DAS AMAZON AUS WIEN

Das Wiener Fulfillment-Start-up Byrd möchte die E-Commerce-Welt revolutionieren. Byrd bietet seinen Kunden Fulfillment-Dienstleistungen wie Lagerung, Verpackung, Versand und Retourenabwicklung an. Insgesamt flossen bereits rund 70 Millionen Euro in das Unternehmen – unter anderem von Cambridge Capital, Speedinvest, Mouro Capital und Elevator Ventures.

22016 gegründet, stehen heute neben Under-30-Listmaker Alexander Leichter (2.v.r.) auch (im Bild von links nach rechts) Chris Bourdeu, CFO, Petra Dobrocka, Co-Founder & CCO, Annemarie van Leijen, COO, und Sebastian Mach, Co-Founder & CTO an der Spitze des Fulfillment-Dienstes und E-Commerce-Anbieters Byrd.Das Unternehmen entstand am Start-up-Inkubator der TU Wien als kleiner Paketdienst in Wien und ist sechs Jahre später ein Fulfillment-Dienst für kleine und große Online-Shop-Systeme in ganz Europa.

Das Start-up bietet All-in-one-Lösungen, bei denen Onlinehändler bei der kompletten Abwicklung ihrer Onlinebestellungen unterstützt werden. So können Händler mit Hilfe der Plattform ihre gesamte Logistik an Logistikexperten auslagern und ihre Produkte weltweit verkaufen. Zudem hilft das Unternehmen bei der Suche nach den günstigsten Versanddienstleistern, liefert individuelle Verpackungen und übernimmt Retouren.

Dazu arbeitet Byrd, das rund 250 Mitarbeiter zählt, mit 20 Partnern in acht europäischen Ländern zusammen. Die Lagerkapazität des Unternehmens hat sich im letzten Jahr verdreifacht und beträgt nun rund 450.000 Quadratmeter. „Wir wollen Klein und Groß den gleichen Standard bieten. Player wie Amazon, Zalando oder Asos dominieren den Markt und haben beim Kunden eine hohe Erwartungshaltung ausgelöst. Es ist aber nun mal nicht realistisch, dass jeder noch so kleine Shop eine gleich starke Infrastruktur aufbaut“, sagt Alexander Leichter, CEO bei Byrd. Während der Kernmarkt die DACH-Region ist, nutzen Kunden aus aller Welt Byrd, wie etwa All I Need, Campari, Durex und Freeletics.

Die Vision von Byrd ist ja, dass wir einen europaweiten E-Commerce-Standard für ,next day‘-Lieferung bauen.

Alexander Leichter

Der größte Konkurrent am Fulfillment-Markt ist klar Amazon, ohne Frage. Der Gesamtumsatz des Onlinehändlers betrug im Jahr 2021 469,82 Milliarden US-$. Da ist davon auszugehen, dass der Umsatz mit Logistikdienstleistungen einen Großteil zum Erfolg des Unternehmens beigetragen hat. Auch im deutschsprachigen Raum gibt es eine Reihe an kleinen bis mittelgroßen Fulfillment-Dienstleistern. „Professionelle Logistikdienstleister sind ja nicht neu. Da gibt es Firmen, die schon sehr lange bestehen und erfolgreich sind“, sagt Leichter. Warum Byrd sich von anderen Unternehmen am Markt unterscheidet, erklärt CEO Leichter so: „Im Vergleich zu anderen Anbietern führen wir in Bezug auf die Automatisierung und Daten.“ Eine eigens entwickelte Lagermanagement-Software verbindet alle Lager des Netzwerks des Unternehmens. So können Onlinehändler Bestellungen im Rahmen eines komplett automatisierten Logistikprozesses aufgeben. Das ermöglicht ihnen Echtzeit-Zugriff auf alle Fulfillment-Daten und die Chance, ihre Qualität laufend zu verbessern.

In einer Series-C-Finanzierungsrunde konnte das Wiener Start-up Anfang Mai eine Investition in Höhe von 50 Mio. € einsammeln. Damit sticht der Fulfillment-Dienstleister heraus am deutschsprachigen Markt. Zu den Kapitalgebern gehören u. a. Cambridge Capital, Speedinvest und Elevator Ventures, allesamt internationale Namen. Mit dem frischen Kapital will man bestehende Geschäftsstellen verstärken, neue Features entwickeln, dieses Jahr noch nach Schweden, Dänemark und Polen expandieren und auf 400 Mitarbeiter anwachsen.

„Wir wollen erreichen, dass jeder Händler, der einen neuen Online-Shop aufmacht, sein Inventar zu Byrd shippt. Es soll der griechische Händler genauso gut in Großbritannien verkaufen wie der Brite selbst, weil sie eben Zugang auf dieselbe Technologie und dieselbe Supply-Chain haben. Die Vision von Byrd ist ja, dass wir einen europaweiten E-Commerce-Standard für ,next day‘-Lieferung bauen“, so Leichter. Gelingt das, könnte Byrd bald schon das neue Amazon sein.

Foto: Byrd

Naila Baldwin

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