen Onlineshop korrekt auf? Wie findet man eine Produktnische? Wie schaltet man Werbung richtig? Welche Software-Tools braucht man?
Wenn man beim Institut für E-Commerce Kunde werden will, muss man sich auf deren Website für eine Zusammenarbeit mit den Gründern bewerben. Das hat einen wichtigen Grund, wie König erklärt: „Wir wollen immer schauen, dass die Kooperation für beide Seiten Sinn ergibt. Das heißt, es müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Wie zum Beispiel, es muss etwas Startkapital vorhanden sein, oder die Gründer müssen auch die Zeit investieren wollen.“
„Es gibt so viele angebliche Consulting-Unternehmen. Wir wollen aber den Erfolg von Doggykingdom als Beweis dafür nutzen, dass wir hier praktische Erfahrung haben und nützliches Know-how in dem Bereich bieten können.“
Die beiden Gründer haben noch Großes vor: Doggykingdom soll zu einer globalen Marke im Bereich Hundebedarf werden. Die nächsten Schritte: Im vierten Quartal 2022 kommt die Expansion nach Europa. „In Amerika laufen schon über 400.000 Hunde mit unseren Accessoires herum. Wir freuen uns, bald in Europa unsere Produkte überall zu sehen“, so König.
Fotos: David Visnjic