DIE WAHREN GEWINNER

Mit einem Gesamtumsatz von 63,7 Millionen CHF pro Jahr gehört Swiss Casinos zu den größten Casinounter­nehmen in der Schweiz. Seit 2019 darf Swiss Casinos seine Glücksspiele auch online anbieten. Das Geschäft boomt – nicht zuletzt deswegen möchte Swiss-Casinos-CEO Marc Baumann das Potenzial des Markts ausschöpfen und überrascht Spieler immer wieder mit innovativen Ansätzen.

Grelle Lichter, schrille Töne. Die heitere Stimme einer schick gekleideten Croupière hinter dem Roulette-Tresen begrüßt alle Spieler, die in den Raum kommen. Anschließend wirft sie eine kleine Elfen­beinkugel in einen sich drehenden Kessel. Es befinden sich Hunderte Spielende im Raum, die allesamt auf einen hohen Gewinn hoffen. Die Spannung steigt. Schließlich bleibt die Kugel auf der 36 liegen. Die Crou­pière gratuliert den Gewinnern Black Bard, Vickie009, Baran123 und vielen mehr– sie alle verlassen den virtuellen Roulettetisch mit einem Gewinn von mindestens 500 bis 2.000 €.

Das Livespiel gehört wohl zu den größten Innovationen der E-Casino-Branche innerhalb der letzten zehn Jahre. Ein virtueller Spieltisch im Casino wird von einem echten Croupier bedient, wobei mehrere Kameras und Sensoren rund um den Tisch das Spiel in Szene setzen und es den Spielenden ermöglicht wird, online mitzuspielen. Darüber hinaus können sich die Spielenden im Chat mit den Crou­piers und anderen Spielern unterhalten. Ob um 8:30 Uhr am Weg zur Arbeit oder kurz nach dem Abendessen: Live-Casino ist der perfekte Zeitvertreib für zwischendurch.

Vergangenen November lancierte Swiss Casinos zusammen mit dem britischen Spielesoftwarehersteller Playtech den ersten Schweizer Online-Roulettetisch für alle Spieler mit Schweizer Wohnsitz. „Wir versuchen, uns durch innova­tive Produkte von der Konkurrenz abzuheben. Wir waren die Ersten in der Schweiz, die das Live-Feature eingeführt haben. Zudem haben wir eine Schweizer Pokermeisterschaft und Jackpotspiele online eingeführt. Mit unserer neuen „Gambling Night Show“ im Fernsehen haben wir ein völlig neues Format lanciert“, so Marc Baumann, CEO von Swiss Casinos.

Dass Menschen gerne und oft spielen, ist nicht neu. Begonnen haben sie damit schon lange vor der Geburt des Internets – schon im alten China, wo Glücksspiele auf Fliesen gefunden wurden, oder in Ägypten, wo die ältesten bekannten Würfel ausgegraben wurden. Mit der Verbreitung des Glücksspiels verbesserten sich dessen Organisa­tion und Regulierung: Die ersten Casinos bzw. Spielbanken entstanden im 17. Jahrhundert in Italien, von dort aus breiteten sich die Glücksspielhäuser im 19. Jahrhundert in ganz Kontinentaleuropa aus.

Ende der 1970er-Jahre grün­dete der Schweizer Glücksspiel­unternehmer Hans Jecklin die Swiss Casinos AG. Als er sie im Jahr 2000 an den Phonak-Großaktionär Hans-Ueli Rihs verkaufte, gründete dieser die Nachfolgegesellschaft Swiss Casinos Holding AG. Heute besitzt Swiss Casinos landesweit vier Häuser: in Zürich, Pfäffikon, in St. Gallen und Schaffhausen. Im Jahr 2025 soll ein weiteres in Oftringen eröffnen – vorausgesetzt, die Konzessionsvergabe ist erfolgreich.

Swiss Casinos zählt zu den ersten Casinos der Schweiz, die im Jahr 2019 ihr Angebot in die digitale Sphäre expandierten. Auslöser dafür war die Neuauflage des Schweizer Geldspielgesetzes (BGS): „Für die Schweiz war das ein wichtiger Schritt, denn damit wurde der Glücksspielmarkt liberalisiert, sodass lizenzierte Anbieter seit dem 1. Januar 2019 ihre Dienst­leistungen online anbieten dürfen“, so Swiss-Casinos-CEO Baumann.

Das Onlinecasino ist ein Phänomen, das erstmals 1994 ausprobiert wurde. In Europa nahm es erst in den letzten zehn Jahren Fahrt auf und ist heute ein prosperierendes Geschäft. So betrug das globale Marktvolumen für Online­casinos im Jahr 2021 rund 67,7 Mrd. € – bis 2027 soll es auf satte 123 Mrd. € ansteigen. Auch in der Schweiz zeigt sich klar, dass der Trend in Richtung virtu­elles Glücksspiel geht: 234,4 Mio. CHF konnten 2021 als Bruttospielertrag verzeichnet werden.

Das Onlinesegment von Swiss Casinos etablierte sich über die letzten drei Jahre recht zügig – mittlerweile befinden sich über 100 Spiele im Angebot: ein bunter Mix aus klassischen Spielen wie Onlinepoker und -roulette über Online-Black-Jack bis hin zu Online-Slots. Der überwiegende Anteil des Spielespektrums stammt vom britischen Spielesoftwarehersteller Playtech; dieser setzte im Jahr 2021 1,2 Mrd. € um. Andere E-Gaming-Anbieter sind unter anderem der österreichische Player Novo­matic mit einem Umsatz von 1,8 ­Mrd. € pro Jahr.

Obwohl Swiss Casinos in vielen Dingen eine Vorreiterrolle einnimmt, steht das Unternehmen bezogen auf den Umsatz von Onlinecasinos auf Platz zwei – denn Marktführer im Bereich E-Casinos in der Schweiz ist mycasino.ch, das Onlinecasino der Grand Casino Luzern Gruppe, das im Jahr 2021 knappe 74 Mio. CHF umsetzte. An zweiter Stelle steht swisscasinos.ch mit 63,7 Mio. CHF, gefolgt von der Stadtcasino Baden Gruppe (jackpots.ch) mit 44 Mio. CHF Umsatz.

Doch von diesen hohen Einnahmen bleibt nicht mal die Hälfte bei den Casinos selbst. In der Schweiz werden Spielbanken seit dem 2019 in Kraft getretenen BSG nämlich doppelt besteuert: einerseits durch die Spielbankenabgabe in Höhe von 40 bis 80 % und andererseits durch die Unternehmensgewinnsteuer. Die Schweizer Spielbanken haben bisher insgesamt sieben Milliarden CHF Spiel­bankenab­gaben an die AHV (Altersversorgung) und an die Kantone abgeführt.

Doch während das Gemeinwohl gefördert wird, fördern Casinos gleichermaßen die Spielsucht unter Spielenden. Eine Studie der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK) zeigt, dass 2,8 % der Schweizer ein risiko­reiches Spielverhalten und 0,2 % ein pathologisches Spielverhalten aufweisen. Mit diesen Zahlen bewegt sich die Schweiz im internatio­nalen Durchschnitt, allerdings ist die Studie aus dem Jahr 2017 – zwei Jahre bevor Onlinecasinos in der Schweiz erstmals erlaubt wurden.

„Wir sind dazu verpflichtet, eine Sperre anzuordnen, wenn wir annehmen, dass ein Gast über seine finanziellen Verhältnisse spielt. Wir überprüfen deshalb häufig die mit hohen Einsätzen spielenden Gäste und deren Lohnausweise und Betreibungsregisterauszüge“, so Baumann. Aktuell sind 70.000 Spiel­sperren in der Schweiz in Kraft.

Den nicht gesperrten Spielern soll stets Neues geboten werden: „Virtual Reality in E-Casinos ist sicher eine Möglichkeit, den Spielenden Neues zu bieten. Hier wollen wir im Trial-and-Error-Verfahren Möglichkeiten testen und damit flexibel bleiben.“ Experten gehen davon aus, dass verschiedene technologische Fortschritte wie eben einerseits die Entwicklung von Virtual Reality und Blockchain-Tools und andererseits das Aufkommen von Bitcoin-Glücksspielen den Markt in Zukunft weiter antreiben werden.

Marc Baumann
...ist diplomierter Betriebsökonom und seit 2017 CEO der Swiss-Casinos-Gruppe. Zuvor war er drei Jahre lang Direktor der Swiss Casinos Zürich AG.

Foto: swisscasinos.ch

Naila Baldwin

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