Mit dem FORBES-NEWSLETTER bekommen sie regelmässig die spannendsten Artikel sowie Eventankündigungen direkt in Ihr E-mail-Postfach geliefert.
Vor 20 Jahren öffnete unter der Leitung von Kurt Straub das Park Hyatt Zürich seine Türen – es war das erste Hotel in Zürich, das Teil einer internationalen Kette war. In einem Interview zeigen Straub und der aktuelle General Manager Michel Wittwer auf, wie sich das Hotel in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert hat, was unverändert geblieben ist und welche Pläne für die Zukunft bestehen.
Edle Uhren, teure Mode, gutes Essen: Bei Schweizer Produkten erwarten Konsumenten Luxus. Das ist auch in der Hotellerie nicht anders; vielleicht mit ein Grund, warum in Zürich zahlreiche Fünf-Sterne-Hotels stehen. Vor genau 20 Jahren kam das erste Luxushotel einer internationalen Kette nach Zürich – Forbes hat mit Kurt Straub und Michel Wittwer, dem ersten und dem aktuellen General Manager (GM) des Park Hyatt Zürich, über die grössten Veränderungen in der Hotellerie gesprochen; und darüber, was gleich geblieben ist.
«Gehen wir ein wenig in der Zeit zurück», beginnt Straub – der 1993 anfing, für die Hyatt-Gruppe zu arbeiten –mit der Geschichte des Hotels: Unweit des Zürichsees stand einst ein zweistöckiges Parkhaus. «Irgendwann hat die Stadt beschlossen, man müsse etwas mit diesem Platz machen. Das war damals ein wunder Punkt mitten in der Stadt», so Straub. Die Stadt Zürich veranstaltete einen Architekturwettbewerb, rund 80 Institutionen und Unternehmen schickten Ideen ein, wie man den Ort nutzen und gestalten könnte. Gewonnen hat Hyatt.
Das Hotel, das seit seiner Eröffnung 138 Zimmer und Suiten zählt, war das erste einer internationalen Kette in Zürich und versuchte von Anfang an, das moderne Image der Marke zu zeigen. Verglichen mit anderen Zürcher Hotels, die teils seit über 100 Jahren die Stadt prägen, wirkt ein Haus schnell mal modern – Hyatt hat versucht, sein Image, sei es in der Architektur oder auch in seinen Events, widerzuspiegeln. «Wir waren alle überrascht», so Straub, «aber das Park Hyatt war von Tag eins an ein Hit.» Zur Eröffnungsfeier kamen damals 1.200 Menschen. Wittwer dreht sich zu Straub und fügt hinzu: «Kurt hat grossartige Arbeit geleistet, das Hotel als einen der führenden Akteure im Luxussegment in die lokale Gesellschaft einzuführen.»
Heute, erzählt der aktuelle GM, lege das Hotel weiterhin viel Wert darauf, ein integraler Bestandteil der Zürcher Gesellschaft zu sein und Zürich eine Verbindung zu internationalen Perspektiven zu bieten. Neben Mitarbeitern aus aller Welt beschäftigt das Hotel auch gezielt Menschen aus der Stadt und engagiert sich aktiv in der Förderung des lokalen Nachwuchses. Auch die Zutaten für das Restaurant werden hauptsächlich bei lokalen Herstellern eingekauft. «Auch wenn man sich im Lauf der Zeit an Technologien, Reisegewohnheiten und Reisendenprofile anpassen musste, sind die Werte dieses Hauses stets unverändert geblieben – und werden das auch in Zukunft bleiben», so Wittwer, der das Park Hyatt Zürich seit April leitet.
Straub weist auch darauf hin, dass die Klientel des Park Hyatt Zürich eine andere sei als die der bekannten Grandhotels in der Stadt. «Diese Hotels haben ihre eigene Kundschaft», erklärt er. «Die Besucher des Park Hyatt haben andere Wünsche und Vorstellungen.»
Nicht alles ist in den letzten 20 Jahren gleich geblieben – auf die Frage, was sich in den letzten zwei Jahrzehnten alles verändert habe, antwortet Straub, ohne zu zögern: «Social Media. Als ich das Hotel eröffnet habe, gab es das nicht.» Heute ist es für Hotels gang und gäbe, Influencer einzuladen: «Du brauchst Menschen, die Bilder und Videos aus dem Hotel teilen. Das muss Teil des Marketings sein», sagt Wittwer.
Laut Wittwer bucht der moderne Gast auch weniger weit im Voraus – er komme spontan und sehne sich nach exklusiven Erlebnissen. «Manche Leute kommen und sagen: ‹Ich möchte sehen, wo ihr euer Fleisch kauft. Bringt mich bitte zu dem Bauern, ich möchte wissen, wie das abläuft.› Sie konsumieren viel bewusster», so Straub. Andere wollen einen Schweizer Uhrmacher besuchen oder eine Bootstour auf dem Zürichsee machen, fügt Wittwer hinzu. Er sagt: «Die Leute wollen ein massgeschneidertes Erlebnis und wir müssen versuchen, diesen Wünschen gerecht zu werden.» Dass diese Erlebnisse in den sozialen Medien geteilt werden, bringt zwar mehr Kunden zum Hotel, steigert aber gleichzeitig die Erwartungen: Jeder möchte etwas Einzigartiges erleben.
Ein weiterer Unterschied zu früher hat seinen Ursprung in der veränderten Arbeitsweise, was besonders für Businesshotels wie das Park Hyatt Zürich wahr ist: Wollten Besucher einst klar getrennte Plätze für Arbeit und Freizeit, halten sie heute Videoanrufe in der Lobby ab und gehen danach auf einen Drink in die Bar. Wittwer: «Freizeitgäste, die in ein Businesshotel kommen, werden sich unwohl fühlen. Umgekehrt funktioniert es aber: Ein Geschäftsreisender fühlt sich auch in einem eher freizeitorientierten Hotel wohl.»
Um diesen Veränderungen gerecht zu werden, hat das Park Hyatt Zürich umfassende Pläne für die nahe Zukunft entwickelt: Alles soll wohnlicher werden, Lobby und Restaurant sollen renoviert werden. Geplant seien ausserdem zwei neue Stockwerke mit Appartements, die speziell für Gäste gedacht sind, die einen längeren Aufenthalt planen. Das Ziel, so Wittwer: «Du sollst dich nicht mehr so fühlen wie in einem Hotel – du sollst das Gefühl haben, es könnte dein Apartment sein, dein zweites Zuhause, in dem du wohnst, wenn du Zürich besuchst.»
Kurt Straub war über drei Jahrzehnte lang in der Hotellerie tätig. 1993 kam er in Acapulco, Mexiko, zur Hyatt Hotels Corporation. Er leitete unter anderem Hotels in Kirgistan, der Schweiz und Mexiko. Von 2018 bis 2020 war der Schweizer VP of Operations im Mittleren Osten, Afrika und Südwestasien.
Michel Wittwer begann seine Hotellerie-Karriere im Hyatt Regency in Bishkek, Kirgistan, wo er Assistant Director of Food and Beverages war. Ab 2016 war er General Manager von Park Hyatt Hotels in Frankreich und Österreich; seit April 2024 leitet er das Park Hyatt Zürich.
Text: Erik Fleischmann
Foto: Jorma Müller